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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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zurück. Carcassonnes Vicomte war in religiösen Dingen sehr tolerant. Katholizismus, Catharis-mus und Judentum lebten in seinen Gebieten einträchtig nebeneinander und genossen die gleichen Rechte. Der Jude Caravita war sein Schatzmeister, der Ketzer Bertran von Saissac sein Minister.
    Als die Missionare von Roger-Taillefer die Herausgabe der Flüchtigen verlangten, zog sich Adelaide mit den Geächteten nach Castres zurück. Die Herren von Castres waren den Vicomten von Carcassonne lehenspflichtig. Sie gehörten zur Familie der »Mondsöhne«. Ermengarde, Isarn und Orbria waren die Damen von Castres. Ihr Bruder Guillabert war Romaniens Patriarch. In einer Höhle von Ornolac befand sich seine unterirdische Kirche.
    Vergebens versuchten die Zisterzienser, Adelaide und ihre Barone zur Herausgabe der Ketzer zu bewegen. Sie mußten unverrichteter Dinge Castres wieder verlassen.
    Auf dem inzwischen von Papst Alexander III. einberufenen dritten late-ranischen Konzil (1179), das nochmals strenge Verordnungen gegen die Ketzer in der Gaskogne, in Albi und Toulouse erließ, wurden der Graf von Toulouse, der Vizegraf von Beziers, der Graf von Foix und die meisten romanischen Barone exkommuniziert.
    Papst Alexander, dem die toulouser Missionare und die romanischen Prälaten in entsetzten Tönen von der Kühnheit und der immer wachsenden Macht der Sekte gesprochen hatten, hielt es für angebracht, von neuem einen Sonderlegaten in die ketzerischen Provinzen zu schicken, um dem Beschluß des lateranischen Konzils Wirksamkeit zu verschaffen. Von neuem betraute er die Zisterzienser unter Führung ihres Abtes Heinrich von Clairvaux mit dieser Mission. Um seiner Sendung mehr
    Nachdruck zu verleihen, ließ Heinrich, der auf dem lateranischen Konzil zum Kardinalbischof von Albano ernannt worden war, einen »Kreuzzug gegen die Albigenser« predigen. Es ist das erstemal, daß dieses Machtmittel der Kirche gegen Christen eingesetzt wird ...
    Der Kardinalbischof von Albano l09 wandte sich mit seinen soldatesken Pilgern gegen Lavaur, eine der stärksten Burgen des Vicomtes von Carcassonne. Da zu dieser Zeit Roger-Taillefer mit dem Grafen von Toulouse in Fehde lag, konnte er seiner bedrängten Stadt keinen Entsatz schicken. Adelaide übernahm die Verteidigung. Lavaur vermochte indes nicht der katholischen Armee standzuhalten. Die Vicomtesse sah sich bald gezwungen, Lavaurs Tore dem Kreuzfahrerheer zu öffnen.
    Lavaurs Fall zwang Roger-Taillefer, um Frieden zu bitten. Er schwur der Häresie ab. Man darf aber diesem Schritt keine Bedeutung beimessen. Er wollte seinem von dem Kreuzzug in einen einzigen Trümmerhaufen verwandelten Land weiteres Unheil ersparen. Er irrte nicht, wenn er annahm, daß Diplomatie ihm und den Ketzern nur von Vorteil sein könne. Durch diesen Akt der Unterwerfung hatte sein Land eine Zeitlang Ruhe vor Roms Missionaren.
    *
    Lothar Contis Wappen: ein Blitze schleudernder Adler sollte das Symbol seiner Herrschaft über »Orbis und Urbis« werden. Unter dem Namen Innocenz III. 110 wurde er der Stellvertreter Gottes, für die Cathari nicht des Gottes, dessen frohe Botschaft Engelchöre am ersten Weihnachtsabend sangen, sondern des Gewittergottes, der auf dem Sinai und dem Olymp den Blitz für die bereit hält, die seine Majestät mißachten. Als Lothar Conti am Tage seiner Papstkrönung (22. Februar 1198) die vorgeschriebene Rede hielt, definierte er eindeutig die Gewalt, die er von dem Himmel erhalten zu haben glaubte: »Gott hat mich über die Völker und Königreiche gesetzt, um auszureißen und zu vernichten, aber auch um aufzubauen und zu pflanzen. Zu mir ist gesagt worden: Ich will Dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was Du auf Erden bindest, soll im Himmel gebunden werden. So stehe ich zwischen Gott und den Menschen, kleiner als Gott, aber größer als der Mensch ...«
    Mit Zorn sah er das Umsichgreifen der catharischen Irrlehre, sah er, daß die alleinseligmachende Kirche in Gefahr war. Er hielt den Catharismus für gefährlich genug, um ihn wie ein Unkraut auszureißen und ins Feuer zu werfen.
    Kaum zwei Monate nach seiner Weihung schickte er Briefe an alle Prälaten, Fürsten, Adlige und das gesamte französische Volk, worin er befahl, alle Ketzer, die nicht zum wahren Glauben zurückkehren wollten, zu verbrennen und ihrer Güter zu berauben. Außerdem bevollmächtigte er sechs Monate später seinen Legaten Rainier zu einer durchgreifenden Kirchenreform und Wiederherstellung der Kirchenzucht in Romanien,

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