Kreuzzug gegen den Gral
und mit dem jungen Vicomte durch Familien- und innige Freundschaftsbande verknüpft war.
Peter galt als ein romanischer Ritter ohne Furcht und Tadel. In der Schlacht bei Las Navas de Tolosa im Jahr 1212, die die Herrschaft der Mauren in Spanien brach, gewann er unter allen anwesenden Königen und Adligen den höchsten Ruhm und den Beinamen el Catolico.
Seinen glühenden religiösen Eifer hatte er bereits im Jahre 1204 dadurch bekundet, daß er mit glänzendem Gefolge nach Rom segelte, wo er In-nocenz den Lehenseid leistete. Er wurde mit einer Krone von ungesäuertem Brot gekrönt und empfing vom Papste das Zepter, den Mantel und die anderen königlichen Insignien. Diese legte er voll Verehrung auf den Altar des heiligen Petrus nieder, übergab demselben sein Königreich, wofür er vom Papst ein Schwert und den Titel eines ersten Alferez oder Bannerträgers der Kirche erhielt.
Im Vertrauen auf sein Lehensverhältnis zum Vatikan sandte Peter zunächst eine Botschaft an Innocenz, in der er sich über das Vorgehen der Legaten beklagte, das er als willkürlich, ungerecht und den wahren Interessen der Religion widersprechend bezeichnete. Alsdann ging er nach Toulouse in der Absicht, für seinen zugrunde gerichteten Schwager Rai-mon einzutreten. Die Gesandten veranlaßten Innocenz, Montfort zu befehlen, alle Ländereien, die Nicht-Ketzern abgenommen waren, herauszugeben, und an Arnold die Aufforderung zu richten, den von der römischen Kurie beabsichtigten Kreuzzug gegen die Sarazenen (der in der genannten Schlacht bei Las Navas de Tolosa siegreich beendet wurde) nicht dadurch zu verhindern, daß er den Krieg in der Grafschaft Toulouse verlängerte.
Dieses Vorgehen des Papstes zusammen mit der energischen Vermittlung Peters machte einen tiefen Eindruck auf die Legaten, und die ganze Hierarchie der Languedoc wurde aufgebotenem der Krisis zu begegnen. Im Januar 1213 überreichte Aragons König den päpstlichen Legaten eine Petition, in der er mehr um Gnade als um Gerechtigkeit für die ihrer Güter beraubten Adligen bat. Er legte eine von der Stadt Toulouse bestätigte Verzichturkunde Raimons zusammen mit ähnlichen »Abdankungen« der Grafen von Foix und Comminges vor, in denen sie ihre Länder und Rechte an Peter abtraten. Sie erkannten ihm das Recht zu, damit nach Gutdünken zu verfahren, falls sie gegen die Gebote des Papstes sich widerspenstig zeigen sollten. Erst wenn sie der Kirche gebührende Genugtuung geleistet hätten, solle man sie wieder in ihre Rechte einsetzen. Keine Unterwerfung konnte vollständiger, keine Garantien konnten ausreichender sein. Aber die Prälaten waren zu sehr von Fanatismus, Ehrgeiz und Haß besessen. Der Untergang des Hauses Toulouse war ihnen zu erwünscht, als daß sie sich in der Verfolgung ihres Zieles irre machen ließen.
Die in Peters Petition angebotenen Garantien wurden von den Legaten überhaupt keiner Beachtung gewürdigt. Arnold von Citeaux schrieb dem König von Aragon sogar einen sehr heftigen Brief, worin er ihn mit dem Kirchenbann bedrohte, falls er seinen Verkehr mit angeklagten und exkommunizierten Ketzern nicht aufgebe.
Mittlerweile waren beide Parteien vorgegangen, ohne die Entscheidung Roms abzuwarten. In Frankreich war der Kreuzzug erneut gepredigt worden. Ludwig der Dauphin, Philipp Augusts Sohn, hatte mit vielen Baronen selbst das Kreuz genommen. Auf der anderen Seite schloß König Peter ein noch engeres Bündnis mit Raimon und den exkommunizierten Adligen.
Bei Muret unweit Toulouse kam es im September des Jahres 1213 zu einer entscheidenden Schlacht zwischen dem Kreuzzug und der romanischen Koalition. Der Kreuzzug siegte. Er hatte ja die Wunder auf seiner Seite, und Weihrauch und Gebete wogen mehr als Heimatliebe und Mystik der Romanen. Auch bei Muret siegte Simon von Montfort durch ein Wunder, wenn wir den Chronisten glauben dürfen: die albigensi-schen Adligen sollen Peter ihre Frauen und Töchter überlassen haben, um seiner Gunst sicherer zu sein. Deswegen soll er am Morgen des Schlachttages so erschöpft gewesen sein, daß er bei der Zelebration der Messe nicht mehr auf den Beinen stehen, geschweige denn an der Schlacht teilnehmen konnte, wie es eines Königs würdig gewesen wäre. Peter von Aragon wurde während der Schlacht von zwei berühmten französischen Rittern, Allain de Roucy und Florent de Ville, erschlagen.
Im Jahre 1216 starb Simon von Montfort. Er hatte sich mit Abt Arnold von Citeaux, der inzwischen Erzbischof von Narbonne geworden war,
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