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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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Catharer und Waldenser verkündete er die apostolische Armut. Jesus und seine Jünger haben nichts besessen, sagten er und seine Anhänger, folglich müsse der vollkommene Christ auf alles Eigentum verzichten. Papst Johann der Zweiundzwanzigste erklärte im Jahre 1322 die Behauptung der Franziskaner, Christus und die Apostel hätten nichts Eigenes besessen, für Ketzerei. Die des heiligen Franziskus Lehren aufs Wort befolgenden Franziskaner wurden als Spiritualen bezeichnet. Neben ihrer Ordenslehre hatten sie die apokalyptischen Gedanken des Joachim von Flora angenommen, bei dem ja Richard Löwenherz vor seiner Überfahrt ins heilige Land sich die Offenbarung Johannis deuten ließ. Papst Johann der Zweiundzwanzigste ließ kein Mittel unversucht, die Spiritualen zu einer gemäßigteren Befolgung der franziskanischen Armuts- und Demutslehre zu veranlassen. Er ließ zu diesem Zweck die Spiritualen-Brü-der von Béziers und Narbonne vor sich kommen, deren Sprecher Bernard Délicieux war. Als Bernard es unternahm, die Sache der Spiritualen zu verteidigen, wurde er angeklagt, die Inquisition behindert zu haben. Ei wurde auf der Stelle verhaftet. Außerdem wurde ihm vorgeworfen durch Zauberkünste den Tod des Papstes Benedikt des Elften herbeigeführt und den Aufstand der Bürger von Carcassonne angezettelt zu haben.
    Erst im Jahre 1319, zwei Jahre nach Bemards Verhaftung, trat ein Gerichtshof zusammen, der von dem Erzbischof von Toulouse und Jaques Fournier, dem Bischof von Pamiers, präsidiert wurde. Bernards frühere Genossen wurden als Zeugen verhört, die ihren Freund in den Tod schwuren, um ihr eigenes Leben zu retten. Zwei Monate lang wurde der Franziskaner, ein alter und von der langen Untersuchungshaft vollständig erschöpfter Mann, dem schärfsten Kreuzverhör unterworfen. Unter dem Vorwand, seine Seele retten zu wollen, erinnerte man ihn daran, daß er vor dem Gesetz der Inquisitoren ein Ketzer sei, und daß nur ein umfassendes Geständnis ihn vor dem Scheiterhaufen bewahren könne. Zweimal wurde er gefoltert. Das erste Mal wegen Hochverrats, das zweite Mal wegen Nekromantie. Aus den Registern der Carcassonner Inquisition ist ersichtlich, daß trotz der Foltermaßnahmen - jeder
    Schmerzensschrei wurde von dem Inquisitionsschreiber sorgfältig vermerkt - dem Delinquenten kein Geständnis abzuringen war. Schließlich verwickelte sich aber der durch Alter und Leiden ohnehin geschwächte und durch die Folter vollkommen zerrüttete Franziskanerbruder in Widersprüche. Er ergab sich zuletzt dem Gericht auf Gnade und Ungnade und bat demütig um Absolution.
    Das Urteil sprach ihn von dem Anschlag auf das Leben des Papstes Benedikt frei, erkannte ihn aber der übrigen Anklagen für überführt. Seine Schuld wurde verschlimmert durch nicht weniger als siebzig während des Verhörs geleistete Zeugenmeineide. Bernard wurde zu lebenslänglichem schweren Kerker in Ketten bei Wasser und bei Brot - also zum murus strictus - verurteilt und in den Inquisitionsturm von Carcassonne »eingemauert«, aus dem er zuvor die letzten Ritter von Montsegur befreit hatte. Nach einigen Monaten erlöste ein sanfter Tod diesen Mann, der den Mut gehabt hatte, die Inquisition offen zu bekämpfen.
    Jaques Fournier lehnte Armut, Fasten und Keuschheit als ketzerisch ab. Mit der Schwester Petrarcas hatte er Liebeshändel; oft war er »trunken von Wein und besudelt vom schlafbringenden Naß«. Chronisten sagten von ihm, er sei »ein Fettwanst und Weinschlauch« gewesen.
    Sein Amtsbruder, der Toulouser Inquisitor Bernard Gui hatte im Sabar-thes bereits gute Vorarbeit geleistet, als er im Jahre 1309 folgende Bekanntmachung erließ:
    »Ich, Bruder Bernard Guidonis, Dominikaner und Inquisitor von Toulouse, entbiete allen Gläubigen in Christo die Belohnung und die Krone des ewigen Lebens. Umgürtet euch, Söhne Gottes, erhebt euch mit mir, Streiter Christi, gegen die Feinde seines Kreuzes, jene Verderber der Wahrheit und Reinheit des katholischen Glaubens, gegen Peter Autier, den Erzketzer und gegen seine Anhänger und Mitschuldigen. Ich befehle euch im Namen Gottes sie, die sich versteckt halten und in der Dunkelheit umhergehen, zu verfolgen und zu ergreifen, wo immer ihr sie findet. Ich verspreche die ewige Belohnung Gottes und einen reichen zeitlichen Lohn denjenigen, welche die Genannten ergreifen und mir vorführen. Wachet daher, ihr Hirten, auf daß die Wölfe eure Schafe nicht fressen. Handelt mannhaft, ihr treuen Eiferer Gottes, auf daß die

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