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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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daraufhin geschwind mit dem englischen König verbündete. Bertran de Born dichtete eine empörte Sirventese gegen ihn, der Romaniens Sache so schmählich im Stiche gelassen hatte. Er erklärte ihn für den Abkömmling eines niedrigen Leibeigenen und nicht des Pyrenäenhelden Wolf. »Aragonien, Katalonien und Urgel schämen sich ihres feigen Königs, der sich in seinen Liedern selbst besingt und der die Silberlinge höher stellt denn seine Ehre.«
    Dann sprach Richard Löwenherz mit einem Male: Nein! und versöhnte sich mit seinem Vater. Kurz darauf starb sein Bruder, der englische Thronfolger Heinrich, den Bertran de Born in seinen Liedern »lo rei joven« (»der junge König«) nannte, unerwartet auf dem Schloß Martel im Limousin. Bertran war über den jähen Tod seines Lieblingshelden erschüttert. In einem planh (Plandi, Klagelied) beweinte er den jungen Prinzen ...
    Gern hätte Bertran eine Fortsetzung des Krieges gesehen, aber zu seinem Unglück scharten sich die aquitanischen Barone Westromaniens um Heinrich von England, ihren Lehensherrn und zogen sogar mit diesem gegen seine Burg Autafort. Heinrich hatte sich geschworen, an Bertran Rache zu nehmen. Als dann noch Alfons von Aragonien, Bertrans unversöhnlichster Feind, zu den Belagerern stieß, wurde Bertrans Lage gefährlich. Aber er verlor den Mut nicht. Um Aragoniens König zu verhöhnen und um zu zeigen, daß seine Burg noch reichliche Vorräte habe, schickte er ihm einen Ochsen mit der Bitte, den Zorn des Britenkönigs zu besänftigen.
    Burg Autafort konnte dem Ansturm der Belagerer nicht widerstehen. Bertran wurde gefangen genommen und vor König Heinrich geführt. »Bertran, du rühmtest dich, nur die Hälfte deines Geistes nötig zu haben. Ich befürchte, daß selbst die beiden Hälften deines Geistes dich nicht mehr retten können.«
    »Ja, Sire«, antwortete Bertran mit Ruhe, »so habe ich gesagt, und ich habe die Wahrheit gesprochen.«
    »Bertran, hast du denn je Geist besessen?«
    »Ja, Sire, aber ich habe ihn verloren, als Euer Sohn Heinrich starb.«
    Dann sang Bertran de Born seinen planh auf Heinrich des jungen Königs Tod. Da weinte der greise König bitterlich und sagte:
    »En Bertran, 20 mein Sohn liebte dich mehr, als irgend jemanden auf der Welt. Aus Liebe zu meinem Sohn schenke ich dir das Leben, dein Land und dein Schloß. Die Schäden, die du erlitten hast, vergüte ich dir mit diesen fünfhundert Silbermark. Bertran, Bertran .«
    »Deines Geistes hab' ich einen Hauch verspürt.«
    Uhland
    Bertran war zu den Füßen des Königs niedergefallen. Triumphierender denn je erhob er sich wieder.
    Bald danach (1186) starb König Heinrich, und Richard Löwenherz wurde gekrönt. Noch unzufrieden mit dessen »Ja und Nein« wiegelte Bertran den Bruder Richards, Gottfried, auf. Besiegt mußte Gottfried an den französischen Königshof flüchten, wo er in einem Turnier unter Pferdehufen endete.
    Drei Jahre später wurde der dritte Kreuzzug 21 gepredigt. Sultan Saladin hatte kurz zuvor Jerusalem zurückerobert und auf der Grabeskirche das Kreuz durch den Halbmond ersetzt. Den Christen Jerusalems hatte er die Wahl gelassen, unbehelligt in den Mauern der heiligen Stadt zu bleiben oder sich nach den Küstenstädten Tyrus, Tripolis oder Akkon zurückzuziehen.
    India, die Toulouser Infantin, soll zu diesem großmütigen Verhalten Saladins ihren Teil beigetragen haben, denn dieser hatte sie, die Witwe des Sultans Nureddin, geheiratet, um der Herr des Seldschukkenreiches zu werden. Wie dem auch sein mag, Saladin befleckte die heilige Erde Jerusalems nicht mit Blut, wie es sechsundachtzig Jahre zuvor die Kreuzfahrer des ersten Kreuzzuges getan hatten, denn da waren »Stadt und Tempel voller Leichen« (Torquato Tasso).
    Saladins Sieg versetzte das Abendland in Wut und Schrecken. Rom ließ einen neuen Kreuzzug predigen. Die Predigten der Priester wurden von den Harfenklängen der Troubadoure begleitet. Die berühmtesten Reimer riefen zur Teilnahme am heiligen Krieg auf: Bertran de Born, Peire Vidal, Guiraut von Borneil und Peire Cardinal. Mehr als Sehnsucht nach den biblischen Stätten Palästinas reizte die Troubadoure der Wunsch ferne Länder zu sehen, um dann die erlebten Abenteuer als Balladen und Sirventesen vor den Damen singen zu können, die betrübt in der Heimat zurückbleiben mußten.
    Wieviele Frauentränen mögen wohl geflossen sein, als die Reimer und Ritter, auf Rüstung und Schild das Kreuz, die Heimat verließen!
    »Bei dem Brunnen am

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