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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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Montsegur entfernt, war eine der Belissena geheiligte Stätte gewesen. In Lavelanet, am Fuße des Pog von Montsegur, wo der Belis-sensohn Ramon von Perelha herrschte, hatte sich ehedem ebenfalls ein Belissena-Heiligtum neben einem solchen des Abellio befunden.
    Artemis wurde in der griechischen Mythologie oft mit Daphne (= Lorbeer), der ersten legendären delphischen Sibylle identifiziert. Auf Lorbeerblätter schrieben die Sibyllen ihre Orakel. Der Lorbeer war der heilige Baum der Dichter und Prophetinnen. Peire Vidal, der Reimer, wußte wohl, weshalb er die Dame Gnade unter einem Lorbeerbaum zur Rast einlud.
    Die Taube war ein der Artemis geheiligter Vogel. »Tauben« nannte man die Artemispriesterinnen zu Dodona, wo Griechenlands heiligste Eiche stand, aus deren Holz die Argonauten den Schiffskiel der Argo geschnitzt hatten, bevor sie zu der Prophetin und Seherin Medea fuhren, die ihnen zu dem Goldenen Vlies verhalf.
    Das catharische Emblem Gott-Geist war - wie in den Evangelien - die Taube. Ein Catharus meißelte in einer Sabarthes-Höhle eine Taube in die Felswand. In den Trümmern Montsegurs wurden Tontauben gefunden. Das Wappen der Gralsritter war die Taube. Eine Taube legte am Karfreitag, dem Tag der höchsten Minne, eine Oblate auf den Gral. Eine Legende, die ich einem Pyrenäenhirten nacherzählt habe, läßt eine Taube den Berg Tabor spalten, und Esclarmonde sich in das Emblem Gott-Geist verwandeln. Diese Beziehungen sind eindeutig.
    Luzifers Schöpfung birgt den Tod in sich. Den Tod kann man nur dadurch bekämpfen, daß man die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes verneint. Wenn keine Menschen mehr sind, gibt es keinen Tod mehr. Darum lehnten die Cathari die fleischliche Liebe ab und ersetzten sie durch himmlische Minne, anerkannten mit anderen Worten nur die göttliche Urliebe. »Geliebte der Urliebe« nannte Dante seine Minnekönigin Beatrice. Urliebe hat mit irdischer Liebe, die Menschen zeugt, nichts zu tun.
    Ja, wem sich so das Leben endet,
    Daß seine Seele durch die Schuld Des Leibes Gott nicht wird entwendet,
    Der lebt ein Leben reich gepriesen.
    Wolfram von Eschenbach
    Auf Munsalväsche, Monmur und Montsegur war Keuschheit Gesetz. Im Esclarmondelied sagt Oberon: »Hüte dich, Huon, mit einer Jungfrau Gemeinschaft zu pflegen. Bleibe treu der schönen Esclarmonde, die auf dich wartet und jeden Bewerber abweist.« Im Parzival Wolframs müssen die Ritter makellos an Keuschheit sein, und der Gralkönig Anfortas kann nicht leben und nicht sterben:
    Denn weil mit ungezähmtem Sinne Er warb um unerlaubte Minne,
    Ward er in solches Leid gebracht. 97
    Wolfram von Eschenbach
    Da »auf der Welt nichts so rein, als ohne Falsch ein Jungfräulein«, hüten Jungfrauen auf Munsalväsche den heiligen Gral. Der Jungfrauen Königin war Repanse de Schoye.
    Es war schwer, nach Munsalväsche, Monmur und Montsegur zu gelangen. Oberons Wald, der Wald von Briziljan und der von Serralunga, der Montsegur schützend umgibt, und in dem die Priscillianer Zuflucht vor den Schergen Roms gefunden hatten, waren dicht und dunkel.
    In fernem Land, unnahbar euren Schritten,
    Liegt eine Burg, die Montsalvat genannt...
    Richard Wagner
    REPANSE DE SCHOYE 98
    Repanse de Schoye die Jungfrau hieß, Von der der Gral sich tragen ließ.
    Wolfram von Eschenbach
    Ich will die Legende, die mir ein greiser Berghirte berichtet hat, noch einmal erzählen:
    »Als Montsegurs Mauern noch standen, hüteten in ihnen die Cathari den heiligen Gral. Montsegur war in Gefahr. Luzifers Heerscharen lagen vor seinen Mauern. Den Gral wollten sie haben, um ihn wieder in das Diadem ihres Fürsten einzusetzen, aus dem er bei dem Sturz der Engel auf die Erde gefallen war. Da kam in höchster Not vom Himmel eine weiße Taube und spaltete mit ihrem Schnabel den Tabor. Esclarmonde,
    128
    die Gralshüterin, warf das kostbare Heiligtum in den Berg. Der schloß sich wieder, und so wurde der Gral gerettet. Als die Teufel in die Burg eindrangen, kamen sie zu spät. Erbost verbrannten sie alle Reinen unweit des Burgfelsens, auf dem Camp des Cremats, dem Scheiterhaufenacker ...«
    Ich hatte die Legende nicht bis zum Ende nacherzählt:
    »Alle Reinen wurden verbrannt, nur Esclarmonde nicht. Als sie den Gral geborgen wußte, stieg sie auf den Gipfel des Tabor hinauf, verwandelte sich in eine weiße Taube und flog nach Asiens Bergen. Esclarmonde ist nicht gestorben. Noch heute lebt sie dort im irdischen Paradies.«
    ... dem Land Ethnise,
    Wo aus der Welten Paradiese
    Hervor des

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