Kreuzzug gegen den Gral
Aragonien, Katalonien, Valencia, die Balearengruppe, den südlich der Durance gelegenen Teil der Provence, über die Grafschaften Urgel und Cerdagne, die an Andorra grenzten, und das Roussillon zwischen dem Mittelmeer und der Grafschaft Toulouse.
Alfons der Keusche war ein hervorragender Gönner des gai savoir (edle Kunst, Poesie) und selbst einer der in provengalischer Sprache dichtenden Troubadoure. Der nordfranzösische Dichter Guyot von Provins spricht von diesem rois d'Arragon als seinem großzügigen Mäzen, dessen Dichtergabe und ritterliche Tugenden er bewundernd besingt. Alfons der Keusche rivalisierte mit dem Troubadour Arnold von Marveil um die Gunst der Adelaide von Burlats, Tochter Raimons des Fünften, Grafen von Toulouse, und Gattin des Vicomte Roger-Taillefer von Carcassonne ...
Nördlich der Pyrenäen herrschten die mächtigen Grafen von Toulouse. Ihr Ahnherr war Hursio, ein Gotenfürst. Als der Westgotenkönig Ala-rich der Zweite im Jahre 507 seine Residenz Toulouse an den Frankenkönig Chlodwig verlor, soll Hursio marquis (Markgraf) der Stadt geblieben sein.
Die »Hursiosöhne« waren nach und nach die Herren des ganzen von den Alpen, der Durance, der Dordogne und den Pyrenäen begrenzten Gebietes bis zur Gaskogne geworden.
Raimon von Saint-Gilles, der vierzehnte Hursiosohn, hatte während des ersten Kreuzzuges (1096 - 1099) ein großes occitanisches Pilgerheer ins heilige Land geführt und dort, als sein Versuch, Gottfried von Bouillon die Königskrone von Jerusalem streitig zu machen, gescheitert war, an den Abhängen des Libanon das Fürstentum Tripolis gegründet. Die syrischen Städte Tripolis, Arados, Porphyrion, Sidon und Tyrus wurden kleinasiatische Toulouse, Carcassonne, Albi, Lavaur und Foix. In einem Wald von Palmen, Orangen- und Granatbäumen, in deren Blättern der Wind Lieder von Salomons Zedern, dem Schnee des Sannim und den Tempeln von Baalbek sang, lag Tripolis die Hauptstadt. Den toulouser Grafen verlangte es nicht mehr nach Hause zurück, aber die Heimat sehnte sich nach seinem morgenländischen Paradies. 16
Raimons Urenkelin war Melissende von Tripolis, deren Schönheit und märchenhafte Heimat Rudel den unglücklichen Troubadour so angezogen, daß er »mit Ruder und Segel in den Tod fuhr«, wie Petrarca in seinem trionfo d'amore singt.
Raimond von Saint-Gilles' Söhne teilten sich in das väterliche Erbe. Ber-tran, der in Toulouse zur Welt gekommen war, herrschte über Tripolis. Alfons, in Tripolis geboren, zog in die Heimat. Er trug die Titel eines Grafen von Toulouse, Marquis von der Provence und Herzogs von Nar-bonne. Von den mächtigen Grafen und Vizegrafen der Städte Carcassonne, Beziers, Montpellier, Narbonne und Foix wurde er als Oberlehensherr anerkannt.
Alfons war fünfundvierzig Jahre alt, als Abt Bernhard von Clairvaux den zweiten Kreuzzug (1147-1148) predigte. In Vezelay nahm er mit dem König Ludwig dem Siebenten von Frankreich das Kreuz. Als er kurz nach seiner Landung in Caesarea vergiftet wurde, beschuldigte man Balduin den Dritten, König von Jerusalem, er habe Angst um seine Krone gehabt und deshalb den Grafen Alfons umbringen lassen Die Infantin India von Toulouse hatte ihren Vater ins heilige Land begleitet. Sie begrub ihn auf dem Mont-Pelerin zwischen dem Libanon und dem Meer neben Raimon von Saint-Gilles und Elvira von Kastilien, seinen Eltern. India wurde im Verlaufe des Kreuzzuges von den Ungläubigen gefangen genommen und nach Aleppo in den Harem des Sultans Nureddin geschafft. Die Sklavin India wurde Sultanin und regierte nach dem Tode Nureddins über das Seldschukkenreich.
Als Alfons nach Palästina zog, war sein Sohn Raimon erst zehn Jahre alt. Die Könige von Frankreich, England und Aragonien, seine mächtigsten Nachbarn, machten ihm das Erbe streitig. Frankreichs König, Ludwig der Siebente, glaubte als Nachkomme Chlodwigs und Karls des Großen einen Anspruch auf Toulouse erheben zu dürfen. Heinrich der Zweite, König von England, meinte als Gatte der Eleonora von Poitiers, einer nahen Verwandten des toulouser Grafenhauses, Rechte aufweisen zu können. Und der König von Aragon pochte auf seine Abstammung von Wolf, dem legendären Baskenfürsten. Raimon schlug den einzig möglichen Weg ein. Er verbündete sich mit einem dieser drei Könige gegen die beiden anderen. Und zwar »huldigte« er dem König von Frankreich dadurch, daß er dessen Schwester Konstanze, eine verwitwete Gräfin von Boulogne, heiratete.
Die Ehe sollte sehr
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