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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wahrscheinlich sterben oder zumindest nie wieder richtig laufen können.
    Er brauchte drei Anläufe, die mit drei Wellen von weißem, heißem Schmerz einhergingen, um die Knochenenden zusammen zu bringen. Beim letzten Versuch wurde die Frau bewusstlos und Justen wäre beinahe selbst zusammengebrochen.
    Als er wieder gerade stehen konnte, sah er sich nach etwas um, mit dem er das Bein schienen konnte. Nach kurzer Suche in der Kate ging er nach draußen zur Scheune, wobei er versuchte, dem Dung und dem schlimmsten Gestank einigermaßen auszuweichen. Ein einzelnes Huhn, das die Besitzer anscheinend übersehen hatten, saß gackernd auf einem Dachsparren.
    Ein Seil fand er nicht, aber dafür drei Stangen und eine alte Tierhaut, die fest genug schien, um in Streifen geschnitten zu werden.
    Lurles war noch bewusstlos, als er zurückkehrte. Eine der Stangen war zu lang. Er brach sie durch und schnitt das Ende mit dem Messer zu. Dann bereitete er eine Reihe Riemen vor, um die Stäbe an ihrem Bein festzubinden. Er runzelte die Stirn. Er konnte das Bein nicht schienen, ohne es noch einmal zu bewegen. Außerdem musste die Bruchstelle besser abgestützt werden. Wieder durchsucht er die Kate, bis er etwas gefunden hatte, das nach einem alten Schneidebrett aussah. Er schnitt den Rest des Fells zu einem Rechteck, das er aufs Brett legte. Das Brett schob er unter den Bruch. Schließlich wickelte er die restliche Haut um das Bein, befestigte die Stäbe und band sie mit den Riemen so fest, wie er es für sicher hielt. Als er fertig war, flößte er ihrem Bein etwas Ordnung ein, wobei er sich auf die Bruchenden konzentrierte.
    »Ooooh …«
    »Bleib ruhig. Das Schlimmste ist vorbei.«
    »Hat nicht so weh getan wie bei Firla.«
    »Das freut mich.« Justen schüttelte den Kopf. Wenn sie bei diesem ungeschickten Einrichten des Beinbruchs weniger Schmerzen gehabt hatte als bei der Geburt ihres Kindes, dann wollte er vorläufig mit Geburten nichts zu tun haben. »Ich muss etwas finden, das dir hilft, dich zu bewegen, sobald du aufstehen kannst. Im Augenblick darfst du aber das Bein überhaupt noch nicht bewegen.«
    »Wenn ich hier liegen bleibe, muss ich verhungern.«
    »Nicht sofort.«
    »Birsen hatte noch einen Stab. Er liegt unter dem Bett.«
    Justen holte den schweren Stab und stellte ihn neben ihr Bett. »Hier ist er.«
    Sie tastete herum, bis sie ihn gefunden hatte. Dann sagte sie: »Durst.«
    »Ich versuche, den Eimer heraufzuholen und das Seil zu flicken.«
    »In der dritten Kiste ist noch ein Stück Seil.«
    Justen öffnete die Kiste und fand ein kurzes Hanfseil, zwei Schlegel und ein in geölte Lumpen gewickeltes Sägeblatt. Er nahm das Seil, schloss die Kiste und drehte sich um. »Ich, bin gleich wieder da. Ich muss den Eimer heraufholen und mein Pferd tränken.«
    »Keine Sorge, ich laufe nicht weg.«
    »Das ist freundlich von dir.«
    Draußen hatte inzwischen ein leichter Nieselregen eingesetzt. Er sah nach Norden, wo sich dicke Wolken zusammenballten. Es war noch früh am Nachmittag und der Regen würde wohl bis zum Abend nicht aufhören. Er hatte nicht einmal einen wasserdichten Umhang oder eine Plane. Er schluckte, als er sich an die Soldatin erinnerte, die er in eine Plane eingewickelt und begraben hatte. Nein, diese kleine Geste hatte sie verdient. Er schüttelte den Kopf und schaute in den Brunnen.
    Die Stute begrüßte ihn mit empörtem Wiehern.
    »Ich weiß, Mädchen, ich weiß. Du bist durstig und hungrig«, antwortete Justen ihr.
    Der Brunnen war höchstens acht Ellen tief und das abgerissene Seil hatte sich fast in Reichweite seiner Arme verfangen.
    Während er sich am stabilen Pfosten neben dem Brunnen festhielt, konnte Justen sich weit genug vorbeugen, um das Seil zu packen. Er runzelte die Stirn, als er es heraufgezogen hatte. Es war nicht gerissen, sondern beinahe glatt durchgeschnitten. Um zu verhindern, dass die Weißen Wasser bekamen? Oder um die alte Frau loszuwerden?
    Justen stellte fest, dass er Birsen nicht leiden konnte. Er schnitt vier Ellen vom anderen Seil ab und knotete es an das abgeschnittene Stück. Das kurze obere Stück löste er und steckte er sich hinter den Gürtel, ehe er den Eimer hinunterließ, wieder hochhob und am Brunnenrand abstellte. Er prüfte das Wasser mit seinen Sinnen und gab der leicht trüben Flüssigkeit etwas Ordnung ein. Als er den Ordnungs-Spruch sagte, wurde ihm fast schwindlig, und ihm wurde bewusst, wie groß sein Hunger inzwischen war.
    Dennoch kam der erste Eimer in den

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