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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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»Schrein«
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    nennen sie ihn auch, in der »verzauberten Grotte des Herkules« aufbewahrt. Der Gotenkönig Roderich soll in die Höhle eingedrungen sein, in einem verborgenen Winkel diesen Schrein und in diesem wieder drei Pokale gefunden haben ...
    Bevor Trevrizent den jungen Parzival in die Höhle vor den Schrein geleitete, um ihn in das Gralsgeheimnis einzuweihen, zog er ihm einen »Rock« an.
    Zu einer Höhle der Wirt ihn führte,
    Die kaum ein Windzug je berührte.
    Da lag ein Rock, den zog ihm an Sein Wirt und führt' ihn mit sich dann In eine Klause nahebei.
    Wolfram von Eschenbach
    Rock oder Mantel, Fisch, Brücke und Kahn vermitteln nicht nur bei Wolfram von Eschenbach die Schau der heiligsten Reliquie. In allen der Gralsage verwandten Mythen und Epen finden wir die gleichen Vorstellungen wieder. Lassen wir zuerst den großen deutschen Minnedichter berichten, wie Parzival zur Burg Munsalväsche gekommen ist, in der der Gral aufbewahrt wurde.
    Am Abend fand er einen See,
    Wo Fischer, denen untertan Das Wasser, hielten in einem Kahn.
    Ein Mann stand in dem Kahne dort,
    Umhüllt von köstlichem Gewande.
    So hub sich Parzival hindann Und ließ sein Rößlein munter traben Den rechten Weg bis an den Graben.
    Die Brück' er zugezogen fand.
    »Der Fischer bat«, sprach Parzival,
    »Daß nach der Burg den Weg ich nähme.«
    »Willkommen, Herr, sollt ihr hier sein.
    Weil es der Fischer Euch versprach.«
    Der Kämmerer sprach mit Worten klug:
    »Repans' de Schoye den Mantel trug,
    Die Königin; von der Herrin mein Soll er Euch dargeliehen sein.«
    Wolfram von Eschenbach 92
    Irgendwo hinter einem großen Wasser liegt in allen solchen Mythen und Sagen ein Wunderberg. In dem »Gesicht Gregors des Großen« ist es ein herrliches Gefilde, zu dem eine Brücke führt, über die nur die Gerechten schreiten können, und das an den Garodemana und die Brücke Tchinvat der babylonischen Mythologie erinnert. Wer zum Wunderberge will, muß in einem Nachen, der oft - in der antiken Mythologie vor allem -ein Kelch ist, auf einem Fisch oder einer Brücke dieses Wasser überqueren. Dort findet er dann eine herrliche Aue:
    Die Asphodelos-Wiese der Hellenen.
    Das Tal Avalon der Kelten, in dem nach dem Gralsdichter Robert von Borron Joseph von Arimathia, der erste Gralshüter, begraben sein soll.
    In einem heiligen Hain die Eiche, in deren Ästen das Goldene Vlies hängt.
    Der Garten der Hesperiden, in dem die Schale der Wiedergeburt steht. Oberons Zauberwald, der die Burg Monmur schützend umgibt.
    Der Wald Briziljan, der den Gralstempel Munsalväsche von der Welt trennt.
    Auf dem Schiff Argo fuhren die Argonauten in das Land des Goldenen Vlieses. In einem Kelch wird Apollo übers Meer zu den Hyperboräern und dem Garten der Seligen, Hesperien getragen. Das Schiff brachte für die Hellenen die Seelen der Abgeschiedenen zum Lichtlande. Deshalb finden sich auf griechischen Gräbern sehr häufig Schiffsabbildungen. In den christlichen Katakomben begegnen wir demselben Brauch. Oft trat der Fisch, namentlich der Delphin, an die Stelle des Schiffes. Schon bei Homer ist die Rede vom Fischer Orpheus, der den heiligen Fisch 93 erjagt. Mit einem Fisch versinnbildlichten auch die Urchristen ihren Heiland Jesus-Christus, der die Menschen zum Himmel geleitet. Die Cathari hatten die gleiche Vorstellung vom Kahn als Träger ins himmlische Leben: das Totenschiff, dessen Segel die Sonne ist, das Sym-
    bol des lichten Retters. Auch der Fisch war für sie - wie für die Urchri-sten - das Emblem des »Jesus-Christus - Gottes Sohn - Retter« (I^aoug Xpiorog ©£ou Yiog    die Anfangsbuchstaben ergeben: IX0YL =
    Fisch).
    In den Gralsepen ist der Gralskönig Anfortas der »Fischerkönig«. Den »rois Pesciere« nennt ihn Christian von Troyes. Diese Bezeichnung hat ihren Ursprung wohl in dem Christuswort: »Ich will euch zu Menschenfischern machen.«
    In dem altfranzösischen Oberonlied »Huon von Bordeaux«, auf das wir noch zurückkommen müssen, tragen der »Mantel« eines »wunderbaren Mönchs« und - in einer anderen Version - Mallabron der Fischer als Delphin Huon und Esclarmonde in Oberons Zauberwelt.
    Wir wollen uns bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß in der romanischen Minnekirche Rock und Mantel das neue »Gewand« symbolisierten, das man nach Empfang des Consolamentums anlegte an Stelle des alten Adam: Luzifers Machwerk und Gefängnis der Seele.
    Trevrizents Klause war salvasche (= wild) und somit salvat (= gerettet, geborgen). Auch

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