Krieg der Kulturen (German Edition)
ließ ich ihn noch zu und starrte ihn
nur an. Nach kurzer Zeit fragte Mel mich, „was machen sie
für ein Gesicht Miss Corin?“
„Ich halte den Brief von der HdK in meiner Hand und trau
mich nicht ihn zu öffnen.“
„Geben sie ihn mir“, sagte er mutig, schließlich war er
nicht direkt daran beteiligt, also machte es ihm auch
nichts aus, ihn vorzulesen.
„Sagen sie mir aber nichts Mieses, das kann ich beim
besten Willen nicht vertragen.“
„Ich mache ihn jetzt auf“, spannte er mich auf die Folter.
Er öffnete ihn sehr langsam, sah mich mit einer
erschrockenen Miene an, sodass ich gleich kreidebleich
wurde, mein Körper fing an zu zittern und mir wurde
schwindlig. Obwohl ich nach der Ausstellung in New York
nicht mehr auf die HdK angewiesen war, wollte ich
trotzdem einen Kunstabschluss haben und aus diesem
Grund war ich sehr aufgeregt.
„Möchten sie es erfahren Miss Corin?“
„Wohl lieber nicht, wenn ich mir ihr Gesicht so ansehe!“
„Dann lesen sie es doch selbst!“
„Das können sie mir nicht antun!“
Rasch nahm ich den Brief und legte ihn geöffnet neben
mich, um nicht hineinzuschauen, aber er wollte
unbedingt, dass ich ihn lese.
„Nun lesen sie ihn schon“, grinste er mich an.
„Ich kann nicht.“
„Dann lese ich ihn vor.“
Er fing an zu lesen und meine Ohren schalteten
automatisch ab, aber plötzlich hörte ich doch
„angenommen.“
„Lesen sie diese Zeile noch einmal.“
„Das kann ich ihnen in knappen Worten sagen, sie sind
angenommen worden.“
„Wirklich!“
„Es ist wahr, sie haben es geschafft.“
„Ich muss gleich Max anrufen, oder doch nicht!“
„Das wäre keine gute Idee“, fügte er hinzu.
„Trinken sie darauf ein Glas Wein mit mir?", fragte ich zu
Mel.
„Danke für das Angebot, aber im Dienst trinke ich keinen
Alkohol.“
Ich trank alleine Wein und redete den ganzen Abend mit
Mel, der treu und brav bei mir sitzen blieb. Ich konnte
einfach mein Glück nicht fassen.
Selbst als er Dean ablöste und ich wieder alleine in der
großen Wohnung war, träumte ich vor mich hin.
Morgen Abend - falls Max bei mir ist - werde ich mit ihm
die Nacht genießen und durch Wien ziehen, wie meine
Mutter es einst mit meinem Vater tat.
Mit dem Brief in der Hand und dem glücklichsten „Lachen“
der Welt lief ich rasch zum Bad, um mich für die Nacht
fertigzumachen, wo mich die Realität schnell einholte.
Lars wartete schon vor unserer Wohnungstür an der
Treppe gelehnt und mit Blick in Richtung Treppen.
Es war ein um die Jahrhundertwende gebautes Haus mit
vielen Verzierungen. Die Treppen aus Marmor und die
zweifarbig gestrichenen Wände mit einem Deckenputz
waren passend zur Treppe gestylt.
Dean kam ins Zimmer gestürzt: „Miss Corin, tut mir leid,
aber Sie müssen packen, wir verlassen umgehend die
Stadt!“
„Wie bitte? Wir sind gerade erst angekommen!“
„Es muss sein, die Polizei hat Hinweise für ein
bevorstehendes Attentat auf das Justizministerium in
Wien bekommen und das befindet sich nur zwei Straßen
entfernt von hier, darum müssen wir weg, die Agentur
bereitet schon alles vor, beeilen Sie sich!“
„Schon wieder weg …", dachte ich und wetzte los.
Gleich packte ich meinen Kater ein, nahm schnell meine
Tasche, legte mir meine neu erworbene CD aus New York
in meinen Player, und rannte mit meinen Bodyguards in
Richtung Tiefgarage, wo unsere Limousine samt Fahrer
inzwischen bereitstand. Einerseits freute ich mich wie ein
Schneekönig über die gute Nachricht von der HdK und auf
der anderen Seite rannte ich um mein Leben, was für zwei
fatale Seiten, es war kaum zu glauben, aber wahr.
Der Fahrer fuhr so schnell er konnte. Dean sprach intensiv
mit Lars am Handy, der hinter uns in der anderen
Limousine fuhr und mein Kater miaute.
„Da haben wir ja gerade noch einmal Glück gehabt“,
meinte ich mit ernster Stimme.
„Das ist wahr“, sagte Mel.
Der Wagen fuhr direkt zum Flughafen. Aufgrund der
Warnung waren die Straßen verstopft, darum hatte die
Agentur einen Hubschrauber gemietet.
„Wohin fliegen wir?", fragte ich.
„In die Schweiz“, war die knappe Antwort von Mel, der
entweder auch nicht mehr wusste im Moment oder mir
nicht zu viel sagen wollte. Die Schweiz also … nicht sehr
weit weg, dann dauert der Flug bestimmt nicht lange,
auch wenn ich nicht weiß, wie es sich in einem
Hubschrauber fliegt …
10.Kapitel
George sah zu seiner Linken hinaus und beobachtete die
Felder Pennsylvanias unter sich. Es war lange sein Wunsch
gewesen selber zu fliegen und nie hatte
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