Krieg der Drachen - Roman
über sie erzählt habt, und ebenso aus dem, was Ihr nicht erzählt habt. Ich weiß aus Einträgen in Euren Journalen, dass Ihr sie liebt, und aus den Briefen, die ich während Eurer Genesung für Euch schreiben durfte.«
»Fräulein Frost …«
»Nein, Kapteyn, ich bitte Euch, lasst mich sprechen, sonst fürchte ich, ich werde es niemals herausbringen.«
»Gut dann.«
Sie befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze. »Ich bin weder töricht noch dumm. Als Ihr zum ersten Male bei uns logiertet, wusste ich, dass Ihr nicht von der Art unserer früheren Gäste wart. Ich habe Eure Gesellschaft genossen. Es gefiel mir, Euch mit meinem Bruder streiten und mit meinem Vater diskutieren zu sehen. In Eurer Gesellschaft fühlte ich mich äußerst wohl. Es war ein Behagen, wie ich es nicht mehr gekannt hatte, seit der Krieg mir meinen Ira nahm. Ich war sicher, mich wie eine Närrin aufgeführt zu haben, und war froh, als Ihr mit Meister Wald zu Eurer Reise aufbracht, da es mir Gelegenheit verschaffte, meine Würde wiederzuerlangen. Und doch, während Ihr fort wart, vermisste ich Euch. Wenn ein Brief eintraf, las mein Vater ihn uns vor, und danach nahm ich ihn und las ihn
noch einmal für mich. Mehr als ein Mal. Es mag töricht gewesen sein, doch es war mir ein Trost.«
Bethanys Griff um seinen Arm wurde fester. »Dann kam die Nachricht, dass Ihr vermisst wurdet, und ich fühlte denselben Schmerz wie bei der Nachricht von Iras Tod. Ich brach zusammen. Ich betete um Eure heile Rückkehr, wie ich es für ihn getan hatte, und sagte dem Herrn, nachdem er mir bereits den einen genommen, dass er mir Euch zurückgeben müsse. Und trotzdem, noch während ich das sagte, erinnerte ich mich an Eure Gattin. Ich erinnerte mich, dass Ihr nicht mir gehört.«
Sie wischte eine Träne fort. »Als Ihr zurückkehrtet, hatte Gott meine Gebete erhört. Ich stellte sicher, dass Ihr genesen konntet. Das wurde mein Lebensziel. Für mein eigenes Wohl, ja, aber auch weil ich wusste, Eure Gemahlin würde ebenso fühlen wie ich, und ich wollte niemandem solche Schmerzen zumuten. Deshalb schrieb ich diese Briefe für Euch, und erinnerte Euch daran, ihr selbst zu schreiben, als Eure Kräfte zurückkehrten. Doch nun kommt sie hierher. Ich werde Euch an sie verlieren.«
Owens Eingeweide verkrampften sich. Bethany war während der Gefangenschaft und der Genesung sein rettender Engel gewesen. Die bloße Tatsache, dass er mehr Angst davor hatte, sie könnte ihn hassen, als dass seine Frau es tat, hatte ihm die Tiefe seiner Gefühle für sie deutlich gemacht. Diese Gefühle waren verboten, das wusste er, und ihr Hass wäre die gerechte Strafe dafür gewesen. Der Schmerz, der in ihrer Stimme mitschwang, geißelte sein Herz, denn sie konnten nur in eine Lage wie diese gelangt sein, weil er sie getäuscht hatte.
Er hielt an und drehte sich zu ihr um. »Nicht, Bethany, bitte. Ich …«
Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Ihr wollt mir erklären, dass Ihr ebenfalls etwas für mich empfindet. Selbstverständlich
tut Ihr das. Wie könnte es anders sein? Ich habe Euch gesundgepflegt. Aber Ihr liebt Eure Gattin. Euer Herz gehört ihr. Das weiß ich. Ich bin zufrieden, zufrieden zu wissen, dass wir Freunde sind. Doch es wird eine Freundschaft auf Distanz sein müssen.«
»So muss es nicht sein …« Owen stockte, wusste selbst nicht, was er damit sagen wollte. »Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.«
»Ihr habt nichts getan, außer Ihr selbst zu sein. Und eben darum muss ich auf Abstand zu Euch gehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Es wird schmerzen, doch es nicht zu tun, würde noch größere Schmerzen bedeuten.«
»Fräulein Frost …«
»Nein, Kapteyn. Ihr müsst verstehen, dass ich eine Frau kenne, die einem Mann das Jawort gab, den sie nicht liebte, weil sie glaubte, der, dem ihr Herz gehörte, sei tot. Sie schenkte falschen Gerüchten Glauben. Und auch wenn es der Mann war, den sie heiratete, der diese Gerüchte verbreitet hatte, und er sie bewusst verbreitet hatte, um sie für sich zu gewinnen, ändert das nichts daran, dass sie verheiratet ist. Trotzdem sehnt sie sich nach ihrem Geliebten und trifft sich mit ihm. Und ich sehe, wie es ihr das Herz zerreißt, wenn sie nicht zusammen sein können.«
Owen drückte ihre Hand an seine Brust. »Es gibt so vieles, was ich Euch sagen möchte und es nicht kann. Ihr wart mir eine bessere Freundin als irgendein anderer Mensch in meinem Leben. Ihr habt mich besser behandelt, als meine eigene Familie es
Weitere Kostenlose Bücher