Krieg der Drachen - Roman
Auftrag zu erfüllen.«
Friedensreich knurrte in seinen Bart: »Ist der behämmert oder besoffen?«
Nathaniel schaute sich um. »Besoffen, will ich hoffen. Dann könnt’ er nüchtern was reden, das sich zu hören lohnt.«
Rivendell nahm die Muskete wieder aus Langfords Hand und kehrte zu seinem Pferd zurück. Er stieg auf, schob die Waffe in die Sattelscheide und nahm die Zügel. Von seiner erhöhten Position auf dem Pferderücken blickte er auf die Mystrianer herab. »Fürchtet Euch nicht. Die Königin hat Euch weder vergessen noch aufgegeben. Sie wird Euch retten. Denn sie hat mich zu
Euch ausgesandt. In den kommenden Wochen werdet Ihr sehen, wie wahre Soldaten handeln und kämpfen. Ihr werdet erstaunt und dankbar sein. Es wird Euch eine Lektion sein, die ihr Euer Leben lang nicht mehr vergesst. Kommt, Langford.«
Langford saß auf, und die beiden ritten in langsamem Schritt zurück zur Stadt.
Prinz Vladimir schaute sich um. »Ich hoffe, Sires, Ihr versteht, dass Lhord Rivendell zum Ersten nicht der Autor der sogenannten Geschichte ist, die uns so verächtlich behandelt. Das war sein Vater.«
»Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, stellte jemand in der Menge fest.
Es gelang dem Prinzen irgendwie, nicht laut zu lachen. »Davon abgesehen, ist er wirklich hier, um die tharyngische Bedrohung zu beenden. Er hat erfahrene norillische Truppen mitgebracht. Es wäre mir sehr angenehm und würde einiges erleichtern, würdet ihr sie mit äußerster Höflichkeit behandeln.«
Rufus Astwerk spuckte aus. »Ich schätze, wir werden sie so behandeln wie sie uns.«
Nathaniel lächelte. »Das is’ aber nicht sehr nachbarschaftlich. Sie kommen von weit her. Ist ja wohl klar, dass sie sich hier ers’ mal eingewöhnen müssen. So wie Kapteyn Radband, schätz ich. Der hat auch ’ne Weile gebraucht, sich an uns zu gewöhnen, aber schaut euch an, was er für uns getan hat. Schätze doch, wir können ein’ Deut toleranter sein.«
»Danke, Meister Wald.« Der Prinz nickte. »Und bitte, ganz gleich, was Lhord Rivendell sagt, ganz gleich, was seine Truppen sagen, ich bitte Euch, setzt Eure Kampfübungen hier fort. Vier Schuss in der Minute, so Ihr könnt, und findet heraus, wie lange Ihr durchhaltet, bis Ihr ermüdet. Wir werden diese Information benötigen.«
Der Prinz starrte Rivendell hinterher. »Er behauptet, er wird Euch nicht in den Kampf schicken. Die Umstände werden ihn eines anderen belehren. Wenn dieser Tag kommt, möchte ich Euch bereit wissen. Es wird ein hoher Zoll fällig werden, und diesen würde ich lieber in Schwefel und Blei zahlen als in Eurem Blut.«
ACHTUNDVIERZIGSTES KAPITEL
19. Mai 1764
Regierungshaus, Port Maßvoll
Mäßigungsbucht, Mystria
P rinz Vladimir lächelte freundlich, als Prinzessin Gisellas Lakaien den um den Tisch versammelten Männern Sherry servierten. Die Mahlzeit war hervorragend gewesen – Fasan, neue Kartoffeln, Erbsen und Maisbrot. Die Vorspeise hatte aus Tomatenscheiben bestanden, eine kühne Wahl, da die meisten Kolonisten die leuchtend rote Farbe der Tomaten als Warnung vor Gift auffassten. Zum Abschluss war ein köstlicher, mit Zucker und Brandy angereicherter Fleischpudding gereicht worden. Vladimir hatte um eine zweite Portion gebeten, und zu seiner Freude hatte Major Forst sich ihm angeschlossen.
Der Prinz stand auf und hob das Glas. »Auf Euch, meine Liebe, eine wundervolle Gastgeberin. Obwohl Ihr von so fern gekommen seid, sorgt Ihr dafür, dass man sich in Mystria willkommen fühlt.«
Die Männer hoben die Gläser und tranken.
Gisella beugte den Kopf. »Ich erwidere nur die Gastfreundschaft, die meine Freunde mir seit meiner Ankunft hier erwiesen haben.«
Der Prinz lächelte. »Falls Ihr uns entschuldigt, meine Damen, werden wir Euch nun verlassen. Ich weiß, Major Forst ist müde, doch ich möchte ihm einen Blick auf du Malphias’ Festung gestatten. «
Der Major schob den Stuhl zurück. Er war kein großer Mann, doch durch seinen wuchtigen Körperbau machte er einen sehr kräftigen Eindruck. Seinen Kopf krönte eine volle weiße Haarmähne. Vor Villerupt war er blond gewesen. Er war ein gut aussehender Mann, der die edlen Züge seiner Schwester teilte, auch wenn seine Nase im Gegensatz zu der Hettie Frosts erkennbar schon mindestens einmal gebrochen war. Davon und von der fehlenden rechten Hand abgesehen, war kein äußeres Zeichen eines harten Schicksals zu erkennen.
»Hervorragend. Ich habe schon so viel von diesem Modell gehört.« Er
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