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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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wird antworten: >Ich weiß es nicht, denn niemand hat es mich so gelehrt.«
    Während der Klerus Romaniens aus Nachlässigkeit oder aus Furcht vor den mächtigen Beschützern der Sekten mehr oder weniger untätig blieb, flößten die Fortschritte der »Ketzer von Toulouse und Albi« den Prälaten Nordfrankreichs lebhafte Besorgnis ein. Auf ihr Drängen berief im Jahre 1163 Papst Alexander III. das Konzil von Tours ein. Der Papst, siebzehn Kardinale, einhundertvierundachtzig Bischöfe und mehr als vierhundert Äbte faßten folgenden Beschluß: 106
    »Eine verdammenswerte Häresie hat sich im Lande eingenistet und hat von dort aus die Gaskogne und alle anderen Südprovinzen vergiftet. Wir befehlen deshalb unter Androhung der Exkommunikation allen Bischöfen und Geistlichen, zu verhindern, daß man die Häretiker aufnimmt, ihnen verkauft oder von ihnen kauft.«
    Zwei Jahre später unternahm auch die romanische Geistlichkeit den Versuch, dem Anwachsen der Häresie Einhalt zu gebieten, fühlte sich aber zu schwach, um an eine Verfolgung denken zu können. Sie sahen keinen anderen Ausweg, als die catharischen Führer zu einer öffentlichen Diskussion zu bitten. Der Bischof von Albi berief deswegen die berühmtesten Ketzer nach Lombers. Seiner Einladung folgten auch Kon-stanze, Schwester von Frankreichs König Ludwig VII. und Gattin des Grafen Raimon V. von Toulouse, Raimon-Trencavel, der Vicomte von Albi, Beziers und Carcassonne und fast alle Vasallen der Grafen von Toulouse. Die zur Konferenz gebetenen Cathari weigerten sich hartnäk-kig, sich von den Prälaten verhören zu lassen und verlangten eine Diskussion. Die mußte ihnen wohl oder übel gewährt werden. Man disputierte hin und her, bis die Cathari ausriefen, man könne doch in dem Neuen Testament keine einzige Stelle finden, die von den Priestern verlange, üppiger als Fürsten zu leben, kostbare Kleidung, Schmuck und Harnisch zu tragen ...
    Als der Abt von Albi die Gutmänner mit dem Kirchenbann belegte, riefen ihm diese zu: »Ihr seid die Häretiker, und wir können das mit dem Neuen Testament und den Episteln beweisen!« 107 Den Cathari war freies Geleit zugesichert worden. Unbehelligt konnten sie nach ihren Wäldern und Höhlen zurückkehren. Der Klerus aber hatte erneut erfahren, wie schwach er in diesen Provinzen geworden und wie verachtet er war.
    *
    Toulouse war die Hochburg der Ketzerei. Dort versuchten Zisterziensermönche die Sektierer zu bekehren. Aber statt Bekehrungen ernteten sie nur Spott- und Hohnreden. Da glaubte die »Bekehrungskommission«, nur mit Gewalt den »Augiasstall« reinigen zu können und ließ, um ein abschreckendes Beispiel zu geben, Peter Morand (Peyre Maouran), den vornehmsten Bürger der Stadt, einen Greis von mehr denn siebzig Jahren, vor sich zitieren. »Priester Johannes« pflegten die Toulousaner diesen Catharus zu nennen ...
    »Peter Morand, Ihr steht im Verdacht, arianischer Irrlehrer zu sein«, begann der Legat, Kardinal Peter von Saint-Chrysogone.
    »Nein.« (Peter Morand log nicht, war er doch kein »Arianer«.)
    »Könnt Ihr das beschwören?«
    »Mein Wort genügt. Ich bin Ritter und Christ .«
    Peter Morand bleibt lange fest. Als man aber droht, seine Güter zu konfiszieren, seinen »Palazzo« und seine Burgen zu zerstören, läßt seine Widerstandskraft nach. Er schwört ab ... 108
    Man führt den alten Mann nackt durch die Straßen von Toulouse bis zur Stephanskirche. Dort läßt ihn der Kardinal vor dem Altar mit Ruten auspeitschen und verspricht ihm Sündenvergebung, wenn er in spätestens vierzig Tagen seine Heimat verlasse und ins heilige Land pilgere, Wo er drei Jahre bei den »Armen von Jerusalem« zu dienen habe. Bis zu seiner Abreise solle er täglich durch die Straßen von Toulouse gepeitscht werden.
    Man konfiszierte seine Güter, versprach ihm aber nach seiner Rückkehr aus Palästina alles zurückzugeben.
    Die Härte der Missionare hatte die gewünschte Wirkung. Scharen von toulousischen Bürgern beeilten sich, mit der Kirche Frieden zu schließen.
    Wie wenig aufrichtig aber diese Bekehrungen waren, mag die Tatsache beweisen, daß Peter Morand nach seiner Rückkehr aus dem heiligen Land von seinen Mitbürgern dreimal zum Ratsherrn (capitul) gewählt wurde.
    »Die Züchtigung« Peter Morands war nur der Auftakt für weitere Verfolgungen gewesen. Der Kardinal von Saint-Chrysogone belegte alle Cathari der Stadt Toulouse mit dem Kirchenbann. Die ziehen sich zu Roger-Taillefer und Adelaide nach Carcassonne

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