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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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Paradies versetzte, einen Glorienschein zu sehen und vermeldet dieses neue Wunder Papst Innocenz dem Dritten. 124 Aber der Papst hat längst gemerkt, daß seine »Vertreter«, von Fanatismus und Ehrgeiz verblendet, zu weit gegangen sind. Papst Innocenz hat verstanden. Gott hatte er sein wollen und mußte einsehen, daß er nur ein Mensch sei, ein Zauberer zwar, der aber die Geister, die er rief, nicht mehr los wurde ...
    Am Christusbild in stiller Nacht Kniet Innocenz und betet laut;
    Vielleicht ihm vor der Stille graut,
    Seit er die Welt so still gemacht?
    Er blickt empor zum Gottesbilde,
    Ihn schreckt die Liebe und die Milde,
    Indem er seiner Tat gedenkt,
    Wie blutig er die Welt gelenkt.
    Er starrt dem Bild ins Angesicht,
    Da löscht ein Falter ihm das Licht,
    Und finster ist es um ihn her
    Und still; er fragt das Bild nicht mehr.
    Bald sieht er andre Lichter steigen Und andre Kreuze sich nicht bergen,
    Die Flammen der Provence zeigen Die Kreuze auf der Brust der Schergen.
    Die Trümmer stürzen, Waffen rasseln,
    Und aus dem wilden Feuerprasseln Hört er verfluchen seinen Namen -Als ihn das Schreckgesicht umbraust,
    Nimmt er's Gewissen in die Faust Und spricht gelassen: »Amen! Amen!«
    Lenau: Die Albigenser
    Gibt es eine Seelenwanderung, so hat sich Diokletians Seele in Papst Innocenz dem Dritten reinkarniert. Und der Gott, dessen Streiter die Pilger des Albigenserkreuzzuges zu sein glaubten, war nicht Jahwe, nicht Baal, nicht Thor, nicht einmal Luzifer. Der Gott Moloch des Tales Hinnom war er.
    Bis zum Albigenserkreuzzug glichen die Provence und Languedoc einem »mitten im stürmischen Meer ruhig und heiter blühenden Eilande«. Die blutigen Greuel des heiligen Ketzerkrieges bildeten eine der größten und furchtbarsten Tragödien, die die Welt je gesehen. Ein reiches und schönes Land, ein tolerantes, freies und nicht in mittelalterlicher Nacht und Weltuntergangsangst steckendes Volk, die einzige der Nachfolge antiker »Einfalt und Größe« würdige und vielleicht christlichste Kultur wurden von einem genialen Theokraten und von neidischen und bigotten Nachbarn vernichtet.
    Christus hatte Liebe gesät, die Welt erntete Haß. Christus hatte das Alte Gesetz durch das Neue auflösen wollen, aber die Welt ließ den Neuen Bund noch grausamer als den Alten werden.
    Die Scheiterhaufen der Albigenserkreuzfahrer vernichteten mit der Blüte des Landes auch die zarte Pflanze seiner Poesie, die von da an zu welken begann. Mit dem Albigenserkreuzzug schwand jenes Gefühl der ungestörten Ruhe, jenes geistige Schwelgen in Wonne und Liebe; Roma-nien verlor den Reiz der dämmernden Ruhe, des Wohlgefühls, als Bigotterie und Blutdurst dort heimisch wurden. Der Krieg gegen die Albigenser gab der romanischen Poesie den Todesstoß, so daß sie nicht wieder aufblühte.
    Wir ziehn zu Fuß in freudeloser Irre;
    Die schönen Zelter sind entschwundne Träume,
    Die weichen Sättel und die Prachtgeschirre,
    Die Silberschellen und vergold'ten Zäume.
    Die Pfeile finden jetzt den Weg zum Herzen,
    Die Lieder nicht, mit Lust und süßen Schmerzen.
    O schöne Zeit, die wir verloren haben!
    O trübe Zeit, die den Gesang begraben!
    Am Baume liegen ihre Harfen beide,
    Bis sie vermorschen einsam und verwittern:
    Im Windeshauch die Saiten zittern,
    Und flatternd spielt das Band von bunter Seide.
    Lenau: Die Albigenser
    Der Kreuzzug gegen die Albigenser wütete noch lange. Nur bis hierher wollte ich ihn nacherzählen. Ich habe ihn so getreulich, wie es der beschränkte Rahmen nur gestattete, nachgezeichnet. Ramon-Roger von Carcassonne, Americ von Montreal, Donna Geraida von Lavaur sind nur drei von den hunderttausend Märtyrern der Languedoc . 125 Noch leben Raimon von Toulouse, Peter von Aragon und Simon von Montfort! 126
    Noch stehen die Mauern Montsegurs, noch hütet Esclarmonde den heiligen Gral!
    Peter von Aragon, der beim Vatikan in großer Gunst stand, hatte sich offen zu Toulouse bekannt. Als romanischer Monarch konnte er nicht untätig zusehen, wie Raimon seiner Länder beraubt wurde. Überdies waren seine eigenen Interessen durch die immer mehr anwachsende Macht Simon von Montforts gefährdet. Simon verlieh die eroberten Lehen ausschließlich an Franzosen und ließ die unterworfenen Provinzen auf französische Verhältnisse umorganisieren. Maßgebend für Peters romfeindliche Stellungnahme war vielleicht auch die Erbitterung über Ramon-Rogers gräßliches Ende. Wir wissen ja, daß König Peter von
    174
    Aragon der Lehensherr von Beziers

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