Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
leise.
Harry hob eine Hand. »Welche Punktzahl muss ich erreichen, um von Harvard angenommen zu werden?«
»Den Spruch habe ich schon ein paarmal gehört«, entgegnete sie. »Bitte konzentrieren Sie sich jetzt auf die Prüfung.«
»Ich habe sechzig Jahre lang darauf gewartet, meine Mathenote verbessern zu können«, sagte Harry. »Schauen wir mal, wie ich jetzt abschneide.«
Der zweite Eignungstest war sogar noch schlimmer.
»Bitte verfolgen Sie das weiße Quadrat. Benutzen Sie nur die Augen, bewegen Sie nicht den Kopf.« Die Koloniale dämpfte die Beleuchtung im Raum. Sechzig Augenpaare konzentrierten sich auf ein weißes Quadrat an der Wand, das sich langsam in Bewegung setzte.
»Ich fasse es nicht, dass wir dafür in den Weltraum aufbrechen mussten«, sagte Harry.
»Vielleicht ist das noch nicht alles«, sagte ich. »Wenn wir Glück haben, kriegen wir noch ein weißes Quadrat zu sehen.«
Als Nächstes erschien ein weißes Quadrat auf der Wand.
»Gib’s zu, du warst schon einmal hier!«, sagte Harry.
Später wurden Harry und ich getrennt, und die nächsten Tests musste ich allein bestehen.
Im ersten Zimmer befanden sich ein Kolonialer und ein Haufen Bauklötze.
»Bauen Sie daraus bitte ein Haus«, sagte der Koloniale.
»Nur wenn ich danach einen Lutscher bekomme«, sagte ich.
»Ich werde mal sehen, was ich für Sie tun kann«, versprach der Koloniale. Ich stapelte die Bauklötze zu einem Haus auf, dann betrat ich das nächste Zimmer, in dem ein anderer Kolonialer mir ein Blatt Papier und einen Stift reichte.
»Fangen Sie in der Mitte des Labyrinths an und versuchen Sie, einen Weg nach draußen zu finden.«
»Mein Gott!«, sagte ich. »Das schafft selbst eine hirnamputierte Ratte.«
»Wenn Sie meinen«, sagte der Koloniale. »Trotzdem wüssten wir gerne, ob auch Sie es schaffen.«
Ich schaffte es. Im nächsten Zimmer forderte ein Kolonialer mich auf, ihm die eingeblendeten Zahlen und Buchstaben zuzurufen. Ich hörte auf, mich über den Sinn dieser Tests zu wundern und tat einfach, was man von mir erwartete.
Irgendwann am Nachmittag riss mir der Geduldsfaden.
»Ich habe Ihre Personalakte gelesen«, sagte der Koloniale, ein magerer junger Mann, der aussah, als würde eine kräftige Windböe ihn wie einen Drachen davonfliegen lassen.
»Schön«, sagte ich.
»Darin steht, dass Sie verheiratet waren.«
»Stimmt.«
»Hat es Ihnen gefallen? Verheiratet zu sein?«
»Klar. Auf jeden Fall besser als die Alternative.«
Er sah mich verschmitzt an. »Was ist passiert? Scheidung? Zu viel in der Gegend rumgevögelt?«
Zu Anfang fand ich den Kerl noch auf widerwärtige Weise amüsant, doch diese Einschätzung kehrte sich schnell ins Gegenteil um. »Sie ist gestorben«, sagte ich.
»Aha? Wie ist das passiert?«
»Sie hatte einen Schlaganfall.«
»Ein Schlaganfall ist etwas Wunderbares«, sagte er. »Es macht Bumm, und das Gehirn ist nur noch ein grauer Pudding. Gut, dass sie es nicht überlebt hat. Dann wäre sie jetzt nur noch ein fetter, bettlägriger Zombie. Sie müssten sie mit einer Schnabeltasse füttern und so weiter.« Er gab schlürfende Geräusche von sich.
Ich sagte nichts. Ein Teil meines Gehirns überlegte, ob ich schnell genug war, um aufzuspringen und ihm das Genick zu brechen, aber der Rest meines Verstandes ließ mich einfach nur in blinder Wut reglos dasitzen. Ich konnte nicht fassen, was ich gerade gehört hatte.
Ein sehr tief gelegener Teil meines Gehirns sagte mir, dass ich allmählich wieder atmen sollte, weil ich ansonsten demnächst in Ohnmacht fallen würde.
Plötzlich piepte der PDA des Kolonialen. »Okay«, sagte er und stand schnell auf. »Wir sind fertig. Mr. Perry. Ich bitte um Entschuldigung für die Bemerkungen, die ich zum Tod Ihrer Frau geäußert habe. Meine Aufgabe besteht darin, die Rekruten so schnell wie möglich zu einer zornigen Reaktion zu verleiten. Unsere psychologische Auswertung hat ergeben, dass Sie am empfindlichsten auf die Art von Bemerkungen reagieren würden, die Sie soeben gehört haben. Ich versichere Ihnen, dass ich in einem persönlichen Gespräch niemals solche Bemerkungen über Ihre verstorbene Frau von mir geben würde.«
Ich sah den Mann ein paar Sekunden lang verdutzt an und blinzelte wie ein Idiot. Dann brüllte ich ihn an. »Was für ein kranker Scheißtest sollte DAS sein?«
»Ich stimme Ihnen zu, dass es ein recht unangenehmer Test ist, und möchte mich erneut entschuldigen. Ich führe nur meine zugewiesene Arbeit aus, mehr
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