Kreuzzug gegen den Gral
sagt Lea noch folgendes: »Indem wir diese Ketzer (die Catharer) mit ihrem wechselvollen Schicksal an uns vorüberziehen lassen, dürfen wir nicht vergessen, daß unsere Kenntnis über sie fast ausnahmslos aus den Schriften ihrer Gegner und Verfolger geschöpft ist. Abgesehen von einigen waldensischen Traktaten und einem einzigen Rituale der Catharer ist die Literatur dieser Häretiker gänzlich untergegangen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihre Lehren zum größten Teil den Schriften zu entnehmen, durch die man dieselben zu widerlegen oder den Haß des Volkes gegen sie zu erwecken suchte; und ihre Kämpfe und ihr Schicksal lernen wir nur aus den Schriften ihrer erbarmungslosen Gegner kennen. Ich werde kein Wort zu ihrem Lobe sagen, das nicht auf den Zugeständnissen oder Anklagen ihrer Feinde beruht; und wenn ich einige der gegen sie geschleuderten Verleumdungen zurückweise, so geschieht es lediglich deshalb, weil die bewußte oder unbewußte Übertreibung hierbei so augenscheinlich ist, daß sie jedes geschichtlichen Wertes entbehrt. Im allgemeinen dürfen wir von vornherein unsere Sympathie denen zuwenden, die bereit waren, für das, was sie für die Wahrheit hielten, Verfolgung zu dulden und dem Tode ins Antlitz zu schauen. Denn bei der Verderbnis, wie sie damals in der Kirche vorhanden war, kann man sich nicht denken, daß, wie die orthodoxen Gegner annahmen, jemand deshalb aus dem Verband der Kirche austrat, um seinen ungeordneten
Leidenschaften freier frönen zu können.« Man beachte noch: Jakobus III 11: Quillt auch ein Brunnen aus einem Loch süß und bitter?
69* Borst behandelt auf Seite 254-318 in seinen »Katharern« ein im Jahre 1939 in Florenz von Dondaine aufgefundenes Dokument. Der »Liber de duobis principiis« ist das älteste und bedeutsamste katharische Selbstzeugnis, das wir besitzen. Er stellt eine Untersuchung an über die Handschrift, den mutmaßlichen Verfasser und seinen Stil, die Gedanken- und Beweisführung, Vorlagen und Vorbilder, den Inhalt, vergleicht mit dem katharischen Ritual aus dem Jahre 1280, das bisher als einzige Quelle bekannt gewesen war, macht Bemerkungen zur Ausgabe Dondaines und bringt Vorschläge zu Textänderungen aufgrund einer Photokopie. -Der Leser lernt das Dokument in der Borstschen Erläuterung nicht kennen. Zoe Oldenbourg geht anders vor. Sie veröffentlicht katharische Texte in moderner französischer Übersetzung und überläßt dem Leser die eigene Urteilsbildung (Seite 382-399): ein katharisches Ritual, ein katha-risches Gebet, Auszüge aus Konzilsprotokollen, Inquisitionsprozessen u.a.
70 Vgl. Schmidt Bd. II S. 8 ff. Döllinger Bd. IS. 132 ff. Peyrat Bd. I S. 371: Deus non fecit visibila, qui non sunt ...
71 Matth. IV 9; XIV 13. Beachte Schmidt Bd. IIS. 16 ff.
72 Joh. 112 u. 13; III 6; Hebr. XIII 14. Schmidt a. a. O. u. S. 25.
73 Gal. III 28; Col. I 20; Gen. III 15; VI 2; 1. Eph. Joh. III 9; Joh. X 8; Schmidt Bd. II S. 21 ff.; Döllinger Bd. I S. 144, 147, 165; Peyrat Bd. I S. 361 ff.
Bereits Markion hatte um das Jahr 150 versucht, das Christentum völlig vom Judentum zu trennen. Von den markionitischen Gemeinden übernahmen die Manichäer die Ablehnung der jüdischen Tradition.
Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch, daß im Huonlied (vgl. Anm. 96) Satan als Luciabel und Lusiabel bezeichnet wird:
Nous fusmes esperites des cieulx celestiaulx,
Cy somes par le fait que fist Luciabiaux ...
Bien aués ouy dire, quant dieu fust aïrés Contre Lusiabel qui tant fust deffaés,
Que de paradis fust Luciabel versés Et les angles aussy dont jl j ost assés.
Schäfer S. 100.
Döllinger gibt noch weitere Widersprüche zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, die von den Cathari zur Beweisführung, Jehova sei der Böse, herangezogen wurden: »Auch darin zeigt sich der Gegensatz beider, daß der eine zur Vermischung der Geschlechter und zur Fortpflanzung ermahnt (Gen. I 23), der andere aber durch Christus die Unfruchtbaren selig preisen und schon das bloße Anschauen eines Weibes verbieten läßt - daß der eine die Erde, der andere den Himmel verheißt. Der böse Gott hat die Juden aufgefordert, die Ägypter zu betrügen und zu berauben. Er ist es ferner, der ein Gebot des Hasses gegeben hat, denn auf ihn müssen sich die Worte Christi beziehen: »Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen« (Matth. V 43). Der eine hat die Beschneidung unter Todesstrafe
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