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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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die Angst und die Schmerzen des Menschen spüren.
    Er holte tief Luft und ritt langsam in den Hof. Spuren im Staub zeigten ihm, wo die Tiere, gewiss schon vor einigen Tagen, zusammen- und dann fortgetrieben worden waren.
    Was auf den ersten Blick wie ein achtlos weggeworfenes Bündel neben dem Brunnen gelegen hatte, bewegte sich nun.
    »Bist du verletzt?«, fragte Justen.
    »Es geht mir blendend. Du musst ein Priester sein … dass du so eine Frage stellst … Dummheit …«
    Justen musste sich anstrengen, um die scharf hervorgestoßenen Worte zu verstehen. Es war das erste Mal, dass er die ältere, niedere Tempelsprache gesprochen hörte. Er stieg ab und sah sich nach einer Stelle um, wo er die Stute festbinden konnte.
    »Rahmra … zu große Angst … dass meine alten Knochen nicht mithalten … hat einen jungen Burschen geschickt.« Der Haufen Lumpen entpuppte sich als grauhaarige Frau, die blicklos in Justens Richtung starrte.
    Justen runzelte die Stirn und wusste nicht, was er antworten sollte. Was machte die Frau am Brunnen und was sollte er nun tun?
    »Bist du … bist du vom Tempel?«
    »Ja, aber aus einer weit entfernten Gegend, Frau«, antwortete er schließlich. Inzwischen hatte er mit den Sinnen herausgefunden, dass sie sich ein Bein gebrochen hatte. »Wie hast du dir das Bein verletzt?«, fragte er.
    »Das erste vernünftige Wort, das du sprichst. Bist du vielleicht ein Heiler? Schön, dass du der alten Lurles helfen willst.«
    Justen band das Pferd hinter dem Brunnen an einen Pfahl und betrachtete die Steinmauer des Brunnens. Ein gerissenes Seil pendelte im leichten Herbstwind hin und her. »Ich kenne mich ein bisschen aus. Bist du gestolpert, als das Seil gerissen ist?«
    »Gestolpert! Dieser Schurke Birsen hat die Stufe unterhöhlt und vergessen, dass die Mutter seiner Frau … vergessen, sage ich, dabei bin ich sicher, dass er es ganz gewiss nicht vergessen hat. Er hat gehofft, die Weißen oder sein mieser Trick würden mich erwischen. Du bist keiner von denen, was?«
    Justen kicherte. »Nein. Ein Weißer Magier verfolgt mich, aber er müsste ein gutes Stück hinter mir sein.« jedenfalls hoffe ich es, fügte er in Gedanken hinzu. »Lass mich sehen, was ich für dich tun kann.«
    Lurles versuchte, sich an dem schrägen Stein aufzurichten, der einmal eine Stufe gewesen war, aber die Welle von Schmerz, die durch ihren Körper fuhr, ließ Justen wie angewurzelt stehen bleiben. »Oh … aaaah …«
    »Ruhig …« Er tastete vorsichtig über die zerlumpte Kleidung – die überraschenderweise fast sauber war – und die faltigen, von der Sonne gebräunten Beine. »Es ist gebrochen.«
    »Natürlich ist es gebrochen. Sonst hätten sie mich doch nicht hier zurückgelassen. Aber ich konnte nicht mit dem Vieh laufen und Firla musste Hyra tragen.«
    »Also gut. Dann werde ich dich auf … zu deinem Lager tragen.«
    »Ich habe ein richtiges Bett. Es ist vielleicht nicht schön, aber es ist ein Bett und es gehört mir.«
    Justen musste grinsen. Die alte Frau gefiel ihm. Aber dann verblasste sein Grinsen. So alt sie auch aussah, sie war gewiss nicht so alt wie seine Mutter und Cirlin wirkte bei weitem nicht alt und verwittert. Sie wog nicht viel und Justen hatte keine Mühe, sie hochzuheben und in die Kate zu tragen.
    »Es ist schon lange her, dass mich das letzte Mal ein kräftiger junger Bursche hochgehoben hat. Das ist es beinahe wert.« Sie lachte rau, um die Schmerzen zu überspielen. »Meines ist das Bett mit dem hohen Kopfende dort in der Ecke.«
    In der Kate gab es nur einen lang gestreckten Raum. An einem Ende stand ein Kochherd, in den Ecken gegenüber dem Herd standen zwei Betten. Zwei Tische, vier Stühle und drei einfache Holzkisten an der hinteren Wand vervollständigten die Einrichtung. Auf dem kleineren Tisch waren einige Eimer und Krüge und verschiedene Kochutensilien gestapelt.
    Justen legte die Frau aufs Bett und betrachtete mit Sinnen und Augen das Bein. Sollte er es versuchen? Natürlich, denn wie konnte er es bleiben lassen? »Ich glaube, ich kann es einrichten.«
    »Einrichten? Was denn?«
    »Die Knochen so stellen, dass sie gut verheilen.«
    »Dann rede nicht lange herum und mach es. So seid ihr Tempel-Leute und Männer eben … immer nur reden und reden.«
    »Es wird weh tun.«
    »Es kann nicht mehr weh tun, als es weh getan hat, Firla zur Welt zu bringen. Daran wäre ich fast gestorben.«
    Justen holte tief Luft. Was sollte er tun? Wenn er das Bein nicht richtete und schiente, würde sie

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