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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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kleinen Trog. Er holte das Pferd und band es wieder fest, wo es trinken konnte. Den zweiten Eimer ließ er auf den Steinen stehen, weil er nichts mitgebracht hatte, um das Wasser nach drinnen zu tragen.
    »Da habe ich doch den Wassereimer vergessen«, erklärte er dem Pferd.
    Drinnen legte er den Rest des Seils, den er nicht gebraucht hatte, wieder in die Kiste. Das obere Stück Seil, das er vom Brunnen entfernt hatte, legte er auf eine Ecke des großen Tischs.
    »Ihr seid aber wirklich nicht sehr praktisch veranlagt, ihr Tempel-Leute.«
    »Nein«, gab Justen lachend zu. Er nahm zwei Krüge vom kleineren Tisch und ging wieder zum Brunnen. Kurz danach kehrte er mit zwei vollen Krügen mit reinem, kaltem Wasser wieder ins Haus zurück.
    Als Erstes half er der alten Frau auf, bis sie sich setzen und an das Kopfende des alten Betts lehnen konnte. Dann ging er zum kleinen Tisch und goss etwas Wasser in einen angeschlagenen Steingutbecher, den er Lurles reichte.
    »Hier.«
    Sie tastete, bis sie den Becher umfasste, dann trank sie gierig.
    Justen zog sich einen Stuhl heran und setzte sich, um die zitternden Beine zu entlasten, ehe er sich selbst einschenkte. Das Wasser half ein wenig und seine Benommenheit schwand.
    »Wir müssen dir etwas zu essen besorgen.«
    »Und für dich selbst wohl auch, junger Bursche?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll – ja, ich brauche auch etwas zu essen. Ich bin kein Engel, der ohne feste Nahrung auf einem Berggipfel leben kann.«
    »Pah … was für ein Unsinn. Nicht der Teil der Legende über die Männer, sondern dass die Frauen ganz unschuldig wären. Wer eine Klinge hat, benutzt sie auch, ob es nun ein Mann oder eine Frau ist. Da gibt’s keinen Unterschied. Nur, dass Männer gehässiger sind.«
    »Essen«, erinnerte Justen sie.
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
    »Du bist kein Tempelpriester, was?«
    »Nein. Und ich bin auch kein Heiler. Ich verstehe ein bisschen davon und wenn du das Bein nicht belastest … wenn du es eine Weile schonst, dann müsste es ordentlich zusammenwachsen.«
    »Du musst ein Schwarzer Teufel sein … und kein Weißer.«
    »Wenn du es unbedingt so ausdrücken willst – ja, es ist richtig«, gab Justen zu. »Ich komme aus Recluce.«
    »Und warum hast du dich mit der alten Lurles abgegeben?«
    »Ich brauche etwas zu essen und du brauchst Hilfe.« Justen verfluchte sich innerlich, weil er mit dieser alten, kranken Frau so schonungslos ehrlich war, aber irgendwie war es ihm wichtig, wenigstens sie nicht zu täuschen.
    »Du hättest mich einfach liegen lassen können.«
    »Nicht nachdem ich gesehen habe, dass du verletzt bist.«
    »Warum brauchst du etwas zu essen?«
    »Ich wurde bei den Kämpfen von meinem Bruder getrennt. Ich habe versucht, eine Stelle zu finden, wo ich den Fluss überqueren kann, aber in Rohrn waren die Brücken zerstört. Ich hatte gehofft, hier irgendwo eine Furt zu finden, aber ich muss die Straße zum Fluss übersehen haben.«
    »Wahrscheinlich war Magie im Spiel. In Rohrn gibt es eine Abzweigung mit drei Wegen – die beiden Brücken und die Straße am Fluss entlang. Aber Furten gibt es vor der Brücke in Clynya nicht. Dort ist der Fluss ziemlich tief. Wenn du von hier aus den Weg weitergehst, geht es allmählich bergauf. Unmerklich nur, es sei denn, du bist müde.«
    Justen füllte ihr nachdenklich den Becher nach und reichte ihn ihr noch einmal.
    »Im Loch neben dem kleinen Tisch sind Brot und Käse.«
    »Bist du sicher?«
    »Du riechst wie ein anständiger Bursche. Du redest wie ein anständiger Bursche und du handelst wie ein anständiger Bursche. Ich habe mich schon mehr als einmal geirrt und ich könnte mich wieder irren. So ist das Leben.« Sie lachte und trotz der geschwärzten Zähne und der Zahnlücken konnte Justen sehen, dass sie einmal hübsch gewesen sein musste. Er schluckte, stellte den Krug beiseite und ging zum kleinen Tisch.
    Im Loch lagen mehrere alte Brotlaibe und zwei in Wachs eingewickelte große Stücke Hartkäse. Ein Paket war geöffnet und ungeschickt wieder verschlossen worden. Er nahm dieses Stück und einen Brotlaib und deckte den Stein wieder auf das Versteck, ehe er sich aufrichtete.
    »Wie viele Scheiben Käse und Brot willst du?«
    »Meine Güte, von einem jungen Burschen im eigenen Bett Käse und Brot serviert bekommen …« Sie lachte wieder. »Eine dicke Scheibe, eine nur.«
    Justen schnitt von Brot und Käse je drei dicke Scheiben ab und legte sie auf einen Holzteller. Er nahm Lurles den Becher ab,

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