Krieg der Kulturen (German Edition)
mir
einfach nicht gelang. Trotz der schönen gelben, roten und
lila Oleanderbäume war mir nicht nach einer Entspannung
zumute, zu tief saß der Schrecken, den ich gerade erlebt
hatte.
Unser Tross brauchte nicht lange bis zur Basis. Es war ein
Militärflughafen, und als wir hineinfuhren, fühlte ich mich
gleich viel sicherer. Hierher könnten sie uns sicher nicht
folgen.
Wir hielten vor einer Art Haupthaus und stiegen aus.
„Signori, Signorina, wir werden alle untersuchen müssen,
bitte folgen sie den Ärzten.“
„Untersuchen?", fragte ich.
„Warum das denn?“
„Wir wollen sichergehen, dass es ihnen gut geht nach dem
Anschlag eben und es ist Standard, immerhin treffen sie
nachher den Ministerpräsidenten und den Papst,
Signorina.“
Widerwillig musste ich ihm recht geben und wir folgten
unseren zugeteilten Ärzten und ich meiner Ärztin.
Wenigstens gab es eine auf dem Stützpunkt, von einem
Mann untersucht zu werden hatte mir noch nie wirklich
behagt.
Die Untersuchung dauerte nicht allzu lange, die Geräte
standen bereit und wir wurden von Kopf bis Fuß
durchgecheckt. Auch Blut wurde abgenommen und eine
Computer-Tomografie, ein CT durchgeführt. Sie gingen
sehr gründlich vor, aber nach dem, was passiert war,
konnte man ihnen das auch nicht verübeln.
Als alles fertig war, sammelten wir uns wieder im
Konferenzzimmer, wo wir auf die Ergebnisse warteten.
Dean schaltete den Fernseher ein und suchte mangels
deutscher Sender den englischen CNN-Kanal, den
wenigstens die meisten von uns verstanden.
Ich hörte nur wenig hin, sondern kraulte meinen Kater
hinter den Ohren und schaute dabei aus dem Fenster.
Draußen auf der Landebahn rollte ein großes Flugzeug in
seine Position. Erstaunlich, wie groß es war und wie viel
Fracht es aufnehmen konnte. In Kriegszeiten
transportierte es Panzer und militärisches Gerät, in
Friedenszeiten konnte es genug Nahrungsmittel für eine
Kleinstadt punktgenau abwerfen, welch seltsame
Möglichkeit ein und dasselbe Gerät für zwei verschiedene
Sachen zu benutzen, je nachdem wie es gebraucht wird ...
hätte man so ein Flugzeug schon damals zur Berliner
Luftbrücke … damit hätte man viel mehr helfen können.
Mit einem Blick zum Fernseher sah ich aus dem
Augenwinkel ein Bild. Aber das war doch! Ich schaute
genauer hin.
CNN berichtete über eine Entführung mehrerer Ausländer
im Vorderen Orient und zeigte Archivbilder der entführten
Personen.
Das war Sabrina! Ich hätte sie unter Tausenden erkannt,
ich bin mit ihr zusammen aufgewachsen! Was war
geschehen?
Mein Englisch war nicht so gut und ich flüsterte Max zu, er
solle mir übersetzen, was die Reporterin erzählte.
„Sie haben mehrere Leute im Nahen Osten entführt. Deine
Freundin Sabrina ist darunter. Die anderen sind
Mitarbeiter ihrer Redaktion und Reporter von anderen
Zeitungen. Das war offenbar eine geplante Aktion. Man
droht, sie hinzurichten, wenn nicht die italienische
Regierung die gefangen genommenen Glaubensbrüder
freilässt. Tut mir sehr leid Chloé, deine Sabrina steckt in
großen Schwierigkeiten.“
Wie hatte sie nur glauben können da unten sicher zu sein?
Sie und ihre Story verdammt, nun war sie selber eine! Ich
weinte bei dem Gedanken, was ihr dort unten zustoßen
könne.
„Meinst du, die Italiener gehen auf die Forderung ein?“
„Signorina, entschuldigen sie, dass ich mich einmische“,
sagte Potti, der eben ins Zimmer kam mit den Ergebnissen
in der Hand.
„Wir haben keinerlei Terroristen gefangen genommen, wir
wissen nicht mal, wovon sie reden. Alles, was wir bemerkt
haben, ist, dass einige Leute in unserem Land
verschwunden sind und ein oder zwei angedrohte
Anschläge ausblieben.“
Mel schaute zu Max, der immer noch auf den Monitor
starrte. Das war die Nebenwirkung seiner Taktik, das die
Terroristen denken würden, die Italiener hätten ihre
Leute gefangen genommen und Austauschgeiseln nehmen
würden, für einen Austausch, der niemals stattfinden
könnte. Er konnte das nicht vorhersehen, ihm lag alles an
der Sicherheit der Konferenz.
Als ihn damals sein Freund aus Israel besuchte und ihm die
CD mit den Informationen des Mossad zuschob, wusste er,
dass er das tun musste. Das Attentat auf den Papst und
andere hohe Würdenträger in Italien waren dort sehr
genau erklärt und standen unmittelbar bevor. Er erinnerte
sich, wie schwer es war, ein Treffen mit Bertolucci zu
organisieren und ihn dazu zu bringen, was er nun getan
hatte, aber es war notwendig, trotzdem fühlte er sich nun
für Sabrinas Schicksal mit
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