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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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über den Tannensee. Er war klein und nicht allzu tief, in einem kleinen, bis hinab ans Ufer dicht bewaldeten Tal gelegen. Ein paar Inseln lagen verstreut im Wasser, und Fische sprangen auf der Jagd nach Insekten. Der Wind kräuselte die Oberfläche, und Owen hatte das Gefühl, wenn er den Rest seiner Tage mit dieser Aussicht vor der Veranda hätte verbringen müssen, hätte er zufrieden sterben können.
    Der Wind kam von Norden und bremste sie. Vor allem aber trug er Stimmen herüber. Sie kamen von einer kleinen, schmalen Insel, die sich von Nordwest nach Südost erstreckte. Auf ihrer Leeseite, wo der Kamm entlang der Inselmitte den Wind abhielt, leuchtete golden ein Lagerfeuer.
    Nathaniel und Kamiskwa drehten augenblicklich nach Osten. Sie paddelten einen Bogen und näherten sich mit dem Wind. Als sie nahe genug waren, um an Land zu gehen, nahmen Friedensreich und Owen Kurs auf den kleinen Sandstrand an der Leeseite der Insel. Sie luden die Musketen, bevor sie auf Schussweite heran waren, dann, fünfzig Schritt vor dem Ufer, drehten sie parallel zum Strand.
    Bein legte die Hände um den Mund und rief: »Hallo, das Feuer. Bonsoir.«
    Kurz bewegte sich etwas vor dem Lagerfeuer. Eine misstrauische Stimme antwortete. »Bonsoir. Wer seid Ihr?«
    »Friedensreich Bein. Seid Ihr das, Jean?«
    »Ja, mein Freund.«
    »Wer ist noch bei Euch?«
    »Etienne Ilsavont. Ihr sucht Euch lieber eine andere Insel, non?«
    »Das is’ aber nicht sehr freundlich, Jean.«
    »Mein Freund, wenn Ihr versucht zu landen, dann schieße ich.«

    »Wenn Ihr schießt, bin ich sehr enttäuscht.« Friedensreich nahm das Paddel und senkte die Stimme. »Wir fahren langsam näher. Wenn sie einen Kampf anfangen, schießt erst Ihr, dann ich.«
    Mit trockenem Mund behielt Owen die Insel im Auge, während sie sich vorsichtig näherten. Er wusste es schon lange besser, als in einer solchen Lage einen Punkt zu fixieren. Stattdessen beobachtete er eine möglichst weite Fläche und hielt Ausschau nach Bewegungen. Jahre als Schärler hatten ihn gelehrt, dass man Bewegungen leichter sah als Männer, die nicht gesehen werden wollten.
    Mit jedem Paddelschlag rauschte das Wasser am Bug des Kanus vorbei, furchtbar laut für Ohren, die auf verräterische Geräusche lauschten. Owen sah nichts. Falls sie schossen, würde er erst das Mündungsfeuer sehen und dann erst den Schuss hören. Jeder Paddelschlag brachte sie näher in die Todeszone. Inzwischen hatte selbst der fahrlässigste Schuss eine gute Chance, sie zu treffen. Auf diese Entfernung konnte eine Kaliber-. 75-Kugel Knochen zertrümmern und einen Menschen glatt durchschlagen. Ihn möglicherweise sogar aus dem Kanu schleudern.
    »Kommt rein. Sie sind jetzt friedlich.«
    Als sie Nathaniels Stimme hörten, wurden sie schneller. Während Bein und Owen die Tharyngen ablenkten, waren Wald und Kamiskwa am anderen Ufer an Land gegangen. Owen hatte die beiden lange genug durch die Wälder streifen sehen und hegte nicht den geringsten Zweifel, dass sie die Ryngen völlig überrumpelt hatten.
    Owen sprang ans Ufer, sobald das Kanu den Sand berührte, und zog es auf Grund. Friedensreich stieg ins knöcheltiefe Wasser und packte eine der Querstreben. Ohne einen Laut oder
auch nur das Gesicht zu verziehen, hob er das komplette Kanu aus dem See und trug es aufs Trockene. Er stellte es neben das kleinere von zwei Booten, die jemand zum Schutz eines dicken Fellbündels umgedreht hatte.
    Die Muskete im Arm lief Owen einen sanften Hang hinauf bis zu der flachen Stelle, an der das Lagerfeuer der Tharyngen brannte. Nathaniel und Kamiskwa hielten zwei Männer in Schach. Die beiden Gefangenen saßen auf der ihren Musketen gegenüberliegenden Seite am Feuer. Beide Waffen ähnelten von der Länge her Owens Muskete, waren aber erheblich älter und nicht annähernd so sorgfältig gewartet.
    Einer der Männer hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Pierre, und Owen nahm an, dass es sich um Etienne handeln musste. Er hatte einen ähnlichen Körperbau wie sein Vater oder vielleicht auch Bruder, und war nicht allzu groß. Allerdings wirkte Etienne sehr viel jünger und hatte dichtes braunes Haar. Er blickte eher wütend als nur verärgert, das genaue Gegenteil seines Begleiters. Jean ähnelte ebenso einer ertränkten Ratte wie einem Menschen. An seinem Kopf wetteiferten Nase und Ohren um die Dominanz. Dafür besaß er kein erwähnenswertes Kinn, was er mit einem dichten Schnauzbart zu kompensieren versuchte. Hätte er nicht bei alldem eine hohe

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