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Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone

Titel: Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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einen Keks angeboten, als wir uns begegneten. Ihre Enkeltochter hat sie als Abschiedsgeschenk für sie gebacken.«
    » Mir hat sie keinen Keks angeboten«, sagte ich.
    »Sie muss ja auch nicht mit dir zusammenleben, nicht wahr?«
    »Wie war der Keks?«, fragte Harry.
    »Wie versteinerter Teig«, sagte Jesse. »Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass ich die beste Zimmergenossin von uns allen habe. Ich bin etwas Besonderes. Schaut mal, da ist die Erde.« Sie zeigte auf die riesige Videoleinwand des Auditoriums, die in diesem Moment zum Leben erwachte. Die Erde hing in bemerkenswerter Wiedergabegenauigkeit über uns. Der Videoschirm war ein Meisterwerk der Technik.
    »Ich wünschte, ich hätte einen solchen Schirm in meinem Wohnzimmer gehabt«, sagte Harry. »Dann hätte ich die beliebtesten Super-Bowl-Parties in der Nachbarschaft veranstalten können.«
    »Schaut sie euch an«, sagte ich. »Das ist der Ort, wo wir unser ganzes bisheriges Leben verbracht haben. Dort leben oder lebten alle Menschen, die uns etwas bedeuten. Und jetzt verlassen wir diese Welt. Dabei müsst ihr doch etwas empfinden.«
    »Ich bin aufgeregt«, sagte Jesse. »Und traurig. Aber nicht übermäßig.«
    »Traurig bin ich nicht«, sagte Harry. »Dort gab es für mich nichts mehr zu tun, außer älter zu werden und zu sterben.«
    »Du weißt, dass du trotzdem jederzeit sterben kannst«, sagte ich. »Du bist in den Militärdienst eingetreten.«
    »Ja, aber ich werde nicht als alter Mann sterben«, sagte Harry. »Ich erhalte eine zweite Chance, jung zu sterben und eine schöne Leiche zu hinterlassen. Das entschädigt mich dafür, dass ich diese Chance beim ersten Mal verpasst habe.«
    »Du bist ein verdammter Romantiker«, sagte Jesse, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Da hast du verdammt Recht«, sagte Harry.
    »Wir nehmen Fahrt auf«, sagte ich.
    Die Lautsprecher übertrugen die Kommunikation zwischen der Henry Hudson und der Kolonialstation, die genaue Anweisungen für den Abflug erteilte. Dann folgten ein tiefes Brummen und leichte Vibrationen, die wir durch die Sitze spürten.
    »Das Triebwerk«, sagte Harry.
    Jesse und ich nickten.
    Dann wurde die Erde auf dem Videoschirm langsam kleiner. Sie war immer noch riesig und strahlend blau und weiß, aber sie nahm unverkennbar bereits einen etwas kleineren Teil der Projektionsfläche ein. Wir sahen stumm zu, wie sie schrumpfte, sämtliche paar hundert Rekruten, die zu diesem Anlass ins Auditorium gekommen waren. Ich blickte zu Harry, dessen Kaltschnäuzigkeit sich in stille Nachdenklichkeit verwandelt hatte. Jesse lief eine Träne über die Wange.
    »He«, sagte ich und griff nach ihrer Hand. »Nicht übermäßig traurig, ja?«

    Sie sah mich lächelnd an und hielt meine Hand fest. »Nein«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Nicht übermäßig. Aber ein bisschen. Wenigstens ein bisschen.«
    Wir saßen noch eine Weile da und beobachteten, wie alles, was wir jemals gekannt hatten, auf dem Videoschirm immer kleiner wurde.

    Ich hatte meinen PDA darauf eingestellt, mich um sechs Uhr zu wecken, was er tat, indem er leise Musik aus den winzigen Lautsprechern erklingen und allmählich lauter werden ließ, während ich erwachte. Ich schaltete die Musik aus, stieg leise von der oberen Koje herunter und suchte dann im Schrank nach einem Handtuch, wobei ich das kleine Licht im Schrank einschaltete. Dort hingen die Rekrutenanzüge für Leon und mich, zwei Trainingsjacken und -hosen im Hellblau der Kolonialen Union, zwei hellblaue T-Shirts, zwei Bundhosen im Chino-Stil, zwei Paar weiße Socken, Unterwäsche und blaue Turnschuhe. Offenbar bestand für uns zwischen hier und Beta Pyxis kein Anlass, eine richtige Uniform zu tragen. Ich zog mir eine Trainingshose und ein T-Shirt an, schnappte mir ein Handtuch – auch davon hingen mehrere im Schrank – und lief den Gang zur Dusche hinunter.
    Als ich zurückkehrte, brannte das Licht, aber Leon lag immer noch in seiner Koje. Offenbar war die Beleuchtung automatisch angegangen. Ich zog mir eine Trainingsjacke über das T-Shirt und ergänzte mein Outfit um Socken und Turnschuhe. Nun war ich zum Joggen bereit oder was auch immer ich an diesem Tag zu tun hatte. Aber zuerst frühstücken. Auf dem Weg nach draußen gab ich Leon einen Schubs. Er war ein Drecksack, aber selbst Drecksäcke verschliefen vielleicht nicht
gerne eine Mahlzeit. Ich fragte ihn, ob er nicht frühstücken wollte.
    »Was?«, sagte er schlaftrunken. »Nein. Lass mich in Ruhe.«
    »Bist du dir sicher,

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