Kreuzzug gegen den Gral
Grafschaft unter sich zu teilen, damit sie für immer von der Ketzerei frei bliebe. Der Brief lautete:
»An den edlen Grafen von Toulouse.
»Welcher Stolz hat sich Deines Herzens bemächtigt, Du Aussätziger. Mit Deinen Nachbarn liegst du unausgesetzt in Fehde, mißachtest die Gesetze Gottes und hältst es mit den Feinden des wahren Glaubens. Zittere, Gottloser, denn Du wirst gezüchtigt werden. Wie kannst Du die Ketzer beschützen, grausamer und barbarischer Tyrann. Wie kannst Du behaupten, der Glaube der Ketzer sei besser als der der Katholischen. »Noch andere Vergehen hast Du gegen Gott begangen: Du willst keinen Frieden, hältst Fehde an Sonntagen und beraubst die Klöster. Der Christenheit zur Schmach verleihst Du öffentliche Ämter an Juden.
»Unsere Legaten haben Dich exkommuniziert. Wir bestätigen ihren Beschluß. Da wir aber die Sünder zu bekehren haben, befehlen wir Dir, Buße zu tun, um unsere gnädige Absolution zu verdienen. Da wir
Deine Beleidigungen gegen Kirche und Gott nicht ungestraft lassen können, so wisse denn, daß wir Deine Besitzungen Dir wegnehmen lassen und die Fürsten gegen Dich als einen Feind Jesu-Christi aufwiegeln werden. Aber der Zorn des Herrn wird es nicht darauf beruhen lassen. Der Herr wird Dich zermalmen!«
Die Ereignisse trieben einer Katastrophe zu. Vergeblich versuchte Rai-mon die Legaten dadurch zur Milde zu bewegen, daß er sich bereit erklärte, alle Bedingungen der Kirche anzunehmen. Die Legaten schenkten seiner Bitte kein Gehör, nannten ihn vielmehr öffentlich einen »Feigling und Meineidigen«.
Da wurde Peter von Castelnau von einem unbekannten Ritter ermordet. 115
Der Gesandte von Gottes Statthalter in Rom, Peter von Castelnau, ist von Mörderhand gefallen, Rom wird seinen Tod zu rächen wissen ...
Papst Innocenz der Dritte exkommuniziert Raimon, die Mörder und ihre Mitschuldigen. An jedem Sonntag werden sie in allen Kirchen des Abendlandes »mit Glocke, Buch und Kerze« aufs neue exkommuniziert und jeder durch ihre Gegenwart beschimpfte Platz wird mit dem Interdikt belegt. Raimons Vasallen werden von ihrem Lehenseide losgesprochen. Was Raimon betrifft, so darf er erst dann wieder um Verzeihung einkommen, wenn er seine Reue durch Verjagen der Ketzer aus seinem Lande bewiesen hat.
Dann ruft der Papst die ganze Christenheit zu den Waffen. Er befiehlt allen Bischöfen, gegen diesen unversöhnlichen Feind der Kirche und gegen seine ketzerischen Untertanen, die »schlimmer als die Sarazenen« sind, das Kreuz zu predigen. An den König und die Barone Frankreichs richtet er Briefe, in denen er sie beschwört, nicht länger zu zaudern, so schnell wie möglich in die Grafschaft Toulouse einzufallen, den Grafen zu verjagen, seine Untertanen zu vertilgen und durch Katholiken zu ersetzen. Dann ersucht er den König von England, mit Frankreich Frieden zu schließen und sich mit Philipp dem Zweiten gegen Toulouse zu verbünden.
Der Erzabt Arnold von Citeaux beruft in Eile ein Generalkapitel des Zisterzienserordens, das den einstimmigen Beschluß faßt, mit aller Energie den neuen Kreuzzug zu predigen. Dann durchziehen Arnold und seine Ordensbrüder Frankreich und predigen das Kreuz gegen die ketzerischen Südprovinzen. Bischöfe und Priester vereinen ihre Stimme, mit der der fanatischen Zisterziensermönche. Die Kirchen hallen wieder von den Predigten, die das katholische Volk auffordern, für die Sache Gottes zu den Waffen zu greifen.
»Jedermann, und sei er ein noch so großer Sünder, kann den Höllenqualen dadurch entgehen, daß er gegen die Ketzer kämpft!«
Um die Soldatenanwerbung für diesen heiligen Krieg zu erleichtern, verspricht der Papst den Ablaß der Palästinakreuzzüge: auch den Teilnehmern am Kampf gegen die Albigenser wird die ewige Seligkeit zugesichert ...
Der Vatikan erläßt einen Aufruf an alle Christgläubigen: »Vorwärts, ihr tapferen Soldaten Jesu Christi! Bekämpft die Vorboten der Antichristen. Bislang habt ihr für weltlichen Ruhm gekämpft, kämpft nunmehr für himmlischen Ruhm. Ich rufe euch herbei zu einem Dienst an Gott, nicht für irdische Belohnung, nein: damit ihr das himmlische Reich erwerben könnt. Diesen Lohn für eure Waffentaten verspreche ich euch mit gutem Gewissen und aus voller Überzeugung!«
Das aufziehende Gewitter macht den Grafen von Toulouse zittern. Flehentlich bittet er den Erzabt von Citeaux um Absolution. Arnold behauptet, es stehe nicht in seiner Macht, den Grafen vom Banne loszusprechen, und verweist
Weitere Kostenlose Bücher