Krieg der Kulturen (German Edition)
viele
Bewaffnete. Wir verließen den Wagen und begaben uns
die Treppe hinauf, während Lars im Wagen blieb und sich
um Felix kümmerte, worüber ich ihm sehr dankbar war.
„Miss Corin? Willkommen in Tibet, Mr. Chang, der Besitzer
des Hauses möchte sie gerne sprechen“, sagte der
Wachmann.
„Das kann er tun, aber im Konferenzsaal, wir sind spät
dran und die Konferenz beginnt gleich!", erwiderte ihm
Dean.
Darf ich auch noch etwas sagen? Ich öffnete gerade den
Mund, als der Wachmann schon nickte und Dean mich
sanft hineinschob. Toll! Lasst mich doch einfach nicht zu
Wort kommen, dachte ich und ließ mich von Dean
„führen.“
Der Gang war recht reichhaltig geschmückt und wies auf
viel Geld und Fantasie hin. Wir näherten uns einer großen
Doppeltür, die von zwei Wachmännern bewacht wurde.
Sie öffneten die Tür zu einem sehr großen Saal im
asiatischen Stil. Viele Menschen waren darin versammelt
und das Gemurmel von unterhaltenden Leuten drang an
mein Ohr. Nun wurde mir klar, warum Dean darauf
bestanden hatte, dass ich mich im Flugzeug umziehe. Ich
hielt seinen Vorschlag, ein Abendkleid zu tragen
unangemessen für Tibet, doch beim Anblick der
Menschenmenge vor mir wusste ich, dass er recht hatte.
Das hier war ein Empfang der Oberhäupter der meisten
Länder dieser Erde und ich wollte hier mit einem Pullover
hinein! Fast musste ich kichern bei dem Gedanken, wie
viel Aufmerksamkeit mir das eingebracht hätte, aber es
war besser in dem Abendkleid und den High Heels, da fiel
ich kaum auf. Dean schaute sich um und führte mich durch
die Menge zu einem Tisch am Rande, wo er jemanden
gesehen hatte. Max! Ich sah ihn, als er gerade aufschaute,
und fiel ihm in die Arme. Nur kurz, denn auffallen wollte
ich ja nun auch nicht, ich gab ihm einen Kuss und sein
Blick war Entschädigung genug. Der liebe Blick, der mich
fast schmelzen ließ. Er drehte sich um und sagte: „Abu,
darf ich dir Chloé Corin, die Malerin vorstellen?“
„Ah, Miss Corin, ich habe schon viel von Ihnen gehört,
auch wenn nicht alles nur von Max kam“, lächelte er mich
an und gab mir die Hand.
Er sah sehr traditionell aus. Er hatte sich für diesen Abend
ein typisch arabisches Outfit gewählt, um sein Land zu
repräsentieren.
Wir unterhielten uns kurz über unsere turbulente Reise,
dann musste er sich wieder um seine Konferenz kümmern.
Mittlerweile waren ja alle Leute angekommen und es fing
bald an. Ich setzte mich auf den Platz, den Max für mich
reserviert hatte, und schaute mich in Ruhe um. So viele
Menschen aus allen Ländern. Eine wirklich bedeutende
Konferenz findet hier heute statt und ich bin dabei …
Jones hatte gerade einen kurzen Small Talk mit dem
japanischen Präsidenten geführt, dessen Sohn er während
seiner Stationierung in Japan damals kennengelernt hatte,
als er sich weiter durch die Menge bewegte. Er sah, dass
Robert und Louis ähnlich vorgingen und sich nach ihrem
Mann umsahen. Bisher war nichts zu sehen, vielleicht
hatte er es sich ja anders überlegt. Die Sicherheitsleute
von Scheich Abu Said waren sehr deutlich von den
Einheimischen zu unterscheiden, aber dennoch waren es
verdammt viele, und keiner davon verhielt sich bisher
unauffällig … Mr. Chang erreichte den Saal und war stolz,
bei der Planung eine solche Anzahl bedacht zu haben. Er
hatte zwar bei der Planung des Hauses mit einer solchen
Menge gerechnet, aber der Anblick dieser vielen
Oberhäupter ließ ihn erschauern. Die Führung der Welt
war zu Gast in seinem Haus. Plötzlich fühlte er, wie die
Verantwortung der ganzen Welt plötzlich auf seinen
Schultern zulasten begann. War es das, was diese Leute
fühlten? Jeden Tag mit jeder Entscheidung das Wohl ihrer
Landsleute zu bestimmen? Er war Unternehmer, auch er
traf jeden Tag Entscheidungen über das Wohl seiner
Leute, doch wenn die Entscheidungen schlecht waren,
arbeiteten sie eben woanders. Diese Leute mussten über
ganze Völker regieren!
Er versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken und
schaute sich nach Scheich Said um. Sein Sekretär wies ihm
den Weg zum Scheich und er begrüßte ihn auf Arabisch.
Jeder gute Unternehmer begrüßt seinen Geschäftspartner
angemessen, das ist eine sehr höfliche Sitte und auf
diplomatischem Parkett sicher auch nicht unangebracht.
Scheich Said bedankte sich höflich auf Chinesisch für die
Bereitstellung seines Hauses. Dieser Mann war wirklich
sehr höflich!
Er redete kurz mit ihm über die Sicherheitsmaßnahmen
und das es eine Ehre für ihn war Gastgeber einer
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