Kreuzzug
darf nicht wahr sein!« August Falk hielt sich den Feldstecher an die Augen. »Sie haben das zweite Seil gesprengt. Die Gipfelstation hängt nur noch an ein paar Bolzen im Fels. Sie muss umgehend geräumt werden!«
»Ohne die Tragseile der Bahn hält die Station nicht?«, wunderte sich Katastrophenschützer Rothier.
»So ist es!« August Falk ließ den Feldstecher sinken. »Die Seile gehen durch die Station und sind hinter ihr festgemacht. Das ist eigentlich die beste Verankerung, die man sich denken kann. Solange die Seile da sind.«
Rothier gab die entsprechenden Anweisungen an die am Gipfel befindlichen Rotkreuzler und THW -Männer in seinen Laptop ein. »Da oben sind doch auch ein paar Gebirgsjäger ? Bekommen wir einen von denen ans Rohr?«, wollte Rothier von Hans-Dieter Schnur wissen.
Erneut lief die Befehlskette vom Eibsee nach Berlin, von dort auf den Zugspitzgipfel und über Berlin zurück an den Eibsee.
Dann war Markus Denninger per Funk im Konferenzraum »Forelle« zu hören: »Hier oben herrscht die absolute Katastrophe. Nach der ersten Detonation gab es einen Toten durch das Seil, das den Mann auseinandergesäbelt hat, und jeder konnte es sehen. Die Leute sind in Panik geraten. Überallhin sind sie gestürzt, Hauptsache raus. Mit Warnschüssen haben wir sie zur Besinnung gebracht. Und jetzt die zweite Detonation. Die Menschen hier werden irre. Sie greifen sich gegenseitig an. Araber gegen Juden, Amis gegen Russen, Deutsche gegen alle – und jeder will einen Platz drüben in der Station der Österreicher. Hier wackelt der Boden. Es gibt Verletzte. Vielleicht Tote. Wir sind bei der Bestandsaufnahme.«
»Denninger, die Leute müssen raus. Es kann passieren, dass die Station vom Gipfel rutscht. Beeilen Sie sich!«, befahl Hans-Dieter Schnur.
»Wir tun, was wir können, aber ehrlich gesagt …«
»Machen Sie schon, Denninger!«
»Noch was, ich habe es Berlin schon gesagt, aber ich weiß nicht, ob das bei Ihnen angekommen ist. Darum auch an alle am Eibsee: Ich glaube, dass die Terroristen eine Möglichkeit entdeckt haben, hierher zum Gipfel zu gelangen. Sie wollen sich unter die Leute mischen. So kommen sie von hier weg. Ist eine Vermutung. Aber machen Sie sich darauf gefasst, dass alle – ich wiederhole: alle – Personen, die von hier oben evakuiert werden, erkennungsdienstlich behandelt werden müssen, bevor sie nach Hause dürfen.«
»Denninger, das ist Quatsch. Es gibt keinen Tunnel zum Gipfel«, schaltete sich August Falk ein, der seinen Beobachtungsposten am Balkon des Konferenzraums aufgegeben hatte.
»Es gibt in diesem Berg offenbar vieles, was es nicht gibt«, orakelte Denninger. »Ich habe einen Terroristen im Kammhotel ausgeschaltet. Wie kam der dorthin? Und wohin wollte er von dort?«
August Falk schwieg, doch seine Gedanken rasten. Natürlich würde jemand, der aus dem eingesprengten Teil des Zahnradtunnels herauskam, durch den alten Tunnel zum Schneefernerhaus und von dort durch den Kammstollen zum ausgebrannten Hotel gelangen können, und von dort wiederum kam er dann über den Gipfelgrat in die Bergstationen. Aber das schien ihm zu auffällig. Man musste durch das Schneefernerhaus, das ja von Gebirgsjägern bewacht war, und oben auf dem Grat unter freiem Himmel klettern.
Da kam ihm ein Gedanke: »Jessas, die alten Aufzüge! Denninger, Sie könnten recht haben. Es gibt Probebohrungen für Aufzugschächte, die vom Bahnhof Schneefernerhaus in die Gipfelstation geplant waren. Aber da kann kaum einer durchpassen. Höchstens ein kleiner und vor allem sehr schlanker Mann.«
»Wir können davon ausgehen, dass die Terroristen ziemlich klein sind. Peruaner halt«, erinnerte Denninger an die wahrscheinliche Herkunft der Attentäter.
»Um die kümmern wir uns schon«, fiel Hans-Dieter Schnur ein. »Räumen Sie dort oben die Station, und da sie bereits wackelt, bitte ein bisschen dalli!«
Kapitel hundertzweiunddreißig
Eibsee-Hotel , 15 Uhr 28
D as Untersuchungsteam des LKA übermittelte seine spärlichen Ergebnisse nach Berlin und an den Eibsee . Bis die DNA -Auswertung vorlag, hatte man also nicht mehr Erkenntnisse als vor der SEK -Aktion. Wiesbaden hatte bereits gemeldet, dass die Auswertung der Einreisedaten aus dem vergangenen Jahr keine Hinweise auf eine peruanische Studentengruppe ergeben hatte.
»Alles, was wir wissen, ist, dass Peruaner für Herrn Falk gearbeitet haben. Und dass die sich folglich im Berg gut auskennen. Punkt«, schloss BKA -Mann Schnur.
»Und dass die
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