Krieg der Drachen - Roman
beiden letzten Kugel trafen eine Muschel, woraufhin Rivendell
sich zum Grafen umdrehte und die Hand aufhielt. »Vier Pfund, Sire.«
»Wollen wir abwarten, bis Meister Wald geschossen hat?«
Caleb lief los und brachte neue Muscheln herbei. Nathaniel schloss sein Gewehr. »Sagt wann, Langford.«
Der norillische Koronel starrte ihn böse an. »Jetzt!«
Nathaniel feuerte den ersten Schuss und traf die Muschel an der Kopfposition mit Leichtigkeit. Er lud ruhig nach, hob das Gewehr erneut und traf die Muschel an der rechten Schulter. Wieder und wieder schoss er, verfehlte das Ziel einmal und traf ein drittes Mal. Dann feuerte er den letzten Schuss – einen Pulsschlag, bevor Langford »Aus« rief.
Graf von Metternin nickte Nathaniel zu und streckte nun seinerseits die Hand aus. »Ich würde sagen, nun schuldet Ihr mir vier Pfund, mein Lhord.«
»Euch Kessen ist wirklich nicht zu trauen, oder? Zwei Pfund.«
»Aber er hat vier Mal getroffen.«
»Jedoch der vierte Treffer kam nach dem Aus-Ruf. So war es doch, Langford, nicht wahr?«
»Ja, mein Lhord.«
Friedensreich tat einen Schritt nach vorn. »Jetzt passt mal auf …«
Nathaniel legte ihm die Hand auf die Brust und bremste ihn. »Lasst gut sein, Friedensreich. Hab nie ernsthaft geglaubt, dass Langford weiß, wie spät es is’.«
Die Mystrianer, die nach dem Ende des Wettstreits ein Stück näher gekommen waren, brachen in Gelächter aus. Langford lief rot an. Rivendell schaute sich um, dann schüttelte er traurig den Kopf. »Das ist Euer Fehler, Prinz Vladimir. Alles, was sie haben, verdanken sie uns, doch wir haben sie nicht den gebotenen Respekt vor Autoritäten gelehrt. Ihr Leute hier versteht
tatsächlich nicht, wie die Welt funktioniert. Koronel Langford, ein dekorierter Veteran zahlreicher Kriege, ist Euer Vorgesetzter und verdient Respekt. Er ist ein Ehrenmann. Er ist ein Offizier. Er würde niemals lügen, stehlen oder betrügen. Wenn er sagt, der letzte Schuss fiel, nachdem er die Zeit für abgelaufen erklärte, ist das eine Tatsache, und niemand hat das Recht, seine Worte anzuzweifeln.«
Nathaniel runzelte die Stirn. »Bloß hat er das gar nicht gesagt. «
»Verzeihung?«
»Was ich sagen will, Euer Lhordschaft, ist, dass Ihr behauptet habt, ich hätte nach Langfords Ruf geschossen. Langford hat nichts Derartiges gesagt. Er hat nur ja gebellt, als sein Herr und Meister ihm den Befehl dazu gegeben hat.«
»Wald war es, nicht wahr?« Rivendell reichte Langford seine Muskete. »Ich sehe an Eurer Kleidung, dass Ihr jemand seid, der Wert auf seine Unabhängigkeit legt. Ihr schießt gut, das will ich Euch zugestehen, aber dies war nur ein Spiel. Wart Ihr jemals im Krieg, Sire?«
»Hab schon mehr als einen Mann erschossen. Das wär’ im letzten Jahr. Und Ihr, Sire?«
Langford trat zwischen sie. »Haltet Eure Zunge im Zaum, Wald!«
»Das reicht, Koronel.« Rivendell schob ihn beiseite. »Ich frage das, Meister Wald, weil Ihr und Eure Freunde offensichtlich das Wesen des Krieges oder was meine Truppen dort draußen erwartet, versteht. Um ein wahrer Krieger zu sein, muss man bereit sein, im Angesicht feindlichen Beschusses vorzurücken, zum Feind aufzuschließen, ihm das Bajonett in den Leib zu bohren. Habt Ihr irgendeine Vorstellung davon, wie das ist?«
»Kann nicht behaupten, Euer Lhordschaft, dass ich je so blöde
gewesen wäre, auf jemand zuzumarschieren, der auf mich schießt.« Nathaniel grinste. »Zieh’ es entschieden vor, ihn von so weit weg wie möglich zu erledigen.«
Rivendell wirbelte herum und stieß den ausgestreckten Zeigefinger in Prinz Vladimirs Richtung. »Es ist genau, wie ich es Euch gestern sagte. Ich kann mit diesen Leuten nicht kämpfen. Das ist nur Pöbel. Sie besitzen keine Ausbildung und keine Disziplin. Sie feuern aus der Ferne und laufen davon. Sie können keine Stellung halten. Das haben wir im Artenneswald gesehen. «
Der Prinz hob die Hände, um das in der Menge aufsteigende Murren zu beschwichtigen. »Mein Lhord Rivendell, Johnny, es hilft nicht, diese Männer zu beleidigen.«
»Sie zu beleidigen? Ich erweise ihnen ein hohes Kompliment damit, dass ich auch nur mit ihnen rede. Dass sie es wagen, hier herauszukommen und Soldat zu spielen, ist eine große Geste, die mir zusagt. Es erinnert mich daran, warum ich mit meinen Männern hierhergekommen bin. Ein so kümmerlicher Haufen könnte die Tharyngen niemals bezwingen. Es ist unser Auftrag, unsere heilige Pflicht, euch alle zu beschützen, und ich plane, diesen
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