Krieg der Kulturen (German Edition)
Limousine stehen sahen,
blickten wir noch einmal kurz zurück und seufzten, „schön
war es hier“, raunten wir fast zur gleichen Zeit. Der
Fahrer wartete schon längst auf uns, also liefen wir
raschen Schrittes zu ihm.
Wir fuhren sehr schnell, um die Maschine noch zu
erreichen, da es die letzte nach Tibet sein wird. Also raste
der Fahrer, schaute nur gerade aus auf den Verkehr der
Stadt-Autobahn, übersah ab und zu mal einen Funkwagen.
***
Max las in der Zeitung, während er unruhig auf seinem Sitz
im Jet umherrutschte. Die Gespräche in Spanien waren
gut verlaufen. Die spanische Regierung hatte schon lange
mit dem Terror der ETA leben müssen und war nicht
schwer zu überzeugen, an der Konferenz teilzunehmen.
Mit Spanien war nun sein letzter Diplomatengang
abgeschlossen, nun musste er wieder zu Abu und ihm von
den bisherigen Entwicklungen berichten. Als er in Madrid
ins Flugzeug stieg, bekam er die Nachricht, das Abu und
sein Gefolge bereits auf dem Weg nach Tibet waren.
Offenbar bereiten sie dort nun das Treffen vor. Man hatte
absichtlich einen kurzen Termin angesetzt, um die
Teilnehmer nicht durch lange Wartezeit zu vergraulen.
Der neue Flugplan war bereits genehmigt, sodass er nun in
dem Flugzeug der Agentur nach Tibet saß. Netterweise
hatte sich Abu an den Reisekosten beteiligt, das würde
sonst langsam etwas teuer für die Bodyguardagentur, aber
ein Linienjet der Saudis war auch keine Lösung, dann
wüsste jeder, in wessen Auftrag er unterwegs war. Darum
hatte man sich auf den Jet der Agentur geeinigt. Eine sehr
gute Tarnung und für die Agentur ein lohnendes Geschäft.
Er blätterte weiter in seiner Zeitung. Noch keine
Neuigkeiten von der entführten Sabrina oder dem
gestohlenen Gemälde von Chloé. Was dieses Bild
angerichtet hatte, war schon kaum zu glauben.
Terroranschläge und Entführungen, nur wegen eines
Gemäldes. Er konnte sich schwer vorstellen, was die
Menschen so verrückt machen konnte, aber diese
Verrückten gefährdeten andere Menschen, jene, die in
Frieden leben wollten, und das durfte nicht geschehen.
Dieser Fanatismus ging einfach zu weit. Darum tat er, was
er tun musste.
Die Zusammenarbeit mit Signore Bertolucci war aber einer
der Punkte, wo er auf dem Drahtseil wanderte. Die Mafia
war gefährlich, fast noch gefährlicher als die Terroristen,
aber die Mafia stand loyal zu ihrem Land und war
berechenbar. Er brauchte Bertolucci nicht erst
überzeugen, etwas zu tun. Als er ihm von dem
Attentatsplan gegen den Papst berichtet hatte, traf er den
tief religiösen Kern des Mannes, der sicher Hunderte
seiner Landsleute schon mit Betonfüßen auf den Grund der
Flüsse und Meere geschickt hat.
Diesen Anschlag hätten die Terroristen niemals planen
dürfen, denn das war ein Ziel, das die Mafia sehr
persönlich nahm und die Reaktion hatte gezeigt, dass sie
diese Gefahr sehr gründlich ausmerzte.
Es war ruhig in Italien, einige angekündigte Attentate
fanden nicht statt und die verschwundenen Ausländer
blieben verschwunden. Jeder konnte sich denken, was das
hieß, nur offenbar nicht die Terroristen, die Sabrina
entführten, um sie gegen die vermeintlich gefangenen
Glaubensbrüder in Italien freizupressen. Dieser Austausch
würde nie stattfinden, und Max wusste, dass er
mitschuldig daran war.
Er blätterte weiter in der Zeitung, doch fand er nichts
mehr, was ihn von dem Sabrina -Thema ablenken konnte.
Er dachte an Chloé, die er hoffentlich bald wieder sehen
würde. Sie fehlte ihm, aber in seiner Nähe war es genauso
gefährlich für sie, wie es für ihn in ihrer Nähe war. So
mussten die Terroristen zwei Spuren verfolgen statt einer
und seit Italien hatte er das Gefühl, das seine Spur wohl
unauffindbar war, denn es war ruhig geworden.
Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Es waren
noch viele Stunden Flug bis Tibet und er konnte etwas
Schlaf gut gebrauchen, dachte er und nickte langsam ein.
***
Ich war endlich am Athener Airport angekommen. Nun
musste ich sofort aus der Limousine steigen, meine
Handtasche in der einen Hand und meinen Kater in der
anderen Hand haltend liefen wir geradewegs durch einen
schmalen Gang zur Maschine. Da auf dem Airport die
Fluglotsen streikten, war es mit der Sicherheit um mich
sehr ernst. Meine zwei Bodyguards und der Fahrer hatten
reichlich zu tun, um mich zu beschützen. Gleich neben
den kleinen Weg streikten die Fluglotsen, die sich nicht
beirren ließen, vor uns oder irgendeinen anderen in
Uniform Platz zu machen. Meine Bodyguards schwitzten
wie noch nie,
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