Kreuzzug
wirklich etwas geschehen wäre, ein voller Erfolg gewesen. Ein Erfolg, der aber leider nicht lange genug nachhielt. Bereits ein halbes Jahr später, als wieder ein paar schwerverletzte und dann auch getötete deutsche Soldaten vom Hindukusch zurückgeflogen wurden, ging die Kritik an den Auslandseinsätzen wieder los.
Und dann kam dieser neue deutsche Verteidigungsminister und wollte auf Teufel komm raus die Sparziele erfüllen, die ihm der Finanzminister diktierte, brav wie ein ABC -Schütze. In seinem Übereifer schaffte der junge Minister gleich auch noch die Wehrpflicht ab. Diesen Trend zur deutschen Selbstentwaffnung galt es zu stoppen. Darum die Aktion »Peak Performance«.
Chuck Bouviers Miene erhellte sich bei dem Gedanken, dass ebendieser Minister im Verlauf der Aktion auf der Zugspitze festgesetzt worden war. Auch wenn das bedeutete, dass die Hintergründe der Aktion nicht nur zweimal nicht, sondern zehnmal nicht herauskommen durften. Der Präsident würde ihn in die Wüste schicken, würde er sich bei seinem nächsten Tête-à-Tête mit der deutschen Kanzlerin anhören müssen, dass sein Geheimdienst nicht nur einen Anschlag auf deutschen Boden vorbereitet, sondern diesen auch noch vergeigt und dabei den Verteidigungsminister um dessen Freiheit beraubt hatte.
In der Konsequenz bedeutete das, dass es so wenige Mitwisser wie irgend möglich geben durfte. Bouvier griff zum Telefon und wählte den Koordinator der CIA -Agenten an, die sich der Zugspitze näherten oder den Aufstieg versuchten.
»Pedro und seine Leute werden nicht reden«, sagte Chuck Bouvier eiskalt in den Hörer des schwarzen Behördentelefons, das so aussah, als wären über seine Hör- und Sprechmuscheln schon während der Schweinebucht -Aktion Befehle ausgetauscht worden. Der Satz war keine Prophezeiung. Er war eine Dienstanweisung. Eine, die umgesetzt wurde, komme, was wolle. Das brauchte Bouvier seinem Gesprächspartner nicht noch extra zu sagen.
»Geht in Ordnung«, knarrte dessen Antwort zurück. Mit diesen Worten nahm er den Befehl für die Liquidierung von dreizehn Menschen so gefühlskalt entgegen wie ein Barmann die Bestellung einer Runde Whiskey Sour.
Kapitel neunundneunzig
Bundeskanzleramt, 11 Uhr 25
F unkkontakt verloren.«
»Unmöglich!«
»Wiederhole: Funkkontakt verloren«, beharrte der MAD -Mann, der auf dem Bildschirm zu sehen war.
»Aber dieses neue … ähem, Gerät, dieses In-Body-Dings …« Der Generalinspekteur konnte nicht fassen, dass nun auch noch die von der Kanzlerin persönlich beauftragte Verhandlungsführerin in die Hände der Terroristen gefallen sein sollte.
»Alles, was ich weiß, ist: Funkkontakt verloren.«
» Tunnel stürmen! Ich will wissen, was da los ist!«, brüllte der General hinüber zum Chef der Bundespolizei. Der gab den Befehl sofort an die GSG 9 -Einheit am Eibsee weiter.
Eine halbe Minute später drangen die verbliebenen fünf Spezialkämpfer in den Zahnradtunnel ein.
»Bis die Jungs da drin Meldung machen«, wandte sich der Generalinspekteur an die Runde, »kann mir jemand erläutern, was es mit diesen ultraschwarzen Unex -Karten auf sich hat? Ich verkehre nicht in solchen Kreisen.«
Der BND -Mann wusste Bescheid. »Ultrablack Credit Cards. UBCs. Gibt es wirklich. Weltweit, schätze ich, vielleicht hundert. Höchstens. Bekommen Potentaten, Drogenbarone und die Abramovics dieser Welt von den großen Kreditkartengesellschaften zur Verfügung gestellt. Läuft eigentlich ganz einfach. Jeder Inhaber zahlt da am Anfang eine Summe ein; ich habe gehört, hundert Millionen Dollar ist das Minimum. In Gold. Echtem, physisch vorhandenem Gold. Dieses Gold liegt dann in einem geheimen Atombunker irgendwo in einem Berg in der Schweiz oder in einem Depot im Freihafen Singapur, das offiziell für die Lagerung von Kunstwerken gebaut wurde. Da stehen auch ein paar Chagalls und Picassos drin, klar, aber halt auch jede Menge Goldbarren.«
»Das Gold ist die Sicherheit für Unex?«, hakte der Generalinspekteur ein, der mit seinem Sold zwar in Deutschland zu der gehobenen Mittelschicht zählte, aber von Superreichtum mehrere Universen entfernt war.
»Erst einmal schon. Die haben dadurch natürlich wiederum Kreditreserven, die sie in die Liga mittlerer Staaten bringen, gerade in Zeiten, in denen der Goldpreis Höhenflüge erlebt. Aber zurück zu den ultraschwarzen Karten: Die Kreditkartengesellschaft sorgt dafür, dass die Zahlungen, die mit diesen Karten getätigt werden, über verschachtelte
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