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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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sein, in Tränen auszubrechen.
    Stattdessen schrie er plötzlich: »Me retro Sathanas! (Weiche von mir, Satan)« Er blickte sich im Raum um. »Als Erstes wird dieser ketzerische Templer eingesperrt! Zweitens befehle ich euch, diese Kreaturen an Pfähle zu binden und sie oben auf der Mauer aufzustellen. Ja, ihr habt richtig gehört! Zeigt sie ihren Freunden; zeigt ihnen, wie sehr wir sie verachten!«
    »Es wurde ihnen freies Geleit zugesichert, das dürfen Sie nicht tun!«, rief Clio.
    Sherman keuchte und seine Schultern bebten. Dann nahm sein Gesicht für einen Augenblick einen normalen Ausdruck an, aber gleich darauf grinste er wieder bösartig. »Freies Geleit, von wem denn? Nur vor dir und diesem Mbweisten! Doch ich sage euch etwas, ihr könnt das Schicksal eurer Freunde gerne teilen! Bindet sie ebenfalls an die Pfähle!«
    »Pater!«, empörte sich Kanegawa, »das ist doch völlig verrückt. Ich protestiere ganz entschieden dagegen, dass …«
    Mit erstaunlicher Schnelligkeit stieß Sherman einen seiner Adjutanten zur Seite, der ihm etwas ins Ohr flüstern wollte. Er hielt plötzlich eine Pistole in der Hand und fuchtelte damit in der Luft herum.
    »Verrückt? Spricht man so mit seinem Kommandanten?«
    Kanegawa starrte entsetzt auf den Lauf der Waffe, die jetzt genau auf seinen Kopf gerichtet war. »Irgendjemand musste es Ihnen ja mal sagen: Sie sind offensichtlich nicht mehr in der Lage, Ihr Amt auszuüben!«
    Sherman schwenkte weiterhin wild die Pistole. Kanegawa war es nicht gestattet, innerhalb der Festung eine Waffe zu tragen. Er sah, dass zwei von Shermans Adjutanten bewaffnet waren. Bisher hatten sie aber noch nicht zu ihren Waffen gegriffen. Sherman grinste höhnisch.
    »Möchte sich vielleicht jemand der Meinung dieses Templers anschließen?«
    Keiner sagte etwas.
    »Dann befolgen Sie gefälligst meine Befehle, meine Herren!«
    Langsam und anscheinend stark verunsichert traten die Adjutanten vor den Tisch. Einer holte Handschellen aus seiner Tasche hervor. Damit fesselten sie Kanegawa und führten ihn hinaus. Der Templer schwieg, warf aber Hauskyld einen Blick zu, der anscheinend nichts weiter zu bedeuten hatte.

Kapitel 23
    Der Schimmer des Sonnenaufgangs schien durch das kleine Fenster des Beichtstuhls. Hauskyld hatte darum gebeten, bei Kanegawa beichten zu dürfen – ihm war keine Möglichkeit eingefallen, wie er auch Clio zu diesem Gespräch hinzuziehen könnte –, und jetzt saßen sie zusammen in seiner Kammer und wussten beide nicht, was sie sagen sollten. Hauskyld begriff noch immer nicht so recht, dass dies alles wirklich geschehen war.
    »Also«, sagte er schließlich, »das ist wirklich sehr wichtig: Wenn Sie das Evakuierungsgate erreichen, geben Sie auf jeden Fall diese Liste mit meinen Aufzeichnungen weiter. Ich glaube nicht, dass die Randallaner Sie daran hindern werden. Aber meine Notizen enthalten ungeheuer wichtige Informationen – wenn wir das alles gewusst hätten, als wir hier anfingen, wäre die ganze Geschichte sicher anders ausgegangen!«
    Kanegawa nickte. »Alles klar! Immer vorausgesetzt, ich schaffe es, aus der Festung zu fliehen und mit der Hochkrone zu sprechen.« Er seufzte. »In den alten Handbüchern steht sicher nichts darüber, wie man sich in solch einer Situation verhalten soll.«
    »Das glaube ich auch nicht. Da draußen geschehen viele Dinge, die nicht in den Gesetzestexten geregelt werden, aber trotzdem getan werden müssen.« Hauskyld hielt zwei Mikrofone hoch, die er eben erst gefunden hatte, kurz bevor Kanegawa hereingekommen war. Der Templer lächelte, und da beide nicht wussten, worüber sie sprechen sollten, saßen sie einfach noch eine Weile still da.
    Die Soldaten, die kurz darauf erschienen, um Hauskyld abzuholen, blickten verschämt zu Boden. Kanegawa griff nach Hauskylds Arm und flüsterte ihm zu: »Ich werde für Sie beten.«
    Dann wurde Hauskyld auch schon zur Tür hinausgeschoben und stieg zwischen den beiden Soldaten die Treppe hinauf, die zur Brüstung führte. Erst als sie ihn an den Pfosten banden, begann sein Verstand zu akzeptieren, dass er sich nicht in einem Albtraum befand, sondern mitten in der Realität.
    Fünf Pfosten hatte man hoch oben auf der Mauer errichtet; man band Rha'ngris, Clios und Hauskylds Hände sowie Kufs Vorderpfoten am Querbalken fest, und zwar so weit wie möglich nach oben gebogen. Thingachganderooks Flossen waren weit auseinander gespreizt und dann an den Balken geheftet worden. Hauskyld hatte nur eine wage

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