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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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zumindest die moderner Denkenden unter ihnen.
    »Die wirklichen Traditionalisten haben sich in den Bergen verschanzt und halten sich aus allem raus«, hatte Andy Clio erzählt.
    Dennoch hatten sich heute alle hier versammelt. In letzter Zeit waren auch aus den Städten keine beunruhigenden Nachrichten eingetroffen.
    Andy hatte sein ganzes diplomatisches Geschick aufwenden müssen, um sie davon zu überzeugen, dass es für sie nur vorteilhaft sein konnte, ausnahmsweise einem Xhu'gha zuzuhören. Doch ließ sich nicht voraussehen, welchen Erfolg die ganze Aktion haben würde. Vielleicht hatte er auch deshalb viel länger für die Vorbereitungen gebraucht, als Clio lieb gewesen war.
    Der Versammlungsplatz lag am Rand eines weiten Gebirgsausläufers. Hier gab es genügend flache Felsen, auf denen die Greife bequem zu sitzen vermochten. Dieser Ort war von einer längst vergessenen Spezies als Amphitheater genutzt worden, aber wann er erbaut wurde (und vor allem von wem), wusste heute niemand mehr.
    Schließlich kletterte Andy vom Felsblock herunter, und Kuf stieg hinauf. Immer noch herrschte Stille – das war zwar kein schlechtes Zeichen, doch hatte es auch nicht unbedingt etwas Gutes zu bedeuten.
    Der Greif baute seine Rede sehr geschickt auf und appellierte vor allem an die Loyalität, die seine Zuhörer der Hochkrone gegenüber an den Tag legten. Die Hochkrone hatte entschieden, ein Parlament zuzulassen – und nun brauchte sie nichts dringender als loyale Untertanen, die in diesem Parlament ihre Interessen vertraten. Leute, die nicht nur den Fortschritt wollten, sondern auch auf die alten Werte Rücksicht nahmen. Obwohl Kuf als Berater der Hochkrone geschätzt wurde, konnte er doch nicht so zu ihnen sprechen, wie es jemand aus ihren eigenen Reihen vermocht hätte. Dennoch wies er sie eindringlich darauf hin, dass die Unterhöhlung der alten Werte unbedingt aufgehalten werden müsse, und zwar sei dies nur in einer gemeinsamen Aktion aller Tripel möglich. Er wisse, dass sie nur sehr ungern neue Wege gingen, aber hier böte sich ihnen die Möglichkeit, die Situation für sich zu nutzen und dabei den Interessen der Hochkrone zu dienen.
    Als er seine Rede beendet hatte, fühlte Clio sich schon etwas besser. Sie hatte den Eindruck, dass sich die Traditionalisten doch für ihre Sache begeistern könnten. Sie sah zu Andy hinüber, doch verriet sein Gesichtsausdruck nicht im Mindesten, wie er die Situation einschätzte.
    Vielleicht bedeutete es nichts Gutes, dass er so verkniffen lächelte. Der Templer kannte die alten Traditionen und die Kultur Randalls besser als jeder andere Terraner, das hatte sogar Hauskyld zugeben müssen.
    Es entstand eine lange Pause, dann trat einer der alten Adligen, die in der ersten Reihe saßen, in Begleitung seines Randallaners und der Handschlange vor.
    »Ich spreche für Pralbepretraderat. Wir werden uns zur Beratung zurückziehen und morgen in der Dämmerung wieder hierher kommen.«
    Genauso still, wie sie den Rednern zugehört hatte, verschwand die Menge.
    »Also?« Clio hatte niemanden direkt angesprochen.
    »So wird traditionell gehandelt, wenn es um eine Entscheidung geht, die nicht von der Hochkrone getroffen wird«, erklärte Kuf. »Sie werden die ganze Nacht zusammensitzen und diskutieren. Wie sie sich letztendlich entscheiden, kann keiner vorhersagen!«
    Er sah sehr müde aus, und Clio bemerkte zum ersten Mal, dass ihr Freund langsam alt wurde.
    Vorläufig konnten sie nichts tun. Also gingen sie in ihr Lager zurück, aßen etwas und legten sich dann schlafen, ohne noch viel miteinander zu reden.

Kapitel 9
    Sie hatten eigentlich erwartet, dass sie sich am nächsten Tag alle noch einmal im Amphitheater treffen würden, aber zur vereinbarten Zeit erschien lediglich ein junges Tripel.
    »Ich soll euch davon unterrichten, dass wir uns entschlossen haben, diese überaus wichtige Angelegenheit auf unsere Weise zu erledigen. Wir danken euch, dass ihr uns darauf aufmerksam gemacht habt und wünschen euch eine gute Rückreise.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehten sich sowohl der Sprecher als auch sein Greif um und liefen los. Dann schwang sich der Randallaner auf den Rücken des Greifs, der sogleich abhob. Das ging so schnell vonstatten, dass keiner der Terraner auch nur auf die Idee gekommen wäre, sie aufzuhalten oder ihnen zumindest etwas nachzurufen. Kurz darauf war das Tripel nicht mehr zu sehen.
    »Also … so hatten wir uns das ja nicht gedacht«, bemerkte Clio

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