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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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Rittertums Heimat. Rittertum ohne Adel war undenkbar. Ritter war nur der Adlige, der mit Pferd und Reisigen in den Krieg ziehen konnte.
    In den romanischen Ländern waren Berge und Wälder des Ritters Bereich. Ritterschaft war jedem Bürger und Bauern zugänglich, wenn er mutig und ehrenhaft war oder wenn er zu dichten wußte. Schwert, Wort und Harfe waren die Attribute des romanischen Ritters, jedem zugänglich. Der redegewandte Bauer wurde geadelt, der dichtende Handwerker zum Ritter geschlagen.
    »Ein edler Mann hat guter Krieger oder großzügiger Gastgeber zu sein und hat auf eine schöne Rüstung, erlesene Eleganz und Höflichkeit größten Wert zu legen. Je mehr Tugenden ein Edler besitzt, ein um so vollkommenerer Ritter ist er. Aber auch Bürger können ritterliche Tugenden haben. Wenn sie nicht vornehm von Geburt sind, so können sie dessen ungeachtet vornehmer Gesinnung sein. Eine Tugend jedoch hat allen, Adligen und Bürgern, gemeinsam zu sein, Ehrenhaftigkeit.
    Wer arm ist, kann diesen Mangel durch höfische Redeweise und Frauendienst ersetzen. Wer aber nichts zu tun und nichts zu sagen weiß, verdient keine Beachtung und ist meiner Verse nicht wert«, sagt der Troubadour Arnold von Marveil 9 , selbst Sohn armer und geringer Eltern, erst Schreiber, dann Dichter am Hofe des Vizegrafen von Carcassonne und Beziers.
    Wir sehen also, daß Hohe und Niedere »Ritter« sein oder es werden können, wenn sie mutig und ehrenhaft oder Minnediener und Dichter sind. Feiglinge und Tölpel sind des Rittertums unwürdig. Ihr Zelter ist der Maulesel.
    »Haltet euch stets von dummen Menschen fern und vermeidet boshafte
    Reden. Wenn ihr in der Welt vorwärts kommen wollt, so seid großzügig, offen, kühn und stets bereit, von höfischen Dingen zu reden. Solltet ihr nicht genügend Geld für ein schönes Gewand haben, so seht darauf, daß alles hübsch sauber sei, insbesondere eure Schuhe, euer Gürtel und euer Dolch. Nichts gefällt mehr und nichts gibt höfischeres Aussehen. Wer im Frauendienst etwas erreichen will, muß in allem gewandt sein, damit seine Herrin nie ein Fehl an ihm findet. Bemüht euch, auch den Bekannten eurer Dame zu gefallen, damit sie nur Gutes über euch vernimmt. Das übt auf Herzen einen ganz besonderen Einfluß aus. Wenn euch eure Dame empfängt, so scheut euch nicht ihr zu sagen, daß sie euer Herz erobert hat. Und wenn sie euch wirklich gewähren sollte, worum ihr sie batet, so laßt ja niemand davon erfahren. Beklagt euch vielmehr bei jedermann, daß ihr nichts auszurichten vermöget, denn Frauen können Schwätzer und Dämlinge nicht ausstehen.«
    »Nun wißt ihr, wie man in der Welt vorwärts kommt und wie man den Damen gefällt .«, belehrt uns der Troubadour Amanieu des Escas. 9
    Die Troubadoure waren ein leichtlebiges Völkchen. Was lag daran, wenn sie sich außerhalb ihres reinen Frauendienstes in ein hübsches Lärvchen vergafften und abends nicht mehr bis zur nächsten Burg kamen, in der sie nachtmahlen und herbergen wollten. Der südliche Himmel ist mild, nach den Früchten braucht man nur zu greifen und sprudelndes Quellwasser schmeckt dem Durstenden ebensogut wie süßer Roussillonwein.
    Die leys d'amors schrieben zwar vor, daß Minne eben so rein sein müsse wie ein Gebet. Nun, in den Adern der Südländer fließt heißes Blut, ehe Troubadoure alt wurden, waren sie auch einmal jung, und alte Frauen brauchten und fanden keine Paladine.
    Die harmonische Stimme des ritterlichen Romaniens war die Poesie, seine anmutige Sprache das »Provengalische«, die Erstgeborene der neulateinischen Idiome, aber wie ein bunter Teppich mit iberischen, griechischen, keltischen, gotischen und arabischen Mustern durchwoben. 10 Aus Frankreich, Italien, Katalonien, Aragon und Portugal zogen die
    Troubadoure nach Montpellier, Toulouse, Carcassonne und Foix, um neue Reime zu lernen und um sich mit dichtenden Königen und Prinzen, mit Richard Löwenherz, Alfons von Aragon und Raimon von Toulouse zu messen.
    Wer kennt nicht den kühnen, streitlustigen Bertran de Born, den Dante enthauptet in der Hölle antrifft, und den immer verliebten Arnold Daniel, der im Fegfeuer »unter Tränen singt und trauernd die vergangene Torheit sieht« und den großen Florentiner bittet, stets seiner zu gedenken? Und die anderen alle, einer törichter und begabter als der andere: Bernart von Ventadour, Gancelm Faidit, Peire Vidal, Marcabrus, Peire Cardinal, Ramon von Miravil und der melancholische Arnold von Mar-veil, Arnold

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