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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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gekommene Missionare zum Leben erweckt worden, ist unzutreffend. Das dualistische Moment war bereits ein wesentlicher Bestandteil der iberischen Theogonie gewesen -waren doch die Iberer rasseverwandt mit den Persern und Iraniern, deren »Mazdeismus« als der klassische Dualismus der vorchristlichen Zeit anzusehen ist. Über Dispater, den keltischen Luzifer, über die Wechselbeziehungen zwischen Druidismus, Orphismus und Pythagoräismus brauchen wir keine Worte mehr zu verlieren. Bedurfte Südfrankreich wirklich »eines aus Italien gekommenen Weibes und eines Bauern aus Perigord« oder des Catharer-»Papstes« Niketas, um fortan dualistisch zu denken? Bedurften die Albigenser eines »unbekannten Meisters« - etwa eines tibetanischen Weisen -, um plötzlich die irdische Welt als ein Jammertal und nur das Nirwana als das rechte Ziel und Ende anzusehen? Wir wissen, daß die keltiberischen Druiden - in den Pyrenäen zum mindesten - durch Manichäer zum Christentum bekehrt wurden. Das Wesen des Manichäismus bestand gerade darin, daß er neben dem Mazdeismus-Mithraismus und dem Christentum auch im Buddhismus verankert war. Das allein genügte, um das Kommen solch eines mysteriösen Meisters, der Südgallien die Seelenwanderung und die Glückseligkeit des Nicht-Seins als neue Heils' lehre verkündete, überflüssig sein zu lassen.
    Wenn sich die Albigenser auf der von dem slawischen Ketzerpapst Ni-ketas einberufenen Synode von St. Felix de Caraman (1167) zu dem abendländischen Catharismus bekannten und nach dessen Vorbild organisierten, so hatte dies - wie ich bereits angedeutet habe - seinen Grund in erster Linie darin, daß Roms Vorbereitung zu einer allgemeinen Häretikerverfolgung diese verwandten, auf analoge Weise gewordenen, aber in ihren Lehrbegriffen durchaus nicht einheitlichen »johannitischen Kirchen« - so nannten sie sich auch - zum Zusammenschluß zwang.
    Um so zutreffender ist aber der Vergleich, den zwei orthodoxe Historiker, Guiraud und mit ihm Mollat, zwischen Urchristentum und Albi-geismus aufstellen. Mollat sagt im Vorwort zum Handbuch des Inquisitors Bernard Gui: »Bemard Gui hat die catharischen Sakramentshandlungen mit Unrecht als »Nachäffungen« bezeichnet. Man muß mit Guiraud (Cartulaire de Prouille Bd. I S. CLXXXV ff.) anerkennen, daß sie die unverändert gebliebene Liturgie des frühen Christentums darstellen. Guis Verachtung ist nur so zu erklären, daß er, wie seine Zeit, die ur-kirchlichen Gebräuche nicht kannte. Der Vergleich, den Guiraud zwischen den catharischen und altchristlichen Riten aufstellt, ist höchst eindrucksvoll ...« (Manuel de l'Inquisiteur Bernard Gui. ed. Mollat S. 12-13 Anm. 1.)
    In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten konnten sich Judenchristen und Heidenchristen mit dem gleichen Recht den wahren Glauben zusprechen, hatte doch Rom erst begonnen, die Kirchen Asiens zu überflügeln und seine Lehrmeinungen als allein christlich zu verkünden und zu dogmatisieren. So war auch der Manichäismus, wie jedes gnostische Glaubensbekenntnis, eine der urchristlichen »Kirchen«. Daß der christianisierte Druidismus - sozusagen die heidenchristliche Kirche Galliens - an dem einmal als richtig Erkannten festhielt, kann doch nur für seine christliche Essenz zeugen. Im übrigen müssen wir uns darüber klar sein, daß sich auch in späterer Zeit das orthodoxe Asketentum dem Manichäismus bedenklich näherte, wenn es das Fleisch als Gegner und Feind der Seele verleugnete. So sagte der heilige Franziskus: »Viele tadeln ihren Feind oder Nachbarn, wenn sie sündigen oder gekränkt werden. Das sollten sie aber nicht tun, denn jeder hat seinen Feind bei sich selbst, nämlich den Körper, durch welchen er sündigt. Gesegnet darum der Diener, der diesen Feind gefangen hält und sich gegen ihn schützt; denn wenn er das tut, kann ihm kein sichtbarer anderer Feind etwas anhaben.« Und an einer anderen Stelle nennt er seinen Körper »den grausamsten Feind und schlimmsten Gegner, den er gern dem Teufel überlassen würde«. Nach dem Dominikaner Tauler, dem Führer der deutschen Mystiker im vierzehnten Jahrhundert, ist der Mensch an und für sich nur eine unreine Masse, ein von dem Bösen und der verderbten Materie abstammendes Wesen, das nur Abscheu einflößen kann. Diese Meinung teilten im vollen Sinne seine Anhänger, obgleich sie von Liebe und Barmherzigkeit geradezu überströmten (Vgl. Lea Bd. I S. l00 Anm.). Auf Seite 66 des ersten Bandes seiner »Geschichte der Inquisition«

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