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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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und daß Herr Raimon vom Schloß Roussillon seiner Gattin das Herz des Herrn Guillem zu essen gegeben habe. Darüber waren allenthalben großer Schmerz und große Trauer. Und es kam Klage vor den König von Aragon, den Lehnsherrn des Herrn Raimon vom Schloß Roussillon und des Herrn Guillem von Cabestaing. Der König ritt geschwind nach Perpignan, ließ Herrn Raimon vor sich kommen, ergreifen, ihm alles wegnehmen und ihn selbst in ein tiefes Verlies werfen. Guillem von Cabestaing und die Dame wurden nach Perpignan gebracht und vor der Kirchentüre begraben. Auf dem Grabstein stand zu lesen, wie sie umgekommen waren; und es wurde verordnet, daß fortan alle Ritter und Damen aus der ganzen Grafschaft Roussillon alljährlich zu einer Totenfeier dorthin pilgern sollten.
    Als ich Euch sah so stolz und hehr und schön,
    Euch scherzen hört' in holder Lieblichkeit,
    Da war's um meine Ruh' geschehn.
    Ich fand sie nie mehr seit der Zeit.
    Ich lieb' Euch, Herrin, schlimm sollt's mir ergehn,
    Erwies' ich andern Frau'n Ergebenheit!
    Ach, Herrin, werd' ich je die Stund' erleben,
    Wo Ihr mir sagt, daß Euer Freund ich bin? 14
    Raimon Jordan war der Vizegraf von Sankt Antoni im Bistum Cahors. Er liebte eine edle Dame, die die Ehefrau des Herrn von Pena im Albi-gensischen war. Die Dame war schön, verdienstvoll, sehr geschätzt und geehrt. Er war gebildet, freigebig, artig, waffengewandt, schön, angenehm und ein guter Dichter. Sie liebten sich über alle Maßen, so sehr wollte eines dem anderen Gutes. Aber es ereignete sich, daß der Vizegraf in einer großen Schlacht auf den Tod verwundet wurde, und daß seine Feinde behaupteten, er sei tot. Und aus großem Schmerz darüber trat sie in den Orden der Ketzer ein. Aber Gott wollte, daß der Vizegraf von seiner Wunde genas. Doch niemand hatte den Mut ihm zu sagen, daß die Vizegräfin Ketzerin geworden sei. Als er wieder geheilt war, kam er nach Sankt Antoni. Dort erfuhr er, daß die Dame sich aus Trauer über seinen Tod geweiht habe. Darüber verlor er Scherzen, Lachen und Fröhlichkeit; und fand Klagen, Tränen und Kummer. Er ritt nicht mehr und mied gute Leute. Und so hielt er es länger als ein Jahr. Darüber waren alle gute Leute jener Gegend sehr betrübt, und deshalb ließ ihm die Dame Alix von Montfort, die jung, schön und artig war, melden, daß er doch über ihre Minne froh sein solle, denn sie mache ihm mit ihrer Person und Minne ein Geschenk für den erlittenen Schaden. Sie meldete ihm sehr anmutig: »Ich bitte Euch und rufe Euch an um Gnade, daß Ihr mich zu sehen kommet.« Als der Vizegraf diese Ehre vernahm, begann eine große Minnesüßigkeit in sein Herz zu dringen. Sogleich fing er an sich zu freuen, fröhlich zu sein, unter die guten Leute zu gehen und sich und seine Gefährten zu kleiden. Er machte sich schmuck zurecht und ritt zur Dame Alix von Montfort. Die empfing ihn mit großer Freude über die große Ehre. Auch er war lustig und fröhlich über die Ehre, die sie ihm erwies. Sie war sehr fröhlich über die Güte und die Tugenden, die sie in ihm fand, und bereute nicht ihm Minne versprochen zu haben. Er wußte sie wohl einzunehmen und bat sie um sehr viel Minne, damit er wisse, daß sie ihm diese Minne aufrichtigen Herzens versprochen habe. Er sagte ihr, sie sei für ewig in sein Herz eingeschrieben. Und die Dame nahm ihn zu ihrem Ritter, empfing seine Huldigung, umarmte und küßte ihn. Und sie gab ihm den Ring von ihrem Finger als Bürgschaft und Sicherheit. So trennte sich der Vizegraf Rai-mon Jordan vergnügt und froh von der Dame, kehrte zurück zum Singen und zur Fröhlichkeit und dichtete das bekannte Lied: Vor Euch neige ich mich bittend, vor Euch, die ich liebe . 15
    *
    Zwei mächtige Fürstenhäuser überragten die zahllosen romanischen Dynastien südlich und nördlich der Pyrenäenkette.
    Auf der spanischen Seite regierte das Haus Aragon, dessen Ursprung sich in der Nacht vaskonischer Geschichte verliert. Wolf der Baskenfürst, der Roland bei Roncesvalles besiegt haben soll, galt als Ahnherr dieses Hauses.
    Im Jahre 1118 entriß Alfons der Erste (1104 - 1134) Saragossa der Maurenherrschaft und erhob es zur Hauptstadt Aragoniens. Sein Bruder Ramiro der Zweite vermählte im Jahre 1137 seine Tochter Petronella mit dem katalonischen Grafen Raimon-Berenger von Barcelona, dessen ältester Sohn Alfons der Zweite, mit dem Beinamen der Keusche (1162 bis 1196), Katalonien und Aragonien unter seinem Zepter vereinigte. Seine Herrschaft erstreckte sich über

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