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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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betrugen, von denen aber der päpstliche Haushalt jährlich etwa die Hälfte verschlang. Eine Statistik über die Amtstätigkeit des toulouser Inquisitors Bernard Gui in den Jahren 1308 bis 1322 vermag uns begreiflich zu machen, wieso die Ketzerverfolgung solche Riesensummen abwerfen konnte:
    Dem weltlichen Arm überliefert und verbrannt 40 Personen Gebeine ausgegraben und verbrannt von    67 Personen
    Eingekerkert    300 Personen
    Ausgrabung der Gebeine solcher, die eingekerkert worden waren, und zwar von    21 Personen
    Zum Kreuztragen verurteilt    138 Personen
    Zu Pilgerfahrten verurteilt Ins heilige Land verbannt Flüchtig
    Sa. 619 Personen
    16 Personen 1 Person 36 Personen
    Unter dem eben genannten Papst Johann dem Zweiundzwanzigsten, dessen Nachfolger Benedikt der Zwölfte - wie wir bald sehen werden -in höchsteigener Person die Sabarthes-Höhlen von Ketzern säuberte, fand ein Prozeßverfahren statt, das von den Inquisitoren eifrig nachgeahmt wurde. Johann, der Sohn eines kleinen Handwerkers in Cahors, einer Stadt nördlich von Toulouse, hegte aus einem uns unbekannten Grunde einen ungezügelten Haß gegen Hugo Gerold, den Bischof seiner Vaterstadt. Einmal auf dem päpstlichen Stuhl, verlor Johann keine Zeit, den Bischof seine Macht fühlen zu lassen. Zu Avignon entsetzte er den unglücklichen Prälaten feierlich seines Amtes und verurteilte ihn zu lebenslänglicher Gefangenschaft. Dabei ließ es aber der Heilige Vater nicht bewenden. Unter der Anklage, er habe sich gegen des Papstes Leben verschworen, wurde Hugo Gerold bei lebendigem Leibe geschunden und dann verbrannt.
    Noch unchristlicher allerdings sollte Papst Urban der Sechste handeln. Als im Jahre 1385 sechs Kardinale unter dem Verdacht standen, sich gegen ihn verschworen zu haben, ließ er sie ergreifen und in eine Grube werfen. Die bei dem Inquisitionsverfahren gebräuchlichen Methoden wurden auch auf diese Unglücklichen angewandt: sie wurden dem Hunger, der Kälte und den Würmern preisgegeben. Dann wurde dem Kardinalbischof von Aquila in der Folterkammer ein Geständnis erpreßt, durch das auch die anderen fünf Kardinale belastet wurden. Da diese nicht aufhörten ihre Unschuld zu beteuern, wurden auch sie gefoltert. Alles, was man erlangen konnte, war die verzweifelte Selbstanklage, daß sie mit Recht Strafe litten für die Schlechtigkeiten, die er auf Papst Urbans Geheiß an Erzbischöfen, Bischöfen und Prälaten verübt habe. Als die Reihe an den Kardinal von Venedig kam, übertrug Papst Urban die Anwendung der Folter einem früheren Seeräuber, den er zum Prior des sizilischen Johanniterordens gemacht hatte, und befahl diesem, die
    Folter solange anzuwenden, bis er - der Papst - das Opfer schreien höre. Die Quälerei dauerte vom frühen Morgen bis zur Essensstunde. Unterdessen ging der Heilige Vater unter dem Fenster der Folterkammer spazieren und betete laut sein Brevier, damit seine Stimme den Folterknecht an die Pflicht erinnere. Aber dem alten und kränklichen Kardinal von Venedig konnte nichts anderes abgerungen werden als der Ausruf: »Christus litt für uns!« Die Angeklagten wurden in ihrem menschenunwürdigen Gefängnis bewacht, bis Karl von Durazzo, der Herr von Neapel und Ungarn, zur Befreiung der Kardinale herbeizog. Papst Urban ergriff die Flucht, nahm aber seine Opfer mit. Unterwegs konnte der von der Folter geschwächte Bischof von Aquila nicht Schritt halten. Da ließ ihn der Papst umbringen und seine Leiche unbegraben am Wege liegen. Die anderen Kardinäle wurden nach Genua geschleppt und dort in erbarmungswürdigem Zustand in einen schmutzigen Kerker geworfen, sodaß die Stadtbehörden voller Mitleid für die Gefangenen um Gnade baten. Aber der Papst ließ sich nicht zur Milde bewegen. Auf das energische Einschreiten Richards des Zweiten von England mußte er allerdings den englischen Kardinal Adam Aston freigeben. Die fünf anderen Kirchenfürsten hingegen sah man niemals wieder.
    Die allerchristlichsten Hirten auf dem Stuhl Petri gaben ihren Schafen so ein unchristliches Vorbild. Kann es da verwundern, daß die Cathari voller Abscheu die orthodoxe Lehre ablehnten und auf Rom das siebzehnte Kapitel der Johannisapokalypse 134 anwandten:
    Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharlach-farbenen Tier, das war voll Namen der Lästerung und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und das Weib war bekleidet mit purpurnem Scharlach und übergoldet mit Gold und edlen Steinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher

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