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Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden

Titel: Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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bestand aus ungefähr zwanzigtausend Genen, die sich aus drei Milliarden Basenpaaren zusammensetzten, das Ganze verteilt über dreiundzwanzig Chromosomen. Der größte Teil des Genoms war »Müll« – Sequenzen, die keine Codierung für all das enthielten, was als Endprodukt der DNS herauskam: ein Mensch. Wenn die Natur einmal etwas in die DNS eingebaut hatte, schien sie sich dagegen zu sträuben, es wieder zu entfernen, selbst wenn es überhaupt keinen Zweck erfüllte.
    Die Wissenschaftler der Spezialeinheit waren nicht so konservativ. Wenn sie ein neues Körpermodell konstruierten, bestand ihr erster Schritt darin, alles reduntante und inaktive genetische Material herauszuschneiden. Was übrig blieb, war
eine simple, aufs Notwendigste reduzierte DNS-Sequenz, die völlig nutzlos war. Derartige Eingriffe ins menschliche Genom zerstörten die Struktur der Chromosomen, wodurch sie nicht mehr in der Lage waren, sich zu reproduzieren. Aber das war nur der erste Schritt. Bis zum Zusammenbau und zur Replikation des neuen Genoms waren noch mehrere Schritte nötig.
    Die neue, verkleinerte DNS-Sequenz enthielt alle Gene, die einen Menschen zu dem machten, was er oder sie war, und das war einfach nicht genug. Der menschliche Genotyp konnte keinen Phänotyp hervorbringen, der die Formbarkeit besaß, die die Spezialeinheit haben wollte. Das hieß konkret: Aus unseren Genen ließen sich keine übermenschlichen Soldaten herstellen. Was vom menschlichen Genom übrig blieb, wurde nun auseinandergenommen, umstrukturiert und neu zusammengesetzt, um die Gene zu konstruieren, in denen die verbesserten Fähigkeiten codiert waren. Während dieses Prozesses wurden auch zusätzliche Gene oder DNS-Abschnitte eingefügt. Die Gene, die von anderen Menschen stammten, warfen beim Einbau normalerweise kaum Probleme auf, da das menschliche Genom grundsätzlich darauf ausgelegt war, sich mit anderen individuellen Genomen zu rekombinieren. (Der Vorgang, bei dem dies auf natürliche und höchst freiwillige Weise geschieht, wird im Allgemeinen als »Sex« bezeichnet). Genetisches Material von anderen irdischen Spezies ließ sich ebenfalls verhältnismäßig einfach integrieren, da sämtliches Leben auf der Erde die gleichen genetischen Grundbausteine benutzte und zudem genetisch miteinander verwandt war.
    Die Verwendung von außerirdischem Genmaterial hingegen war wesentlich problematischer. Auf einigen Planeten hatten sich genetische Strukturen entwickelt, die denen der Erde oberflächlich ähnelten. Dort arbeitete die Natur mit
einigen oder gar sämtlichen Nukleotiden, die auch für das irdische Leben typisch waren (so war es vielleicht kein Zufall, dass die intelligenten Spezies der betreffenden Planeten von Zeit zu Zeit Menschen verspeisten; beispielsweise galten die Menschen bei den Rraey als äußerst schmackhaft). Doch bei den meisten außerirdischen Spezies unterschieden sich die genetischen Strukturen und Bausteine erheblich von menschlichem beziehungsweise irdischem Leben. Wenn man ihre Gene benutzen wollte, kam man mit einfachem Ausschneiden und Einfügen nicht weiter.
    Die Spezialeinheit hatte dieses Problem gelöst, indem sie das DNS-Äquivalent einer anderen Spezies in einen Compiler fütterte, der daraufhin eine genetische »Übersetzung« im irdischen DNS-Format ausspuckte. Das Ergebnis – wenn man diesen DNS-Sequenzen erlaubt hätte, sich zu entwickeln – hätte ein Wesen erschaffen, das dem außerirdischen Original in Aussehen und Funktionsweise so ähnlich war, wie es unter terrestrischen Bedingungen möglich war. Dann wurden die Gene dieser ›transliterierten‹ Kreaturen in die DNS der Supersoldaten eingefügt.
    Das Endresultat dieser genetischen Konstruktion war eine DNS, die ein Geschöpf beschrieb, das menschliche Grundlagen hatte, aber letztlich nicht mehr menschlich war – so unmenschlich, dass diese Kreatur, wenn sie sich ungehindert hätte entwickeln können, zu einem unseligen Agglomerat aus Einzelteilen geworden wäre, einem Monstrum, das jenes seiner geistigen Urgroßmutter Mary Wollstonecraft Shelley weit in den Schatten gestellt hätte. Nachdem sie die DNS in diesem Ausmaß ihrer Menschlichkeit beraubt hatten, modellierten die Wissenschaftler der Spezialeinheit die genetische Botschaft so um, dass das erschaffene Wesen wieder eine
erkennbar menschliche Gestalt erhielt. Wenn sie unter sich waren, murrten die Wissenschaftler, dass dies der schwierigste Schritt war, und manche stellten sogar (aber nur sehr leise) den

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