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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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bekämpfen, hätte der
    Klerus Achtung und Vertrauen besitzen müssen, deren er längst nicht mehr würdig war.
    Bernhard von Clairvaux sagte einmal von den Cathari: »Es gibt bestimmt keine christlicheren Predigten als die ihren, und ihre Sitten waren rein.« Kann es also verwundern, daß sich der Catharismus, seit Jahrhunderten mit der romanischen Kultur eins, machtvoll ausbreitete und schließlich als die santa Glieiza Romaniens angesehen wurde?
    Es kam vor, daß ganze Klöster geschlossen zum Catharismus übergingen, und daß kranke Bischöfe sich von den Gutmännern pflegen und »trösten« ließen.
    Um das Jahr 1170 hatte ein reicher Lyoner Kaufmann, Peter Waldo 104 , das Neue Testament in seine Muttersprache übertragen lassen, um es selbst lesen zu können. Er fand bald, daß das apostolische Leben, wie es Christus und seine Jünger gelehrt hatten, nirgends mehr beobachtet werde und predigte fortan seine Auffassung vom Evangelium. Er hatte bald zahlreiche Schüler, die er als Missionare in die Welt hinaussandte, die aber fast ausschließlich unter niederen Klassen Gläubige fanden. Nur selten traten Adlige der waldensischen Sekte bei. Ihre Prediger verkündeten die neue Lehre, »la nobla leyczon« nannte sie ein Troubadour, mit Vorliebe auf Straßen und Plätzen. Oft fanden Disputationen zwischen Waldensern und Catharern statt. Aber stets herrschte bestes Einvernehmen zwischen diesen beiden »Irrlehren«. Rom, das oft die Waldenser Südfrankreichs mit den Cathari verwechselte, hat ihnen beiden die Bezeichnung »Albigenser« beigelegt. Es handelte sich aber um zwei völlig verschiedene und voneinander unabhängige Häresien, denen nur gemeinsam war, daß der Vatikan ihnen Vernichtung geschworen hatte. Der Inquisitor Bernhard Guy 105 gibt uns in seinem »Inquisitorenhandbuch« einen Abriß der waldensischen Lehre:
    »Die Mißachtung der kirchlichen Gewalt war die wesentliche Irrlehre der Waldenser, deret wegen sie auch exkommuniziert und Satan ausgeliefert werden .«
    »Sie lehren, daß Eid und Rechtsprechung von Gott verboten sind und glauben, zu ihrer Beweisführung Worte des heiligen Evangeliums anführen zu können.« »Item verachten die Anhänger dieser Sekte das Bußsakrament und die Schlüsselgewalt der Kirche. Sie behaupten von Gott das Recht zu haben, Beichte anzuhören, Sünden zu vergeben und Buße aufzuerlegen, geben aber offen zu, diese Schlüsselgewalt nicht von der Kirche erhalten zu haben, sintemalen sie aus der Kirche ausgestoßen sind, ohne die es keine wahre Buße und keine Rettung gibt.«
    »Item irren sie bezüglich des Sakraments der Eucharistie, denn sie behaupten, Brot und Wein könnten nicht zu Körper und Blut Christi werden, sobald sie von einem sündigen Priester geweiht werden.«
    »Item halten die Waldenser an der irrigen Ansicht fest, es gäbe nach diesem Leben kein Fegfeuer, und Almosen wie Messen der Rechtgläubigen könnten den Toten nichts nützen.«
    »Item verachten sie die Prälaten, Priester, Mönche und Nonnen der römischen Kirche. Das sind, sagen sie, selbst blinde Führer von Blinden, die keineswegs das reine Evangelium verkünden und die wahre apostolische Armut nicht kennen.«
    »Item rühmen sie sich, die Nachfolger der Apostel zu sein und der wahren apostolischen und evangelischen Armut zu pflegen.«
    »Item trinken und essen die Waldenser wie jedermann. Wer fasten kann und will, tut es Montags und Mittwochs. Doch essen sie alle Fleisch, denn sie sagen, Christus habe nicht verboten, Fleisch zu essen.«
    »Item empfehlen sie ihren Gläubigen Enthaltsamkeit, gestatten aber, daß man die Glut der Leidenschaft stille, wie schändlich auch fleischlicher Verkehr sei. Sie sagen mit der Heiligen Schrift: »Es ist besser zu freien, denn Brunst zu leiden.«
    »Item arbeiten ihre »Vollkommenen« nicht und nehmen für nichts Geld, es sei denn aus Furcht, erkannt und ergriffen zu werden. Item reden sie sich mit »Bruder« an und nennen sich die »Armen Christi« oder die »Armen aus Lyon«.
    »Item lehren und beten sie kein anderes Gebet als das Vaterunser. Sie erkennen die Begrüßung der Jungfrau Maria: »Gegrüßet seist Du Maria« nicht an, ebensowenig das Glaubensbekenntnis: »Ich glaube an Gott«, denn sie sagen, diese Gebete seien von der römischen Kirche eingeführt worden und nicht von Christus.«
    »Wenn man jemanden als Waldenser überführen will, so braucht man von ihm nur zu verlangen das Glaubensbekenntnis herzusagen, wie es die katholische Kirche lehrt. Er

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