Kreuzzüge
bekommen Ihre alten Zimmer wieder. Es tut mir Leid, Madam, aber Pater Sherman bestand darauf. Und für die Herren Botschafter haben wir einen … ähem … gemütlichen Platz in den Räumlichkeiten der Kavallerie eingerichtet. Wenn Sie so freundlich sein wollen, Ihren Leuten ein Zeichen zu geben, damit wir zur Festung aufbrechen können.«
Rha'ngri drehte sich um und ließ die Faust dreimal über dem Kopf kreisen. Dann streckte er alle vier Arme vor, die Handflächen nach oben gedreht. Weit oben am Himmel blitzte es von einem dunklen Punkt dreimal kurz hintereinander hell auf. »Jetzt wissen sie, dass wir keine Gefangenen sind«, sagte er in bestem Standard mit kaum merklichem Akzent.
»Dann können wir ja gehen.« Kanegawa deutete auf die Zugbrücke. »Wenn Sie mir folgen wollen …«
»Also«, sagte Kuf, »Sie brauchen uns nicht zu erklären, warum Sie uns im Pferdestall untergebracht haben. Wir verstehen, dass es keine andere Möglichkeit gab und fühlen uns nicht beleidigt.«
Kanegawa starrte ihn an. Hauskyld vermutete, dass er durchaus von der Intelligenz der Greife gehört hatte. Doch das hier musste ihm vorkommen, als hätte er es mit einem sprechenden Pferd zu tun. Als sie die Zugbrücke bereits halb überquert hatten, fragte Kanegawa: »Wie konnten Sie wissen, dass ich die Stallungen meinte?«
»Wo sollte man sonst jemanden von meiner Größe unterbringen? Die meisten der großen Räume werden doch bestimmt anderweitig gebraucht.«
Der Templer nickte zweimal, mit einer langen Pause dazwischen, als hätte er den Grund für die Wahl der Unterkunft erst jetzt verstanden. Hauskyld gefiel diese Geste; sie überraschte ihn mehr als alles andere, was an diesem Tag geschehen war.
Kapitel 21
Sogar für eine Belagerung schien es einige Traditionen zu geben, die unberührt blieben. Hauskylds alte Kammer sah zum Beispiel noch genauso aus, wie er sie verlassen hatte. Selbst der Papierkorb war noch immer nicht geleert worden. Er hoffte inständig, dass auch Clio ihre Kleidung wechseln und sich irgendwo waschen konnte. Zunächst jedoch war er natürlich daran interessiert, genau dies selbst tun zu können.
Er warf seine Schuhe mitten ins Zimmer, streifte die vor Dreck steifen Hosen ab, dann auch die Tunika und die Unterwäsche, um unter die Dusche zu gehen. Er drehte das Heißwasser so weit auf, wie es ging, und schrubbte die juckende Haut fest ab. Er massierte sich die Seife ins Haar ein und spülte es anschließend gründlich aus. Noch eine ganze Weile stand er unter dem heißen Wasserstrahl und genoss das Gefühl, langsam wieder sauber zu werden.
Den schmutzigen Mantel, die Tunika, Hose und Unterwäsche warf er in den Wäschebehälter. Seine Auswahl an sauberer Kleidung war nicht gerade überwältigend. Schließlich fand er seine strahlend blaue Robe, die er eigentlich nur bei besonders festlichen Anlässen zu tragen pflegte …
Zumindest war sie sauber, und schließlich gab es ja heute einen bedeutenden Anlass, oder? Er zog sich schnell an und setzte sich, um sich das nasse Haar zu kämmen. Plötzlich klopfte es an der Tür.
Es war Kanegawa.
»Kommen Sie rein«, rief Hauskyld. »Ist es schon so weit?«
Kanegawa schloss leise die Tür hinter sich. »Nein, noch nicht. Ich meine, wir sollten erst noch ein paar Sachen privat besprechen. Sie dürfen nicht wissen, dass ich hier gewesen bin!«
»Sie?«
»Shermans Anhänger. Die jungen Aquinischen Offiziere.«
Hauskyld deutete auf einen Stuhl und ließ sich auf einem zweiten nieder. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn Sie mir alles von Anfang an erzählen. Was ist geschehen, als ich nicht hier war?«
Kanegawa fuhr sich mit den Händen durchs Haar, starrte eine Weile die Wand an und legte die Beine übereinander. »Meiner Ansicht nach hat Sherman einen leichten Schlaganfall erlitten, kurz nachdem Sie weg waren. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber er zeigt deutliche Symptome einer klassischen Paranoia!«
»Warum wurde er nicht abgelöst?«
»Diese Festung liegt mitten im Kriegsgebiet, und ich bin nach ihm der ranghöchste Offizier. Sherman hat es verstanden, die meisten der jungen Offiziere an sich zu binden. Die älteren Offiziere hat er in den Bau werfen lassen und den verbleibenden einen schnellen Aufstieg auf der Karriereleiter versprochen! Die denken nur an sich selbst. Was aus der Festung wird, interessiert sie nicht! Es hat sie so beeinflusst, dass sie jetzt seine Angst vor den Templern teilen. Er scheint zu glauben, wir wollten Randall
Weitere Kostenlose Bücher