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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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weitere Bücher füllen können. Es war schon beinahe Mitternacht. Trotz der hohen Preise für Öl und der Tatsache, dass er früh wieder aufstehen musste, schien es so, als wollte er noch eine Weile weiterarbeiten.
    Schließlich raffte Clio ihren ganzen Mut zusammen, seufzte einmal laut und kroch dann aus den Büschen hervor. Sie ging um das Haus zur Vordertür – das hätte sie gleich von Anfang an machen sollen. Sie war einfach nicht besonders gut darin, Leuten heimlich nachzustellen.
    Zitternd stand sie vor Hauskylds Tür, völlig in Gedanken versunken. Keine Frage – als Spion war sie denkbar ungeeignet. Sie musste über sich selber lachen, blickte sich noch einmal um und klopfte dann leise an die Tür.
    Sie hörte, wie er den Stuhl zurückschob, und ein plumpsendes Geräusch, als ein Buch ins Regal geworfen wurde. Dann vernahm sie seine Schritte, als er zur Tür kam. Sie ermahnte sich, leise mit ihm zu sprechen.
    Nach den ganzen unangenehmen Erfahrungen, die sie in letzter Zeit gemacht hatte, traute sie niemandem mehr. Innerlich war sie darauf vorbereitet, dass er die Wachen herbeirufen und sie verhaften lassen würde. Vielleicht stand auch jemand hinter der Tür und überfiel sie, sobald sie das Haus betrat … Aber da grinste er sie bereits freundlich an, während er die Tür weiter öffnete.
    Er schien sich tatsächlich zu freuen, dass sie vor ihm stand. »Hallo Clio, bist du schon von deiner Forschungsreise zurück? Komm doch rein.«
    Sie folgte ihm ins Haus. »Ich … äh, ja. Ich war eine Weile unterwegs.«
    »Dann hast du bestimmt schon lange nichts Vernünftiges mehr gegessen? Ich glaube, ich habe noch etwas Fladenbrot, und vielleicht ist auch noch etwas von der Braunblütenmarmelade da. Ich setze schnell Wasser auf, denn ich habe sogar frische Zitrusschalen da …«
    »Danke«, sagte sie erschöpft. Eigentlich wollte sie nichts von ihm annehmen, doch nachdem sie zwei Monde lang nur die schrecklichen Feldrationen verzehrt hatte, lief ihr bei dem Gedanken an frisches Brot das Wasser im Mund zusammen. Sie genoss es, wieder auf einem richtigen Stuhl sitzen zu können, in einem Haus mit einem flackernden Feuer im Kamin …
    Neugierig sah sie sich im Zimmer um. Früher war auf Randall bildende Kunst weitgehend unbekannt gewesen – abgesehen von einigen wenigen Statuen, die Clio höchstpersönlich draußen in der Wildnis gefunden hatte. Einer von Hauskylds Schülern entdeckte jedoch eines Tages, dass man aus den langfaserigen Nadeln eines Baumes, der an der Südküste des Kontinentes David wuchs, eine Art Leinengewebe herstellen konnte. Man fand noch viele Pflanzen, aus denen man ähnliche Materialien gewinnen konnte, und so entstanden nach und nach die ersten Gemälde. Mittlerweile hingen in fast allen Häusern der Mod'hrun Bilder an den Wänden.
    Ein Bild zog ihre Aufmerksamkeit auf sich; sie stand auf, um es sich näher anzusehen. Anfangs hatten die Randallaner die terranische Malweise imitiert und abstrakte, geometrische Formen abgebildet. Doch dann hatte jemand ihnen einige richtige Gemälde gezeigt, und plötzlich gab es überall Bilder zu sehen, die wirkten, als wären sie von terranischen Kindern gemalt.
    Aber das hier wirkte ganz anders. Das Gemälde zeigte in sehr realistischer Weise die Hochkrone auf dem Thron. Das Motiv wurde mehrmals aus leicht unterschiedlichen Perspektiven wiederholt, wie es bei den randallanischen Malern sehr beliebt war. Die unterschiedlichen Motivwinkel waren in einem Sechseck angeordnet, was, wie sie vermutete, auf die facettierten Augen des Künstlers zurückzuführen war. Es war kein Irrtum möglich: Dies hier war eine perfekte Abbildung der Hochkrone.
    »Gefällt es dir?«, fragte Hauskyld. »Das ist von einem der Jurastudenten an der Königlichen Akademie. Ungefähr ein halbes Dutzend anderer Maler imitieren ihn bereits. Ich schätze, der Realismus hat auf Randall seinen Siegeszug angetreten! Das ist eigentlich kein Wunder, es passt zu der neuen Lebenseinstellung, alles viel individueller zu betrachten. Eine völlig normale Folge der allgemeinen Modernisierung.«
    Er setzte das Tablett auf dem Tisch ab. »Zum Glück habe ich heute frisches Fladenbrot geholt«, fügte er hinzu. »Und meiner Meinung nach ist mir die Marmelade diesmal wirklich gut gelungen.«
    »Ich bin sicher, dass sie wundervoll schmeckt«, sagte sie und setzte sich zu ihm an den Tisch. Sie brach ein kleines Stück von dem harten Fladenbrot ab und dippte es in heißes Wasser, um es weicher zu

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