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Krieg der Kulturen (German Edition)

Krieg der Kulturen (German Edition)

Titel: Krieg der Kulturen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cary
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Nebenbei gab sie noch Musikunterricht und konnte
sich aus Zeitgründen nicht immer um ihre Kinder
kümmern.
Wenn es aber darum ging, ein Instrument zu spielen, so
mussten wir zu Sabrinas Mutter, da sie so erpicht darauf
war, dass wir alle ein Instrument spielen sollten.
Wir lernten Gitarre spielen und später Panflöte, was
damals vielen Jungen in unserem Alter gefiel und uns
natürlich dazu animierte weiter zu machen.
Damit gab sich ihre Mutter noch nicht zufrieden, erst als
wir die Geige, trotz Zeitmangels, zusätzlich spielen
lernten, ließ sie uns mit den Instrumenten in Ruhe.
Doch später spielte ich, wegen der knappen Zeit, nur noch
im Urlaub Gitarre. Geige und Panflöte verlernte ich schon
fast.
Erst im letzten Italienurlaub, als wir am Strand von Rimini
mit vielen anderen jungen Leuten campten, gemeinsam
am Lagerfeuer den Abend verbrachten, spielte ich auf
meiner Gitarre einige romantische Südseeklänge, eben
passend zum Strand. Wir sangen, tanzten und schliefen
auf dem schönen weichen Sand ein.
Es war Romantik pur.
Sabrina konnte leider nicht dabei sein. Sie war zu dem
Zeitpunkt mit ihrem Freund in Südamerika auf Tour, um
eine gemeinsame Story zu schreiben.
„Kannst du dich noch an Axel erinnern?", fragte sie mich.
„War es nicht der kleine Zwerg mit der zu großen Nase,
der von allen immer gehänselt wurde?“
„Es machte ihm aber nichts aus, weil er auf seine
außergewöhnliche Nase, so nannte, er sie, stolz war,
unser kleiner Bergerac“, fügte Sabrina hinzu.
„Du kannst dich doch tatsächlich noch an ihn erinnern, er
kam im vorigen Jahr ums Leben.“
„Wie bitte höre ich richtig?", erwiderte ich erschrocken.
„Du wusstest das nicht?", fragte sie verwundert.
Sie erzählte mir seine Geschichte.
„Die Eltern seiner Frau sind gläubige Muslime aus dem
Nahen Osten. Sie ließen ihre Tochter entführen, um den
dort ausgesuchten Mann zu heiraten und keinen westlich
geprägten Mann. Sie ignorierten die Hochzeit in
Deutschland mit Axel, der Hochzeit hatten sie ja nicht
zugestimmt. Als er sie wieder zurückholen wollte, wurde
er wegen Entführung einer Muslime verhaftet. Er soll dann
angeblich bei einem Fluchtversuch umgekommen sein.
Unsere Redaktion hatte das Thema recherchiert und
nachgefragt, warum denn wenigstens in Deutschland keine
Anklage wegen Entführung erhoben wurde. Die
Begründung war, dass keine ausreichenden Beweise
vorhanden gewesen wären und dass es eine Glaubensfrage
sei, denn nach islamischem Recht, sei dies wohl erlaubt
gewesen, stell dir das mal vor!“
„Ist das schrecklich! Warum gibt es noch
Steinzeitmenschen, kann denn niemand diesen Irrsinn
stoppen?“
Die ganze Sache mit dem Attentat auf die NATO in
Belgien, die mögliche Verbindung zu dem
fundamentalistischen Iran und meinem Bild, der
angekündigte Krieg der Kulturen … all das war etwas viel
auf einmal.
„Wo fliegst du hin, habe ich das richtig verstanden? In den
Nahen Osten?“ hörte ich Sabrinas Bruder im Hintergrund
fragen.
„Ach, ist nicht so wichtig“, wiegelte Sabrina ab.
„Selbstverständlich ist es für mich wichtig, schließlich bist
du nicht irgendjemand, sondern meine Schwester!
Warum erfahre ich das erst jetzt“, stocherte ihr Bruder
weiter.
Sie versuchte abzuwiegeln, indem sie ihm sagte, „es ist
meine Story.“
Damit gab er sich absolut nicht zufrieden, sondern lief
vollkommen aufgelöst in ihrer Wohnung herum, was ich an
seinen dumpfen Schritten hörte.
Sie diskutierten noch eine ganze Weile herum, während
ich alles mit anhörte und oft einen eigenen Kommentar
dazwischen rief.
Nach langer Diskussion beruhigten sich die beiden.
Bei dem Gedanken, dass Sabrina diesen Einsatz nicht
ablehnte, war mir auch recht mulmig zumute, nun
letztendlich war es ihre Entscheidung ganz alleine … und
auch ihre Story.
„Wenn wir uns das nächste Mal wieder sehen, dann esse
ich auch mal einen Pflaumenkuchen von meiner Oma“,
meinte sie noch so zum Abschied zu mir.
Sie aß meistens nur den Boden, aber nie die Pflaumen,
denn die aß ich immer.
Gerade als ich auflegte, kam Mel mit der neuen Post und
übergab sie mir.
Dabei rutsche mir die gesamte Post aus der Hand, wobei
mir auffiel, dass die meisten Briefe Fanpost aus aller Welt
waren, die von der Agentur entgegengenommen worden
war. Erst als ich alles durchwühlte, fand ich endlich den
lang ersehnten Brief von der HdK.
„Oh Gott! Nun wird’s ernst“, dachte ich und zögerte den
Brief zu öffnen. Eine nochmalige Enttäuschung würde ich
nicht verkraften, also

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