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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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dogmatisierten Religion der Menschheit der Ruhm, »Verfolgung gelitten zu haben um der Gerechtigkeit willen« ?
    Wir wollen die ersten vier Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung zudecken, in denen bereits mehr Christen von Christen- als von Heidenhand zu Märtyrern gemacht wurden. Schon die frühchristlichen Häretikerverfolgungen standen an Grausamkeit und Unchristlichkeit den Christenverfolgungen seitens des Heidentums nicht nach. Und sie wurden obendrein im Namen dessen begangen, der gesagt hat, in seines Vaters Haus seien viele Wohnungen, man dürfe nicht töten und solle seinen Nächsten lieben wie sich selbst!
    Um das Jahr vierhundert waren die provengalischen Ebenen bereits christianisiert. Allenthalben wurden Klöster und Basiliken auf Trümmern heidnischer Tempel und aus deren Steinen und Säulen erbaut. In ihnen wurden die Reliquien von Märtyrern der neuen Lehre beigesetzt und als Heilige den Götter und Halbgötter gewohnten pagani nahegebracht. Nur in den Pyrenäen opferten Druiden noch ihrer lichten Gottheit Abellio, die mit Verfolgung und Grausamkeit nichts zu tun hatte. Nicht von ihr war diese Welt geschaffen noch die Menschen in ihr. Das Christentum, wie es die jüdisch-römischen Christologen verkündeten, konnte bei diesen Spiritualisten keine Aufnahme finden. Die Kirche, die das Heidentum nicht bekehrte, sondern ausrottete und die mit zunehmender Macht materieller und üppiger wurde, stieß diese Asketen ab. Ein Christus aus dem Hause des Königs David, eines Mörders und Ehebrechers, widersprach ihnen. Christus, der am Kreuze gestorben war, konnte für sie nicht die lichte Gottheit gewesen sein. Ein Gott kann nicht sterben, sagten sie, und kann nicht wollen, daß man in seinem Namen Andersgläubige tötet. Verfolgt und verflucht begingen die Druiden bei Nacht auf den unzugänglichsten Bergeshöhen und im tiefsten Höhlendunkel »den alten heiligen Brauch, Allvater dort zu loben«.
    Einer aus dem Volke:
    Könnt ihr so verwegen handeln?
    Wollt ihr denn zum Tode wandeln?
    Kennet ihr nicht die Gesetze Unsrer harten Überwinder?
    Ringsgestellt sind ihre Netze Auf die Heiden, auf die Sünder.
    Ach, sie schlachten auf dem Walle Unsre Weiber, unsre Kinder,
    Und wir alle
    Nahen uns gewissem Falle.
    Ein Druide:
    So weit gebracht,
    Daß wir bei Nacht Allvater heimlich singen!
    Doch ist es Tag,
    Sobald man mag
    Ein reines Herz dir bringen.
    Du kannst zwar heut,
    Und manche Zeit,
    Dem Feinde viel erlauben.
    Die Flamme reinigt sich vom Rauch:
    So rein'ge unsern Glauben!
    Und raubt man uns den alten Brauch,
    Dein Licht, wer will es rauben?
    Goethe, Die erste Walpurgisnacht
    Und dann kamen doch Christen in die Pyrenäen. Von ihren Brüdern verfolgte Christen, die auf den Konzilen von Saragossa (381) und Bordeaux (384) als Häretiker erklärt worden waren, und deren Lehrer Pris-cillian zu Trier im Jahre 385 von dem christlichen Römerkaiser Maximus und dem Bischof Ithacius mit sechs seiner vornehmsten Anhänger gefoltert und hingerichtet worden war. Die Priscillianer, so nannte man diese gnostisch-manichäischen Sektierer, wurden von den Druiden gastlich aufgenommen und ihnen im Massiv des Pic du Saint-Barthelemy der Wald von Sarralunga zwischen dem Sabarthes und dem Olmes als neue Heimat angewiesen. Den Priscillianern gelang es, die Druiden zum Christentum zu bekehren.
    Aus den Druiden und Vaten wurden Cathari. Aus den Barden wurden Troubadoure ...
    Um das philosophische und religiöse Lehrsystem der romanischen Cathari eindeutig festlegen zu können, müßten wir ihre Literatur zu Rate ziehen, die übrigens sehr reich gewesen ist. Aber sie wurde von der Inquisition als »unsaubere Quelle einer scheußlichen Häresie« zerstört. Kein einziges catharisches Buch ist uns überkommen. Es sind uns nur die Register der Inquisition geblieben, die wir allerdings mit Hilfe verwandter Doktrinen: Gnosis, Manichäismus, Priscillianismus 68 ergänzen können. 69 *
    Die romanischen Cathari lehrten: Gott ist Geist! Seit Ewigkeit ist er die absolute Liebe, in sich vollkommen, unveränderlich, ewig und gerecht. Nichts Schlechtes und nichts Transitorisches kann in ihm sein, noch von ihm kommen. Infolgedessen können seine Werke nur vollkommen un-veränderlich, ewig, gerecht und gut, also ebenso rein sein, wie die Quelle, der sie entströmen.
    Betrachtet man aber diese Welt, so ist ihre Unvollkommenheit, Vergänglichkeit und Veränderlichkeit offensichtlich. Der Stoff, aus der sie gemacht ist, ist vergänglich und die

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