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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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bereit, reguläre Steuern zu zahlen, und damit könnte auch schneller eine Streitmacht aufgestellt werden. Aber selbst wenn du in diesem Punkt nicht meiner Meinung bist, wirst du doch wohl zugeben, dass es ein fürchterliches Massaker gibt, wenn man die Traditionalisten nicht aufhält.«
    Sie hätte ihm gerne widersprochen, doch sah sie ein, dass er völlig Recht hatte.
    Er saß verkehrt herum auf seinem Stuhl und starrte ins Feuer; die weißen Haare schimmerten im Schein der Öllampe.
    »Wahrscheinlich ist dieser Planet die vorletzte Station für mich«, sagte er plötzlich. »In wenigen Jahren werden ich auf eine andere Welt ziehen, und dort werde ich dann auch sterben. Ich habe keine allzu großen Pläne mehr, neunzig Prozent aller Menschen verlassen nie die Welt, auf der sie geboren wurden, aber diese Sache möchte ich unbedingt noch zu einem positiven Ende bringen! Das eigentliche Problem liegt darin, dass uns die Randallaner physisch und psychisch sehr ähnlich sind – alles was sie von uns lernen, verschafft ihnen gegenüber den Handschlangen und Greifen einen Vorteil.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass sie den gleichen Weg gehen werden wie wir Menschen! Alles wird immer individueller, die sozialen Bindungen werden aufgegeben … und damit verschwindet auch ein Teil ihrer Sicherheit und ihres Moralempfindens. Aber wenn sie sich als gleichberechtigtes Mitglied der Union anschließen wollen, müssen sie diesen Weg gehen. Das wäre auch nicht anders, wenn sie ein Bündnis mit den islamischen oder kommunistischen Welten anstreben würden. Und wenn ihr Planet zur Kolonisation freigegeben würde, dann hätte das noch tausendmal schlimmere Konsequenzen! Aber in jedem Fall wird es sie mehr kosten, als sie es sich je vorgestellt haben!«
    »Was wir jetzt erst einmal brauchen ist Zeit. Die Idee, ein Parlament aufzubauen, ist glänzend dafür geeignet, Zeit zu schinden. Dann begreifen sie vielleicht, dass sie sich mit einem Krieg nur selber schaden. Es ist nicht viel, aber es ist das Beste, was wir tun können.«
    »Also unternehmen wir vorerst nichts?« Sie war überrascht, wie misstrauisch ihre Frage klang. Das ist doch kindisch, schalt sie sich. Doch nun, wo sie anscheinend wieder Freunde waren, hatte sie wohl damit gerechnet, dass er sofort eine Patentlösung aus der Tasche zaubern würde.
    Er hob die Hände, als wollte er um Vergebung bitten. »Nein, das habe ich damit nicht gemeint. Wir können zwei Dinge tun – erstens, hoffen, dass Komtur Kanegawa mit seinem Vermittlungsversuch Erfolg hat, und zweitens, nach Möglichkeiten suchen, wie wir die Xhu'gha wieder auf die Größe zurechtstutzen können, die ihnen gebührt. Und vor allem – ohne die Traditionalisten zu einem Angriff zu provozieren! Aber ich muss zugeben, dass ich im Augenblick auch nicht weiß, wie wir das schaffen sollen.«
    Sie schwieg lange Zeit und dachte über das Gesagte nach. Das Bild der Hochkrone wirkte plötzlich ein wenig unheimlich auf sie. Die vielen Gesichter – und sogar das von Hmi'dro unten auf dem Thron – schienen sie zu beobachten. Als würden sie auf etwas warten, von dem sie alle hofften, dass es niemals geschah.
    Sie seufzte und starrte ins Feuer. »Jetzt haben die Randallaner also die einmalige Chance, selbst über ihre Zukunft zu bestimmen – zum Beispiel, schlechte Kopien der Terraner zu werden!«
    »Nun, dafür werden alle zukünftig der Union beitretenden Spezies wohl auch etwas von den Eigenschaften der Randallaner übernehmen.«
    »Und was wird aus den Greifen und den Handschlangen?«
    Er starrte in die glühenden Kohlen und sagte mit einem Pokergesicht: »Das wissen wir beide doch schon, die Frage brauche ich also gar nicht zu beantworten.«
    Dann sprachen sie noch eine Weile über Clios Arbeit, allerdings ohne großen Enthusiasmus. Sie hatte sich in letzter Zeit hauptsächlich mit Grundlagenforschung beschäftigt. Es war ihr gelungen, die Herkunft des genetischen Materials, das auf Randall niedergegangen war, zu bestimmen – es kam von einem Planeten, auf dem es schon lange intelligentes Leben gab. Nein, warum es ausgerechnet hier auf Randall gelandet war, wisse sie noch nicht.
    Über ihre Arbeit zu sprechen heiterte sie an so einem Tag nicht unbedingt auf. Hauskyld hatte vielleicht Recht gehabt, als er schon vor langer Zeit meinte, dass die größte Gefahr für die Menschen auf Randall nicht in der Xenophobie bestand (diejenigen, die xenophobisch veranlagt waren, hatten diese Welt längst verlassen),

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