Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
dafür sorgen müssen, dass sie die nächsten paar Jahrzehnte damit zubringen werden, zu verhungern, zu sterben und sich gegenseitig umzubringen. Wir haben heute keine Zivilisten ermordet – abgesehen von denen, die Bender getötet haben. Aber sie werden jetzt für sehr lange Zeit an Seuchen und Bürgerkriegen zugrunde gehen, weil ihnen kaum etwas anderes übrig bleibt. Es ist trotzdem ein Genozid, nur dass sich unser schlechtes Gewissen in Grenzen hält, weil wir nicht mehr hier sind, wenn es passiert.«
»Sie waren noch nie mit Bender einer Meinung«, sagte ich.
»Das ist nicht wahr«, erwiderte Viveros. »Ich habe nur gesagt, dass er keine Ahnung hat und dass er ausschließlich uns gegenüber verpflichtet ist. Aber ich habe nicht gesagt, dass seine Argumente falsch sind. Er hätte auf mich hören sollen. Wenn er meine Befehle befolgt hätte, wäre er jetzt noch am
Leben. Stattdessen muss ich ihn mir jetzt von den Stiefeln kratzen.«
»Wahrscheinlich würde er sagen, dass er für das gestorben ist, woran er geglaubt hat«, sagte ich.
Viveros schnaufte. »Ich bitte Sie! Bender ist an dem gestorben, woran er geglaubt hat. Einfach zu Leuten rüberspazieren, deren Heimatwelt wir soeben zerstört haben, und so zu tun, als wäre er ein Freund! Was für ein Idiot! Wenn ich einer von ihnen gewesen wäre, hätte ich ihn auch erschossen.«
»Diese verdammten Leute, die immer wieder den friedlichen Idealen in die Quere kommen«, sagte ich.
Viveros lächelte. »Wenn Bender wirklich etwas am Frieden und nicht nur an seinem Ego gelegen hätte, hätte er dasselbe getan, was ich tue und was auch Sie tun sollten, Perry«, sagte sie. »Sie sollten Befehlen gehorchen. Am Leben bleiben. Ihre Dienstzeit in der Infanterie hinter sich bringen. Dann die Offizierslaufbahn einschlagen und sich nach oben arbeiten. Zu einem von denen werden, die die Befehle geben und sie nicht nur befolgen. So werden wir Frieden schließen, wenn es möglich ist. Und auf diese Weise kann ich damit leben, ›nur Befehle auszuführen‹. Weil ich weiß, dass ich eines Tages etwas an diesen Befehlen ändern werde.« Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und verschlief den Rest des Rückfluges zu unserem Schiff.
Luisa Viveros starb zwei Monate später auf einem stinkenden Schlammklumpen namens Deep Water. Unser Trupp spazierte in einen Hinterhalt in den natürlichen Katakomben unterhalb der Hann’i-Kolonie, die wir auslöschen sollten. Im Verlauf der Schlacht wurden wir in eine Höhlenkammer getrieben, die vier weitere Zugänge hatte, die allesamt von Infanterie der Hann’i gehalten wurden. Viveros befahl uns den
Rückzug in unseren Tunnel, dann feuerte sie auf die Mündung und ließ sie einstürzen, um den Zugang zur Höhle zu versperren. Nach den BrainPal-Daten wandte sie sich anschließend wieder den Hann’i zu und nahm sie unter Beschuss. Sie hielt nicht lange durch. Der Rest des Trupps konnte sich zurück an die Oberfläche kämpfen, was nicht einfach war, wenn man bedachte, wie man uns nach unten gedrängt hatte. Aber es war immer noch besser, als in einem Hinterhalt zu sterben.
Viveros wurde posthum mit einem Tapferkeitsorden ausgezeichnet. Ich wurde zum Corporal befördert und übernahm den Trupp. Viveros Koje und Spind wurden von einem Neuling namens Whitford übernommen, einem ganz anständigen Kerl.
Die Institution hatte eine Glühbirne ausgewechselt. Ich vermisste sie sehr.
11
Thomas starb an etwas, das er aß.
Was er sich einverleibte, war so neu, dass die KVA noch nicht einmal einen Namen dafür hatte, auf einer Kolonialwelt, die so neu war, dass sie noch nicht einmal einen Eigennamen hatte, sondern nur eine Katalognummer: Kolonie 622, 47 Ursae Majoris. (Bei der KVA waren weiterhin die irdischen Sternenbezeichnungen in Gebrauch, und zwar aus denselben Gründen, warum man auch einen vierundzwanzigstündigen Tag und ein Jahr von 365 Tagen benutzte – weil es einfacher war, es so zu machen.) Die übliche Vorgehensweise sah so aus, dass neue Kolonien eine tägliche Zusammenfassung aller Informationen per Skip-Drohne übermittelten, die nach Phoenix flog, damit die Verwaltung den Überblick über alle kolonialen Angelegenheiten behielt.
Die Kolonie 622 hatte Drohnen geschickt, seit sie sechs Monate zuvor gegründet worden war. Abgesehen von den üblichen Streitereien, Pannen und Prügeleien, die auf die Gründung jeder neuen Kolonie folgten, wurde nichts Außergewöhnliches gemeldet. Es gab da nur einen einheimischen Schleimpilz,
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