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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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beiden Retter hatten Sandra Thaler nicht wiederbeleben müssen. Atem und Puls waren schwach gewesen, als sie die junge Frau aus dem Schnee gegraben hatten, doch sie hatte den Lawinenabgang überlebt. Um sie schneller aus der Ohnmacht zu wecken, hatte die Frau aus einer kleinen schwarzen Ledertasche einen Injektionsapparat geholt und ihr einen Schuss Adrenalin in den Oberarm gejagt.
    Der Mann hatte sich nicht um die Verschüttete, sondern um ihre Ausrüstung gekümmert. Der zweite Ski musste irgendwo in dem Lawinenfeld vergraben sein. Er stocherte mit seinem umgedrehten Skistock alle zehn Zentimeter in den Schnee. Sie wollten Sandra Thaler schnellstmöglich auf ihre Bretter stellen, um sie in die nahe gelegene Reintalangerhütte zu schicken. Dort würde sie sich im Winterraum aufwärmen und auf spätere Evakuierung durch die Bergwacht warten müssen.
    Das war nicht die feine Art, aber sie konnten sich nicht erlauben, einen Rettungshubschrauber anzufordern oder anderweitig Aufsehen zu erregen. Ihre Mission war schließlich geheim.
    »Und hier ist der zweite Ski!«, rief der Mann seiner Begleiterin über eine Entfernung von fünfzig Metern zu.
    »Wenn sie jetzt noch Stöcke hätte, wäre sie wie neu«, sagte die Frau, die sich um Sandra kümmerte.
    »Was machen Sie hier?«, wunderte sich Sandra.
    »Eine Skitour. Genau wie Sie.«
    »Hier macht niemand Skitouren. Normalerweise.«
    »Wir schon. Sie ja auch.«
    »Mei, Sie sind halt auch Amis.«
    »Habe ich einen so schlimmen Akzent? Haben Sie mit Amis schlechte Erfahrungen gemacht?«
    »Nein, aber man hört es. Wie heißen Sie, Ami-Frau?«
    »Suchen Sie sich einen Namen aus. Ich habe sie gerade vor dem Weißen Tod gerettet, da wäre Angela ein passender Name.«
    »Wenn schon, dann Angel.« Sandra Thaler richtete sich auf und schüttelte sich den Schnee aus der Jacke. »Passt nicht ganz zu ihrem schwarzen Haar. Auf alle Fälle danke!«
    »Come on, wir müssen weiter«, rief der Mann, der mit dem Ski in der Hand über das Schneefeld stapfte, seiner Partnerin zu. Und an Sandra adressiert: »Wie geht es Ihnen?«
    »Danke.«
    »Wenn Sie uns wirklich Ihre Dankbarkeit zeigen wollen, dann vergessen Sie, dass Sie uns gesehen haben. Allright?«
    »Wen gesehen?«, fragte Sandra, die bereits mitspielte. Sie hatte längst begriffen, es nicht mit normalen Skitourengehern zu tun zu haben.
    »Braves Mädchen. Und jetzt stellen Sie sich auf Ihre Ski und fahren runter zur Hütte. Bleiben Sie im Winterraum. Wir lassen Sie dort holen. Kann aber ein bisschen dauern.«
    »Okay«, log Sandra. Sie dachte nicht im Traum daran, sich von einer Lawine ihren Plan zunichtemachen zu lassen. Zumal die Statistik danach auf ihrer Seite war. Zweimal hintereinander verschüttet zu werden widersprach jeglicher Wahrscheinlichkeit.
    Sie stand auf und gab den beiden Amerikanern die dünne goldglänzende Rettungsfolie zurück, in die man sie zum Aufwärmen gewickelt hatte. Dann zog sie den Skistiefel an, den ihr der Schnee-Tsunami vom Fuß gerissen hatte. Beim Aufstieg hatte sie die Schnallen nur ganz leicht zugezogen, wie das alle Skibergsteiger machten, um bequemer gehen zu können. Diesmal schloss sie die Schnallen des Stiefels fester, denn jetzt ging es bergab. Auch bei dem anderen Stiefel tat sie das. Dann klickte sie sich in die Skibindungen, deren Mechanik der Mann schon auf Talfahrt gestellt hatte, sodass die Fersen fest am Ski saßen.
    »Danke. Sie haben was gut. Ich gebe Ihnen meine Nummer.«
    »Haben wir, danke.« Der Mann fasste in die Oberschenkeltasche seines Overalls und gab ihr ihre Ausweismappe.
    Sandra schaute ihm tief in die Augen. Wahnsinnige bernsteinfarbige Augen. Solche Augen hatte sie noch nie gesehen.
    Der Typ war nach ihrem Geschmack. Sicher ein Geheimagent oder Kommandosoldat. Amerikanischer Geheimagent oder US -Kommandosoldat. Und auch gleich noch eine Frau dazu. Ein Team in geheimer Mission. Auf der Zugspitze . Die sollten dort oben sicher alles klarmachen. Mann, das wäre auch ein Job für sie. Doch sich mit knapp dreißig für die Bundeswehr oder den Geheimdienst zu bewerben war wahrscheinlich zu spät. Aber vielleicht konnte der Kontakt mit diesen beiden ihr irgendwann einmal nützen … Und ein paar Fotos für den
stern
waren auch nicht verkehrt.
    »Freue mich auf Ihren Anruf«, sagte sie zu dem Mann mit den irrsinnigen Augen.
    Dann glitt sie den Hang in Richtung Reintalangerhütte hinab.

Kapitel achtundneunzig
    Langley, CIA -Zentrale, 11 : 56  p.m. Ostküstenzeit
    C huck

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