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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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zusammen.
    Gesellig wie Gedanke und Vollzug.
    Wohin die Rosse jener beiden traten,
    Gefolgt vom ungestümen Reiterschock,
    Vergeht nicht nur das Gras der Languedoc, Vergehen auch der Zukunft Freudensaaten.
    Lenau: Die Albigenser
    DRITTER TEIL
    DER KREUZZUG 99
    Der Catharismus wurde seiner dualistischen Spekulationen wegen von den römischen Kirchenlehrern und Inquisitoren als ein Neo-Manichäis-mus angesehen. In Wirklichkeit aber war er - wie die von Manes (216276/77) gestiftete Irrlehre - ein abendländischer Geisteshaltung angepaßter Maneismus. Die Mani, das Symbol des buddhistischen Glaubens, fand ihr catharisches Ebenbild im Parakleten. Die »Reine Lehre«, wie die Verdeutschung des Begriffes Catharismus ja lautet, wurde nach dem Beispiel der indischen Mani mit einem vom Himmel gefallenen Stein symbolisiert, einem »Lapis ex coelis« (bei Wolfram von Eschenbach irrtümlich, da in dieser Fassung sinnlos: »Lapsit exillis«), der die Welt tröstend erleuchtet.
    Die Esclarmonde, die »Leuchte der Welt«, hütete auf Montsegur dieses Emblem des catharischen Glaubens, das als »Ketzerschatz« in höchster Not von vier waghalsigen Cathari in abenteuerlicher Kletterei nach den Höhlen von Omolac geschafft wurde. Wenn wir in diesem Ketzerschatz, wie die Inquisitoren die catharische Reliquie nannten, den Gral sehen, so werden wir in der Folge noch manche Stütze für unsere Annahme finden. Daß der Gral bei Christian von Troyes und bei Guiot-Wolfram in keinem Zusammenhang mit dem Abendmahl steht und keineswegs eine »christliche« Reliquie ist, fällt selbst bei oberflächlicher Lektüre dieser Dichtungen ins Auge. Von priesterlicher Mitwirkung ist nirgends die Rede.
    Der Gral war ein ketzerisches Symbol. Er wurde von den Anbetern des christlichen Kreuzes verflucht und von einem Kreuzzug angegriffen. Das »Kreuz« führte einen heiligen Krieg gegen den »Gral«.
    Die Cathari sahen die Verehrung des Kreuzes als eine Verschmähung der göttlichen Natur Christi an. Ihre Ablehnung 100 dieses Symbols ging soweit, daß - um ein Beispiel aus vielen herauszugreifen - ein Belis-sensohn ausrief:
    »Möchte ich nie in diesem Zeichen gerettet werden!«
    *
    Wie kam es, daß der frohe Troubadour Fulco sich hat gesellt dem Priesterorden,
    Der Kirche Spür- und Hetzhund ist geworden, Nachwitternd ohne Rast der Ketzerspur?
    Lenau: Die Albigenser
    Foulques, der Sohn eines reichen genuesischen Kaufmanns aus Marseille war ein schlechter Troubadour gewesen. An Fanatismus und Habsucht jedoch konnten sich selbst die eingefleischtesten Ketzerfeinde seiner Zeit nicht mit ihm messen.
    Foulques hatte lange die Gattin des Vizegrafen Barral von Marseille in seinen Liedern gepriesen, die sich seine Huldigungen gefallen ließ, ohne seine Neigung zu erwidern. Schließlich verabschiedete sie ihn, da er stürmisch das plaisir d'amour verlangte. Sein ganzes Leben war eine Jagd nach Geld und Ruhm. Als er seiner unsittlichen Lebensweise wegen sich von allen Gönnern verlassen sah, nahm er das Priestergewand, in dem man damals am schnellsten in der Welt vorwärtskommen konnte. Foulques sollte sich in seinen Hoffnungen nicht getäuscht haben. Bald nach seinem Eintritt in den Zisterzienserorden wurde er zum Prior des Klosters Floreja ernannt. Fünf Jahre später war er Bischof von Toulouse. Als ein päpstlicher Legat, der mit dem Auftrag, der Ketzerei Einhalt zu gebieten, in die Provence gekommen war, von der Wahl des Troubadours zum toulouser Bischof erfuhr, rief er aus:
    »Alles ist gerettet, da Gott der Kirche einen solchen Mann geschenkt hat!«
    Die Einkünfte aus seinem Bistum genügten dem anspruchsvollen Troubadour im Priestergewand nicht. Nach kurzer Zeit stak er in Schulden. Die Verachtung der Bürgerschaft gegen diesen unwürdigen Priester war so groß, daß er sich nicht mehr auf der Straße zeigen konnte, ohne verhöhnt und geschmäht zu werden. Von ihm wird berichtet, daß er einmal in einer Predigt die Ketzer mit Wölfen und die Rechtgläubigen mit Schafen verglichen habe. Da stand ein Ketzer auf, dem Simon von Montfort, der Verwüster Romaniens, die Augen hatte ausstechen und Nase und Lippe abschneiden lassen, deutete auf sich und sprach:
    »Hat ein Schaf je einen Wolf so gebissen?«
    Da erwiderte Foulques, Montfort sei ein guter Hund gewesen ...
    Der Graf von Foix, Esclarmondes Bruder, konnte diesen Bischof vor Papst Innocenz dem Dritten anklagen: seinetwegen hätten mehr als fünfhunderttausend Menschen sterben müssen. 101
    Nach einem

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