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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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stützte beide Handpaare in die Hüften und schwieg. Offensichtlich dachte er gar nicht daran, den Befehl zu befolgen.
    Kuf sog tief die Luft ein. Augenscheinlich musste er sich stark zusammenreißen, um nicht vollends die Beherrschung zu verlieren. Clio blickte zu Andy hinüber. Die Augen des Komturs bewegten sich erst nach links und dann nach rechts, was so viel bedeutete wie: vielleicht. Danach richtete er den Blick erst auf den linken, dann auf den rechten Wachturm und schließlich auf sein Schulterholster, das von der Tunika verdeckt wurde.
    Auf Randall, wo die Augen aller Spezies facettiert und starr waren, war Augensprache unbekannt. Clio und Andy hatten diese Tatsache schon vor Jahren herausgefunden und immer wieder für sich genutzt.
    Clio blinzelte – Nein.
    Andy zwinkerte zurück – Okay.
    Ein weiterer Randallaner kam auf das Tor zugerannt. Der Offizier drehte sich zu ihm um. Sie unterhielten sich kurz, aber so leise, dass man es draußen vor dem Tor nicht verstehen konnte. Dann erteilte der Randallaner seinen Leuten einen Befehl, woraufhin sie sich in den Innenhof zurückzogen, gefolgt von dem Boten. Anschließend wandte der Offizier sich wieder an die Besucher.
    »Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung«, sagte er. »In der letzten Zeit hat es hier mehrmals Unruhen gegeben, ausgelöst durch konservativ eingestellte, unchristliche Elemente. Ich muss zugeben, dass wir wohl etwas zu vorsichtig geworden sind. Ich hoffe, ihr verzeiht uns unsere Unhöflichkeit; es wird nicht wieder vorkommen.« Er verneigte sich tief. »Ganz besonders bitten wir den Gesandten der Hochkrone um Verzeihung.«
    Kufs Augen waren nach wie vor grau und milchig trübe – er war also immer noch wütend, schien sich aber so weit im Griff zu haben, dass er nicht im nächsten Moment explodieren würde.
    »Wir akzeptieren deine Entschuldigung«, sagte er. Er hatte die Krallen an den Zehen ausgefahren, und er scharrte mit den Pfoten im Boden herum. Wollte er sich etwa doch auf den Offizier stürzen?
    Der Randallaner hatte das offensichtlich auch bemerkt. Er verbeugte sich wieder und sagte dann in übertrieben freundlichem Ton: »Wenn ihr mir folgen wollt, zeige ich euch alles, was ihr wünscht.«
    »Wir sind daran interessiert, die gesamte Anlage zu besichtigen«, sagte Kuf. »Wir wollen sehen, wie eure Bemühungen um die Christlichen Xhu'gha voranschreiten. Lass mich noch hinzufügen, dass mein Begleiter …«, er deutete auf Phreg, »… und ich selbst Xhu'gha sind, du wirst uns also kein Geheimnis verraten!«
    »Ich habe verstanden«, sagte der Offizier. »Mein Name ist Yrith'hra. Mir wurde befohlen, mich zu eurer Verfügung zu halten. Aber wenn ihr mit einem meiner Vorgesetzten zu sprechen wünscht, kann ich auch das in kürzester Zeit arrangieren.«
    »Das wird nicht notwendig sein«, meinte Andy in Standard. »Wir wünschen nur eine ganz normale Besichtigungstour.«
    »Wass Ihr wünsscht, ssoll gessehen«, antwortete Yrith'hra und fuhr dann in der Wahren Sprache fort: »Hier entlang bitte.«
    Andy nickte ihm kurz zu. Ihr Führer ging voraus, dann kamen Kuf und Phreg, gefolgt von Clio und Andy.
    Nach der unhöflichen Begrüßung hatte Clio eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass ihr Führer so bereitwillig auf alle Fragen antworten würde. Sie dachte, es gäbe wahrscheinlich viele Räume, zu denen man ihnen unter irgendeinem Vorwand den Zutritt verweigern würde, aber nach gut einer Stunde hatten sie alles gesehen. Es war, als habe der unfreundliche, ja feindselige Empfang niemals stattgefunden. Sie sahen sich alle Gebäude an, trafen Studenten, besichtigten die Labors und sogar die – für randallanische Verhältnisse – relativ große Bibliothek. Es fanden ungewöhnlich viele Seminare statt, doch hatte es nicht den Anschein, als würde dort Böses vorbereitet.
    Clio war froh, dass ihre Besichtigung so friedlich verlief, bis Andy entdeckte, dass in einem Kurs langläufige Pistolen zusammengebaut wurden. Doch stellte sich schließlich heraus, dass man sie im Auftrag der Hochkrone für die königliche Streitmacht zusammenbaute. Trotzdem ließ sich Andy alles ganz genau zeigen.
    Schließlich hatten sie ihre Besichtigungstour beendet.
    Yrith'hra begleitete sie bis zum Tor und sagte: »Ich hoffe, es war alles zu eurer Zufriedenheit. Wie ihr gesehen habt, wird hier alles getan, um den Xhu'gha die Möglichkeit zu geben, wieder zu loyalen Untertanen der Hochkrone zu werden. Wenn ihr sonst keine Fragen mehr

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