Kreuzzug gegen den Gral
Gegner des Glaubens nicht fliehen noch entrinnen können!«
Peter Autier, ein Notar aus Ax im Sabarthes, war das Oberhaupt der letzten romanischen Ketzer. Er hatte in der Jugend kein catharisches Leben geführt. Wir hören von seiner druda oder Geliebten. Mit zunehmendem Alter war er aber ein eifriger Anhänger der ketzerischen Lehre und der Führer der Geächteten in den Sabarthes-Höhlen geworden. Von hier aus unternahm er Missionsreisen in die Languedoc und konnte einmal - im Jahr 1295 - den Verfolgungen der Inquisition nur durch Flucht in die Lombardei entrinnen. Drei Jahre später war er wieder im Sabarthes, wo er sich elf Jahre lang verborgen halten konnte.
Eines Tages bot ein gewisser Wilhelm Johann sich Jaques Fournier an, den Erzketzer zu verraten. Da lockten zwei Ketzer den Verräter auf eine Brücke bei Alliat, wo sie ihn ergriffen und knebelten. Hierauf schleppten sie ihn in die Berge, zwangen ihn zu einem Geständnis und stürzten ihn dann kopfüber in den Abgrund.
Als Peter Autier einmal seinen Schlupfwinkel verließ, um sich nach Ca-stelnaudary zu begeben, wurde er ergriffen und ein Jahr später, im Jahre 1310, zu Toulouse verbrannt. Man ließ keine Möglichkeit außer acht, Peter Autier die Namen und Schlupfwinkel seiner Getreuen zu entreißen. Ihm das Geständnis seiner Ketzerei abzulocken war überflüssig. Er suchte seinen Glauben nicht zu verbergen, sondern bekannte ihn mutig. Und doch scheint es dem Inquisitor Bernard Gui gelungen zu sein, von ihm das Geheimnis der Sabarthes-Höhlen zu erfahren, um es Jaques Fournier weiterzugeben, in dessen Diözese die Ariegeberge lagen. In späteren Urteilen wird auf Peter Autiers Angaben so häufig hingewiesen, daß angenommen werden muß, er habe seinen Peinigern das Geheimnis der letzten Cathari verraten.
Am Eingang zum Sabarthes liegt vor den Toren der Stadt Tarascon ein Manoir, das heute noch Jaques Fourniers Namen trägt. Von hier aus leitete der Bischof von Pamiers den Krieg gegen die ketzerischen Troglo-dyten. Ehe die Höhlen von Ornolac nicht entketzert waren, war der Sieg des Kreuzes nicht vollkommen.
Das Manoir Jaques Fourniers lag inmitten der Felskegel, auf denen Ca-lames und Miramont, die Burgen der Belissensöhne von Rabat, wie
Adlerhorste thronten. Bis zur Sterbestunde des Catharismus blieben ihm dort droben diese Ritter treu. Nur wenige Belissensöhne waren übrig geblieben. Viele waren bei der Verteidigung Montsegurs gefallen. Noch mehr waren in dem Carcassonner Inquisitionsturm zugrunde gegangen. Wieder andere mußten mit dem gelben Kreuz auf Brust und Rücken geschändet durch ihre geschändete Heimat pilgern. Am längsten hielten die Herren von Rabat und von Castellum Verdunum zu den kärglichen Resten der einst so mächtigen Minnekirche.
Jaques Fournier war es, der den bewaffneten Predigermönchen zeigte, wo sie die Mauerbrecher ansetzen mußten, um sich den Eingang in die Spulgas zu erzwingen. Von seinem Manoir bei Tarascon aus leitete er diesen heiligen Höhlenkrieg.
Über ein Jahrhundert lang hatten die Cathari ungestört in diesem wilden Pyrenäental hausen können. An den Berghängen, zwischen Tannen, Feigen und Akazien hatten sie ihre Hütten. Wenn Gefahr nahte, so flammten auf dem Soudour, einem bei Tarascon mitten im Tal aufragenden Bergriesen, warnende Feuersignale auf. Dann flüchteten die Ketzer in die Höhlen, die jedem Verderben bringen, der sie nicht kennt. Wenn - um ein Beispiel zu geben - die Schergen der Inquisitoren in die Höhle von Sakany eindrangen, so hatten sie sechs Wege vor sich. Fünf davon führen im Zickzack zu einem Abgrund, in dessen Tiefen bis heute noch niemand zu steigen vermochte. Mancher Henker mag dort unten ruhen, der allzu grimmig einem Catharus nachstürmte. Bis die Inquisitoren den von den sechs Gängen gefunden hatten, der in die wahre Höhle führt, war das Ketzernest leer.
Als aber Jaques Fournier in sein Manoir am Fuße des Soudour eingezogen war, mögen nicht mehr die Leuchtfeuer auf dem Gipfel aufgeflak-kert sein. Eines Tages brannten die Spulgas, und verbrannten alle Cathari, die nicht mehr hatten fliehen können. Jaques Fournier konnte Papst werden.
Ein Dokument aus dem Jahre 1329 berichtet, daß Pons-Arnaud, der CoSeigneur von Castellum Verdunum, der lange in den Inquisitionskerkern hatte schmachten müssen, unter der Bedingung, fortan die gelben Kreuze zu tragen, freigelassen wurde. Er verfiel aber wieder in
Ketzerei, wurde von den Häschern der Dominikaner ergriffen,
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