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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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Neu-Tharyngia
     
     
     
    O wen erwachte nackt und frierend in einer dunklen Felskammer, ausgestreckt auf einem Holztisch. Dicke Lederriemen um Hand- und Fußgelenke, Brust und Taille hielten ihn auf der Holzplatte fest. Dumpfer Schmerz pochte in seinem linken Oberschenkel. Ein blutiges Stück Stoff deckte die Wunde ab. Von der Decke hing ein Glasgefäß, aus dem mit wahnsinnig machender Gleichmäßigkeit eine grünliche Flüssigkeit auf den Stoff tropfte.
    Etwas schlurfte durch die Schatten zu seinen Füßen. Er konnte nicht sehen, was oder wer es war. Er spürte die Gegenwart mindestens einer Person, die sich jedoch nicht zeigte. »Hallo?« Seine Stimme war rau, die Frage endete in einem Hustenanfall,
der seinen Körper schüttelte und die Schmerzen noch etwas verschlimmerte.
    Das harte Knallen von Stiefeln drang in die Kammer. Besagtes Schlurfen bewegte sich darauf zu, dann verstummte es. Ein Streichholz kratzte über die Mauer und entzündete sich leise fauchend. Eine Hand mit schlanken Fingern hob es an eine herabhängende Laterne, dann an eine zweite. Der Mann hob das Streichholz an den Mund und blies es aus.
    Du Malphias!
    Der tharyngische Laureat hatte sich kaum verändert, seit Owen ihn zuletzt gesehen hatte, allerdings trug er diesmal keinen Hut, so dass sein schwarzes Haar und die grauen Schläfen deutlich zu sehen waren. Das Muster der flankierenden grauen Streifen wiederholte sich im Kinnbart. Er blieb am Fuß des Tisches stehen und musterte Owen. Dann bewegte er sich zur Seite. Er hob die Hand und schlug mit einem Fingernagel gegen den Glasbehälter. Der Glockenklang des Glases schien ihm zu gefallen.
    »Ich muss sagen, Ihr seid ein wahrer Glückspilz. Euer Scharfblick hat Euch das Leben gerettet. Die Kugel hat Eure Schlagader verletzt, doch durch den Gürtel seid Ihr nicht verblutet. Und der improvisierte Pflanzenumschlag, mit dem Ihr die Wunde verstopft habt, dürfte die Infektion verzögert haben. Dafür sollte ich Euch wohl danken. Es hat mir eine neue Forschungsreihe eröffnet. Ich hatte keine Ahnung von den medizinischen Eigenschaften dieser Pflanze und bin interessiert, wozu sie sich – abgesehen von den offensichtlichen anästhetischen Möglichkeiten – noch eignet.«
    Die Stimme des Mannes war von einer beruhigenden Gelassenheit, die Owen überraschte, und betonte die lyrische Qualität seines ryngischen Akzents. Es machte fast den Eindruck, als läge ihm etwas daran, ob Owen überlebte oder starb.

    »Wasser.«
    »Ein wenig später, vielleicht.« Du Malphias verschwand kurz, dann kehrte er wieder zurück und hielt ein deformiertes Stückchen Blei hoch. »Dies hier ist die Kugel, die Euch traf. Es muss ein Querschläger gewesen sein, non? Sie hat Euch das Bein gebrochen, aber ich habe den Knochen geschient. Der Bruch, er war sauber. Falls Ihr überlebt, werdet Ihr wieder gehen können. Falls nicht, ist das ein Problem, um das wir uns später kümmern.«
    Der Tharynge schaute an Owens Kopf vorbei. »Quarante-neuf, den Hocker bitte, und das Tablett.«
    Ein großer, kahlgeschorener Mann tauchte auf der linken Seite des Tisches auf und zog einen Hocker heran. Du Malphias nahm Platz, wirkte aber um nichts kleiner. Er nahm ein kleines Silbertablett mit Metallwerkzeugen entgegen und stellte es auf Owens Knöcheln ab – zu weit entfernt, als dass dieser mehr hätte erkennen können.
    »Und ich werde meine Schürze benötigen.«
    Quarante-neuf wurde zu einem bloßen Schemen, dann kehrte er in den Lichtkreis zurück und legte du Malphias eine blutbefleckte Lederschürze um. Der Tharynge winkte den Lakai fort, und dieser zog sich gehorsam an die Wand zurück, wo er kaum noch zu sehen war. Trotzdem konnte Owen erkennen, dass er mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin starrte.
    Du Malphias hob einen kleinen Spiegel von dem Tablett, dann zog er die Abdeckung von Owens Wunde. »Falls Ihr es Euch anschauen möchtet: Die Wunde ist relativ sauber. Ich werde sie bald vernähen, doch vorher möchte ich, dass Ihr den angerichteten Schaden seht.«
    Owen wollte nicht hinschauen, doch es gelang ihm nicht, den Blick von der klaffenden Haut und dem zerfetzten Muskelgewebe abzuwenden. Durch das schwache Licht der Laternen
war er sich nicht ganz sicher, glaubte aber, eine Andeutung weißen Knochens zu erkennen.
    »Ihr stellt mich vor ein Problem, Sire.« Du Malphias wechselte den Verband. »Ich habe Eure Sachen untersucht. Ihr besitzt eine Waffe, die nur die Männer unter meinem Befehl erhalten haben. Ich muss davon

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