Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
Vom Netzwerk:
»Esclarmondelied« des Hu-onzyklus und den Gralsdichtungen, insbesondere der Wolfram-Guiot-schen Fassung, wollen wir nur die wichtigsten und augenfälligsten herausgreifen. Krone und Speer gleichen Gral und Lanze. Der Zauberhumpen spielt die Rolle des Speise spendenden Gral. Das bocaige Auberon ähnelt dem Wald von Briziljan. Noch auffallender ist die Ähnlichkeit der auf Erlösung wartenden wunderbaren Mönche mit den Engeln im »Par-zival«:
    Die Engel, die damals im Streite Mitfechten wollten auf keiner Seite,
    Als Luzifer mit Gott, dem Herrn Im Streit lag, und sich hielten fern -]a, diese werten Engelscharen Ließ Gott zur Erd' herniederfahren ...
    Ich weiß nicht, ob Gott sie ganz verstieß Oder ob er Gnade walten ließ.
    Wolfram von Eschenbach
    Besonders überraschend sind die Beziehungen zwischen dem Fischer Anfortas am See Brumbane und dem Fischer Mallabron an dem breiten Wasser, hinter dem Oberons Zauberreich liegt. Anfortas wie Oberon sind leidend. Beide erwarten sie in dem Erscheinen ihres Nachfolgers Erlösung.
    Nach dem Esclarmondelied liegt die Feenburg Monmur in der Nähe des pays de commans und der terre de foi. Wurden nicht durch die Vermählung der historischen Esclarmonde mit Jordan das Pays de Comminges und die Terre de Foix vereint, in der der catharische »Glaube« (altfranzösisch: foy) beheimatet war?
    MUNSALVÄSCHE UND MONTSEGUR
    Nur eine Burg ragt ganz allein,
    Des Erdenwunsches höchster Preis.
    Wer sie mit Vorbedacht und Fleiß Will suchen, findet sie leider nie,
    Und dennoch werben viel um sie.
    Die ist Euch, Herr, noch unbekannt,
    Munsalväsch' ist sie genannt.
    Wolfram von Eschenbach
    Auf Munsalväsche bewachten Templeisen die kostbare Reliquie: den Gral. Das Symbol dieser »Tempelritter« war die Lanze, das Zeichen der Kampfbereitschaft.
    Denn wohl bewährt und wohl bewahrt Von Rittern diese Gegend ist,
    So daß man nie durch Trug und List Das Waldgebiet durchreisen kann.
    Wolfram von Eschenbach
    Im fünfzehnten Jahrhundert schrieb der holländische Chronist Velde-naer, der Schwanritter sei aus dem Grale (dat greal) gekommen, wie früher das Paradies auf Erden geheißen habe. Das sei aber nicht das heilige Paradies, sondern ein sündiger Ort. Um die gleiche Zeit sagte die Halberstädter Sachsenchronik von Lohengrin: »Die Chronisten meinen, dieser Jüngling, der Schwanritter sei aus dem Berge gekommen, wo Venus in dem Grale ist.«
    Der Gralsberg war also ein Venusberg? Widerspricht das nicht dem Keuschheitsgebot der Gralsrunde?
    Die Ritter auch, die dort hüten sein,
    Müssen makellos an Keuschheit sein.
    Wer zum Grale will gehören,
    Muß Frauenliebe ganz verschwören.
    Wolfram von Eschenbach
    Wir müssen - um diesen Widerspruch verstehen zu können - auf das Gedicht Peire Vidals zurückgreifen, nach dem dieser Troubadour dem Gott Amor leibhaftig begegnet sein will. Neben Amor ritt eine Dame. Venus? Nein: die Gnade! Die leys d'amors verboten Liebe.
    Die Troubadoure suchten Trost in der Gnade ihrer Dame, und die Ca-diari sehnten sich nach der tröstenden Mani, dem von Christus verspro-dienen Parakleten.
    Gott ist Mensch und des Vaters Wort,
    Ist Vater und auch Sohn zugleich,
    Sein Geist ist großer Hilfe reich.
    Wolfram von Eschenbach
    Christus bezeichnete seinen Jüngern den göttlichen Geist als den Para-kleten, Helfer. Die Cathari sahen in ihm die Mani, die Hilfe. Ein weibliches Prinzip also ...
    Die Chronisten, die wir soeben angeführt haben, hatten nicht unrecht, wenn sie in dem Gralsberg einen sündigen und ketzerischen Venusberg sahen.
    Montsegur war in uralten Zeiten ein Heiligtum der Göttin Belissena, der keltiberischen Astarte-Artemis-Diana gewesen. Astarte war die Paredra Baals in der phönizischen Götterlehre und war als Artemis die Schwester Apollos in der hellenischen, als Belissena die Gattin Abellios in der keltiberischen Theogonie.
    In Delphi und in Didyma, dem Heiligtum der Zwillinge Castor und Pollux, wie an allen wichtigen Stätten des Apollonkultes standen Heiligtümer der Artemis. Ihre Priester und Priesterinnen mußten das Keuschheitsgelübde ablegen. Eine Schar von Nymphen begleitete die unnahbare Göttin auf ihren Jagdzügen durch die Wälder. Ihr Symbol war die Mondsichel.
    Die Druiden hatten ihre Belissena-Heiligtümer ebenfalls an den dem Abellio geweihten Orten. Unweit des heutigen Mirepoix, dessen Herren - Belissenasöhne - den Turm, den Fisch und die Mondsichel im Wappen führten, lag der heilige Wald Belena. Das heutige Belesta, wenige Wegstunden von

Weitere Kostenlose Bücher