Kreuzzug gegen den Gral
befindlichen Ätolier würden ihrer bedrängten Heimat zu Hilfe eilen. Brennus hatte sich nicht getäuscht. Die Ätolier hielten die Schreckensnachrichten aus ihrer von den Volken gebrandschatzten Heimat nicht im Lager zurück.
So gelang es Brennus, den Durchmarsch durch die Thermopylen zu erzwingen. Die Griechen flüchteten sich zum Hafen von Lamia und fuhren auf den Schiffen der Athener davon. Ohne zu zaudern führte Brennus sein Heer gegen den Parnaß.
Als die Gallier gegen die Stadt Delphi anstürmten, brach, wie uns Pausanias und Justin melden, ein furchtbares Gewitter los, die Erde begann zu beben, riesige Felsblöcke stürzten von den Bergen herunter und zermalmten Mengen von Angreifern. In der folgenden Nacht begann der Parnaß erneut zu beben, es wurde eisig kalt, Hagel und Schnee fielen. In Massen starben die Belagerer dahin.
Die Delphier wurden zuversichtlich. Ein Orakel hatte ihnen verkündet, daß Apollo sie nicht im Stiche lassen werde, und sie sahen in dem Unwetter die Bestätigung. Voller Mut machten sie einen kühnen Ausfall. Von da an gehen die Berichte der Geschichtsschreiber auseinander. Nach den einen gelang es den Delphiern, die Belagerer vernichtend zu schlagen und zum Rückzug zu zwingen. Zuvor aber sollen die Gallier alle Landsleute getötet haben, denen Verletzung oder Ermattung den Rückmarsch unmöglich machten. Brennus selbst, der schwer verwundet war, wollte nicht, daß man mit ihm eine Ausnahme mache und gab sich selbst den Tod.
Anderen Berichten zufolge eroberten die Kelten Stadt und Tempel Delphi, raubten die Schätze und schafften sie nach Tolosa. Dort wurden sie alle von einer ansteckenden Krankheit befallen. Ihre Druiden ersahen aus dem Vogelflug, daß das Volk nur Heilung finden könne, wenn es das geraubte Gold und Silber in einen heiligen See würfe.
Nach dem römischen Geschichtsschreiber Justinus wurde dieses Gold von dem Consul Cäpio geraubt.
Es war im Jahre 684 nach der Gründung Roms, etwa 70 Jahre v. Chr. Toulouse, immer noch Hauptstadt der tektosagischen Volken, war seit mehr als einem Jahrhundert Mittelpunkt des westeuropäischen Handels geworden, und hatte immer stärker Roms Neidgelüste erregt. Es gelang dem Prokonsul Cäpio, die Stadt durch Handstreich zu nehmen, die er seinen Truppen zur Plünderung überließ. Damals soll es gelungen sein, einen Teil der Delphischätze zu rauben. Es spricht aber vieles dafür, daß Cäpio nicht bis in das keltiberische Nationalheiligtum vordrang, das sich bis in das Mittelalter hinein in dem Massiv des Pic du Saint Barthelemy befand. Die tektosagischen Volken hatten die Gewohnheit, alles Gold, das sie den Bergwerken entzogen, ihrem Gott Abellio zu verehren. Nun befand sich in Tolosa ein berühmter Abellio-Apollotempel. Da dieser von den römischen Truppen gebrandschatzt wurde, so ist anzunehmen, daß nur dieses Gold in die Hände der Plünderer fiel. Fest steht jedoch, daß der Prokonsul Cäpio 150 000 Talente, etwa 100 Millionen Mark, nach Massilia, der Bundesgenossin Roms, schaffen ließ. Unterwegs wurden die mit dem Transport Beauftragten überfallen, und das Geld kam nie in Massilia an. Cäpio und seine vorgeblichen Komplizen wurden von Rom unter Anklage gestellt. Die Helfershelfer sollen elend geendet haben, und Cäpio selbst soll von da an bis an sein Lebensende vom Unglück verfolgt worden sein. Dieses Mißgeschick des gewesenen Prokonsuls wurde in Rom sprichwörtlich. Man sagte: habet aurum Tolo-sanum, er hat Tolosas Gold, wenn man einen Menschen bezeichnen wollte, dem alles zum Unglück ausschlug.
Die Kelten hatten in ihren Iberern nicht etwa ein wildes, unzivilisiertes Volk vorgefunden. Diese waren ja Verwandte der hochentwickelten Perser und Meder und hatten in den tausend Jahren Seßhaftigkeit die Kultivierung ihrer neuen Heimat durchgeführt. Schon die Iberer, die als erste in die Geschichte dieses Landes eintraten, hatten uralte Kulturreste angetroffen.
Die vorgeschichtlichen Wandmalereien in den Höhlen des Sabarthes, vor allem in der von Niaux, sind nach den Schätzungen der Prähistoriker etwa zwanzigtausend Jahre alt. Die Zeichner von schweifenden Mammut- und Renntierjägerhorden haben sie geschaffen, in einer Naturtreue, die eine hochentwickelte Intelligenz und schärfste Naturbeobachtung voraussetzt. Deshalb darf man auch, wenn man von der Religion, dem Druidismus und der Philosophie der Kelten spricht, nicht vergessen, daß sie sich mit bereits vorhandenen, vielleicht ähnlich gearteten religiösen
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