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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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aus Beziers an den auf die Templerschätze gierigen König Philipp verraten worden war. Die Tempelritter, reicher und mächtiger als Kaiser und Könige zusammen, mußten in der berüchtigten Nacht des dreizehnten Oktober 1307 sehen, wie ihr gewaltiger Tempel einstürzte, in dem - wie man ihnen vorwarf - sie statt des Gekreuzigten das satanische Haupt des Baphomet anbeteten. Vielleicht fanden sie ebenfalls in den Pyrenäenhöhlen Zuflucht. Vieles spricht dafür, daß sich der weiße Mantel der Tempelherren, auf dem das achtzak-kige blutrote Kreuz leuchtete, mit den schwarzen Gewändern und gelben Kreuzen der Cathari in dem Dunkel der Sabarthes-Höhlen verloren hat. Aber noch haben die Spulgas von Bouan und Ornolac ihr Geheimnis nicht ganz preisgegeben.
    Auf einer Steintafel in der befestigten Templerkirche von Luz-Saint-Sauveur (am Eingang zu der herrlichen Pyrenäenwildnis bei Gavarni) steht eine Legende geschrieben: Neun Templerschädel befinden sich in der Krypta; in jeder Nacht des dreizehnten Oktober klingt in der Kirche eine fragende Stimme wie ein Windhauch auf: »Ist der Tag der Befreiung des heiligen Grabes gekommen?« Die neun Schädel murmeln: »Noch nicht ...«
    Ehe am elften März des Jahres 1314 auf Philipps Befehl der Großmeister des Ordens Jaques de Molay auf einer Pariser Seineinsel verbrannt wurde, soll er ausgerufen haben: »Papst Clemens, ungerechter Richter, in vierzig Tagen wirst du vor dem Richterstuhl Gottes stehen. Und du Philipp, ungerechter König, in einem Jahr ...!« Vierzig Tage später starb Clemens der Fünfte. Acht Monate darauf war König Philipp der Schöne tot. Bis ins vorletzte Jahrhundert hat sich in Frankreich die Erbitterung über das Bluthandwerk von Vatikan und Louvre erhalten. Als sich die Revolution durch die Rue Saint-Antoine in Paris gegen Louvre und Notre-Dame wälzte, da soll ein in ein langes schwarzes Gewand gekleideter Mann gegen die Priester gewütet haben. Jedes Mal, wenn sein Säbel einen traf, rief er aus: »Das ist für die Albigenser und das für die Temp-1er!« Als der Kopf des sechzehnten Ludwig unter der Guillotine gefallen war, da soll dieser Mann auf das Blutgerüst gestiegen sein, seinen Finger in das Blut des unglücklichen Königs getaucht und ausgerufen haben: »Volk von Frankreich, ich taufe dich im Namen Jaques de Molays und der Freiheit!«
    Nach Papst Clemens dem Fünften bestieg Johann der Zweiundzwanzigste zu Avignon den Stuhl Petri. Johanns Nachfolger war Benedikt der Zwölfte, der vor seiner Wahl zum Heiligen Vater (1334) Jaques fournier geheißen hatte.
    Fournier, ein Bäckersohn, stammte aus Saverdun, einem Ariègestâdt-chen in der Grafschaft Foix nördlich von Pamiers. In jungen Jahren trat er in das Zisterzienserkloster Boulbonne ein, wo sich auch das Mausoleum der Grafen von Foix befand. Alle Söhne und Töchter des Hauses Foix waren dort zur letzten Ruhe bestattet worden, mit Ausnahme von Esclarmonde, die als Taube ins irdische Paradies geflogen ist.
    Jaques Fournier wurde von seinem Onkel, dem Abt des Klosters Font-froide, nach Paris zu theologischen Studien geschickt, bis er im Jahre 1311 selbst Abt dieses Klosters wurde. Sechzehn Jahre später ernannte ihn Papst Johann der Zweiundzwanzigste zum Bischof von Pamiers, wohin hundert Jahre zuvor Esclarmonde die Weisen aus dem Sabarthès auf ihr Castellar entboten hatte, um mit ihnen die Weisheiten Platos und des Evangelisten Johannes zu enträtseln. Als Bischof von Pamiers hatte Jaques Fournier seine größten Erfolge in der Ketzerbekämpfung, die ihm eines Tages die päpstliche Tiara und den Fischerring einbringen sollten. Bevor er aber die Ausrottung der Ketzer im Sabarthès energisch in Angriff nahm, mußte er in Carcassonne über den Franziskanermönch Bernard Délicieux zu Gericht setzen.
    Bernard Délicieux war einer der Lektoren des Narbonner Franziskanerklosters. Mit den führenden Geistern seiner Zeit, wie Raimundus Lullus, dem originellen »Weltverbesserer«, und Arnoldus Villanovanus, dem berühmten päpstlichen Leibarzt und unermüdlichen Sucher des »Steines der Weisen« und des Aurum potabile, stand er in engster Beziehung. Er war ein würdiger Jünger des heiligen Franziskus. Er war sogar so sehr
    Franziskaner, daß er das Los der Cathari teilen mußte, zu deren Fürsprecher er sich gemacht hatte.
    Bernard ist eine der umstrittensten, aber liebenswertesten Gestalten des vierzehnten Jahrhunderts. In seiner Aufopferung für andere ging er soweit, daß er seine Bücher verkaufte

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