Kreuzzüge
hinsetzen.«
»Du kannst dich auch bei mir anlehnen«, bot Kuf an.
»Nein danke, es ist wohl besser, wenn ich hier stehen bleibe. Schließlich sind wir doch in diplomatischer Mission hier.« Sie grinste den Greif an.
»Sollte ich dann nicht besser aufstehen?«, frage Rha'ngri.
Hauskyld schüttelte den Kopf. »Sie wissen nicht, wie es bei euch üblich ist, schließlich bist du ein Alien. Es kann also nicht schaden. Aber Clio, wenn es bequemer für dich ist, kannst du dich auch hinknien. Sie denken dann wahrscheinlich, du würdest beten.«
»Muss ich auch mit den Fingern herumkneten?«
»Finger kneten … ach, du meinst, die Hände zum Gebet falten? Nein, das ist nicht nötig. Knie dich einfach auf den Boden und halte den Kopf gesenkt.«
Sie versuchte es. »Das ist schon viel besser. Warum machst du es nicht auch so? Später kannst du dich vielleicht nicht mehr ausruhen.«
»Ich würde mich schuldig fühlen, wenn ich ihnen vorgaukelte, dass ich bete.«
Ein ganze Weile wurde nicht mehr gesprochen. Hinter ihnen sank die Sonne immer tiefer, und ihre Schatten wurden immer länger.
»Was machen wir, wenn sie nicht reagieren?«, fragte Clio schließlich.
»Dann versuchen wir es morgen noch einmal.«
»Es sieht so aus, als brauchten wir nicht mehr so lange zu warten«, sagte Kuf plötzlich. Das große Tor öffnete sich, und die Zugbrücke rollte über die Schienen durch das Minenfeld.
»Also Leute, jeder auf seinen Posten«, kommandierte Hauskyld. Sie stellten sich in einer Reihe auf. Clio, die jetzt wieder die weiße Fahne in den Händen hielt, stand in der Mitte, Rha'ngri und Hauskyld links und rechts neben ihr, Kuf und Thingachganderook dahinter. Als sich das Tor öffnete, trat Kanegawa, der Tempelritter heraus, grüßte und lief dann bis zum Ende der Zugbrücke.
Dort grüßte er wieder und kam dann direkt auf Hauskyld und seine kleine Gruppe zu. Vor der weißen Fahne blieb er stehen. Hauskyld stellte mit Entsetzen fest, wie abgemagert er war, die Augen tief eingesunken und mit dunklen Rändern versehen, was wegen seines bleichen Gesichtes besonders bedrohlich wirkte. Anscheinend hatte der Templer in der letzten Zeit entschieden zu wenig Schlaf bekommen.
»Bruder Hauskyld«, sagte er leise. »Doktor Yeremenko. Und …«
»Gesandte der Hochkrone.« Hauskyld zeigte auf seine Gefährten. »Rha'ngri, Kuf und Thingachganderook. Darf ich vorstellen, dies ist Komtur Kanegawa von den Tempelrittern.« Rha'ngri verbeugte sich, Kuf nickte und Thingachganderook senkte den Kopf.
»Ihr seid willkommen unter der Fahne des Friedens«, sagte der Komtur und verbeugte sich ebenfalls tief. Eine gute Antwort, dachte Hauskyld. »Ich bin verpflichtet, Sie nach dem Grund für Ihr Erscheinen zu fragen und muss zudem feststellen, in welcher Funktion sich der Bruder vom Orden des Heiligen Mbwe Hauskyld Gomez und Towarischtsch Doktor Clio Yeremenko hier befinden.«
Die diplomatischen Höflichkeitsfloskeln zeigten Hauskyld deutlicher als alles andere, dass er sich wieder unter Terranern befand. Eigentlich wollte jeder in der Festung einfach nur wissen, warum sie so schnell zurückgekehrt waren und ob man sie gefangen genommen hatte. Aber es war nicht üblich, direkt danach zu fragen.
»Wir wurden in unserer Eigenschaft als Ordensbrüder des Heiligen Mbwe und aufgrund von Doktor Yeremenkos gegenwärtigem Status als außerplanetares Mitglied der Christlichen Union hierher gesandt, um Waffenstillstandsverhandlungen zu führen. Diese sollen nach dem Willen der Hochkrone zu einem permanenten Frieden beitragen. Außerdem hat die Hochkrone den Wunsch geäußert, zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt ein gleichberechtigtes Mitglied der Union zu werden.«
Kanegawa nickte bedächtig und wiederholte die Botschaft langsam in sein Sprechfunkgerät. Dann gestattete er es sich, Hauskyld anzugrinsen. »Langweilige, bürokratische Hackescheiße. Wir hätten das alles viel besser bei einem schönen, kühlen Glas Bier besprochen.«
Das Funkgerät piepste, und er hielt es sich ans Ohr. Eine Minute lang hörte er zu, dann sagte er: »Ihr Status wurde in allen wesentlichen Punkten akzeptiert. Akkreditiert wurden die Botschafter Rha'ngri, Kuf und Thingachganderook.«
Clio lächelte. »Das haben Sie absolut perfekt ausgesprochen, Komtur. Vielleicht sollten Sie die Verhandlungen führen.«
»Dafür wurde ich nicht ausgebildet«, antwortete er und lächelte zurück. »Aber ich bin heilfroh, dass wir diesen Unsinn jetzt erledigt haben! Sie beide
Weitere Kostenlose Bücher