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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zugleich. Du weißt mehr und du hast mehr Gründe, dich zu fürchten. Aber du solltest dich nicht fürchten. Du bist stark genug, wenn du dir selbst vertraust.«
    »Und wann soll ich diese Prüfung nun ablegen?« »Wann immer du willst. Wir müssen dazu noch einmal nach Merthe gehen.«
    »Können wir es gleich morgen tun?« Dayala nickte.

 
LXXXVI
     
    J usten saß auf der Kante des schmalen Betts und blickte durch die Dunkelheit zu Dayala hinüber, die auf ihrem Lager eine dünne Decke ausbreitete, die das Gästehaus ihnen zur Verfügung gestellt hatte.
    Irgendwo konnte er Duvalla leise singen hören, und der Duft von frisch gebackenem Brot wehte durchs halb offene Fenster herein. Nur vereinzelte Stimmen waren draußen zu hören, Worte konnte er keine verstehen. Selbst im Zentrum von Merthe war es noch ruhiger als am Ortsrand von Rybatta.
    »Es muss doch irgendwelche Regeln für die Prüfung geben«, flehte Justen beinahe verzweifelt. »Oder soll ich einfach zum Hügel vor dem Wald gehen und sagen: ›Hallo, Großer Wald, hier bin ich‹, und dann gehe ich wieder weg?«
    »Wenn der Große Wald dich zur Prüfung annimmt, dann ist es nicht ganz so einfach. Sollte er dich aber nicht annehmen, so wird es auch keine Prüfung geben. Doch es gibt gewisse Regeln. Du musst den Großen Wald auf dem Weg betreten, der zwischen den schwarzen Felsen bergab führt. Du musst immer auf dem Weg bleiben, bis du das Ende erreichst oder nicht weiter kannst, und dann musst du auf dem gleichen Weg zur Straße und auf der Straße nach Merthe zurückkehren.« Dayala holte tief Luft und fügte hinzu: »Ich bin gebeten worden, dich zu unterrichten, dass du die Wahl hast.«
    »Was für eine Wahl?«
    »Du musst zwischen dem sicheren und dem ruhmreichen Weg wählen. Das ist die einzige Wahl, die du hast.«
    »Der sichere oder der ruhmreiche Weg? Was hat das zu bedeuten?«
    Dayala senkte den Blick.
    Schließlich stellte Justen die nächste Frage. »Und wann ist die Prüfung beendet?«
    »Wenn du den Fuß wieder auf die Straße nach Merthe setzt.«
    »Also ist es alles in allem wohl ein Beweis für den Willen und die Bereitschaft, den richtigen Weg zu finden.« Justen nickte, dann runzelte er die Stirn und drehte sich auf dem schmalen Lager herum. »Dayala, bei dir klingt immer alles so einfach, aber in Wirklichkeit ist es das überhaupt nicht.«
    »Einfach ist nicht das Gleiche wie leicht. Es war einfach, den Weg durch die Steinhügel nach Naclos zu finden, aber war es ein leichter Weg?«
    »Warum gerade ich? Warum hast du dein Leben riskiert, um mich zu holen? Warum hast du es noch einmal riskieren müssen, als ich mich im Großen Wald verirrt habe?«
    Sie senkte nur den Blick, ohne zu antworten.
    Justen saß schweigend da, trommelte mit den Fingern auf dem Bettgestell und wartete.
    »Justen, du siehst es, aber du erkennst es nicht. Wie könnte ich mein Leben mit deinem verbinden und dich dann unnötig in Gefahr bringen?« … ich liebe dich doch …
    Justen sah die Tränen in ihren Augen und er spürte ihre Trauer und die Verzweiflung dahinter. Auch seine Augen brannten. »Aber warum? Warum hast du dein Leben mit meinem verbunden?« Er bekam die Worte kaum heraus. »Du musstest … du musstest mich doch nicht retten.«
    »Aber du bist ein Former. Was du … was du lernst, wenn du die Prüfung überlebst, wird dir helfen, die Welt zu verändern … und kein Former, den die Engel auserwählt haben, darf allein sein.« Die letzten Worte waren eher ein Schluchzen als ein verständlicher Satz.
    Ein kalter Schauer lief Justen über den Rücken, kälter als die Winde draußen auf dem Nordmeer.

 
LXXXVII
     
    J usten ging allein, bekleidet mit einer braunen Hose, braunem Hemd und seinen alten, schwarzen Stiefeln. Er und Dayala waren von Rybatta aus über Viela nach Merthe gewandert, wo sie auf ihn warten würde. Jetzt lief er dem Saum des Großen Waldes entgegen zu dem Aussichtspunkt auf dem Hügel, wo sein Weg beginnen sollte, und bemühte sich, nicht zu sehr über das nachzudenken, was ihn wohl im Großen Wald erwarten mochte. Er versuchte, nicht an die Druidin zu denken, die für ihn empfand wie eine Geliebte und doch nicht seine Geliebte war. Noch nicht. Im Grunde wollte er überhaupt nicht nachdenken.
    Einst hatte er sich Naclos als eine Art Park vorgestellt, wo Bäume, Tiere und Druiden einträchtig und friedlich miteinander lebten …
    An einer Weggabelung blieb er stehen. Eine Abzweigung führte ins Grasland hinaus, die zweite durch

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